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Die Unparteiischen haben zu viel Macht

Die Unparteiischen haben zu viel Macht

Ein Kommentar von Gerfried Nagel

Handball-Österreich ist um ein Achtelfinale reicher und gleichzeitig um ein Viertelfinale ärmer geworden. Die Schiedsrichter-Debatte ist so alt wie das Spiel selbst, nur nimmt Handball dabei eine Sonderstellung ein.

Es ist immer noch der einzige Sport ohne klar definierte Regeln in puncto Bewertung von Zweikämpfen. Stürmerfoul, Abwehr im Kreis, Sieben-Meter, Neun-Meter, Gelbe Karte, zwei Minuten,  laufen lassen - alles ist möglich. Das verschafft den Unparteiischen eine unverhältnismäßig große Macht. Ebenso schlimm: Wer das Spiel nie selbst gespielt hat, wird es nur schwer oder wahrscheinlich gar nicht begreifen!

Wie soll die Sportart breitenwirksam gemacht werden, wo neue Fans gewonnen werden? Schauen sich vier Handballer ein Spiel gemeinsam an, dann werden manche Situationen auf ebenso viele Arten bewertet. Schauen vier Nicht-Handballer, wird aufgrund von Unverständnis weggeschaltet. 

Der Handball-Weltverband (IHF) hat vor dem Turnier die Direktive ausgegeben, dass die Angriffsspieler mehr geschützt werden sollen. Schon wieder! Dieser Auftrag erwirkte viele fragwürdige Entscheidungen und gipfelte im gestrigen Spiel der Österreicher.

Es ist Zeit, im Handball endlich die Grauzonen abzuschaffen und dem Sport einen würdigen Rahmen zu geben - und damit sind sicher nicht auf 17 Grad klimatisierte Riesen-Hallen in der Wüste gemeint!

Für Österreichs Nationalteam war es ein historisches Turnier! Erstmals hat sich das rot-weiß-rote Männerteam für ein Achtelfinale qualifiziert. Starke Leistungen in der Gruppenphase haben den Weg geebnet und sieht man vom Mazedonien-Spiel ab, war das Turnier ein voller Erfolg. Das isländische Know-How und die hausgemachte Leidenschaft sind seit der Grundsteinlegung von Dagur Sigurdsson das Erfolgsrezept.

Was aktuell zurückbleibt, ist die bittere Erfahrung, dass Geld unseren Sport nicht nur regiert, sondern nach Belieben verändern kann.  Was längerfristig bleibt – hochtalentierte, junge Österreicher die sich bewiesen haben und hoffentlich eine Debatte über den Sport als Ganzes. Denn Wildcards und Wüstensand sind nicht die richtigen Zutaten, um diesen Sport endlich zu professionalisieren.