news

Sein Rücken kann doch entzücken

Sein Rücken kann doch entzücken

Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Zwar waren die Gemüter der österreichischen Handballer nach dem 38:28-Sieg im zweiten Testspiel über die Schweiz allesamt recht heiter, bei Roland Schlinger war das Grinsen dann aber noch ein wenig breiter.

Der Harder, der zu den Leistungsträgern in der ÖHB-Auswahl gehört, drohte wegen eines Hexenschusses für die am 15. Jänner beginnende WM in Katar auszufallen.

Das wäre ein schwerer Schlag für die rot-weiß-roten Achtelfinal-Hoffnungen gewesen. Eine Sorge, die sich am Donnerstag-Abend jedoch in Luft auflöste.

Ohne Schmerzmittel

"Heute wollte ich es für mich selbst wissen, habe deshalb auch auf Schmerzmittel verzichtet", gestand Schlinger nach der Partie im Gespräch mit LAOLA1. Sein Hintergedanke sei gewesen, dass er sehen wollte, wie schlimm die Verletzung tatsächlich ist.

"Schließlich wäre es auch unfair gegenüber den Teamkollegen gewesen, wenn ich nicht voll fit mitfahre und jemand anderem den Platz wegnehmen würde", so der 32-Jährige.

Die Fans in der Kremser Sporthalle mussten sich in Bezug auf die Frage nach Schlingers Zustand allerdings ein wenig in Geduld üben, denn der ehemalige Deutschland-Legionär wurde von Johannesson zu Beginn draußen gelassen. Von der Bank aus musste er die nervöse Anfangsphase seiner Mannschaft mitansehen, als fünf technische Fehler zu einem 3:7-Rückstand führten.

Psychische Bremse

Mitte der ersten Halbzeit wurde Schlinger eingewechselt und sorgte gemeinsam mit Janko Bozovic für viel Schwung und Gefahr aus dem Rückraum.

Mit einer Portion Selbstbewusstsein nahm sich Schlinger auch einige schwierige Würfe, die ihm zu einem überwiegenden Teil aufgingen. Mit sechs Treffern war er hinter den beiden Flügel-Spielern Robert Weber und Raul Santos (je sieben) erfolgreichster ÖHB-Werfer.

Keine Spur von einem durch den Rücken schaumgebremsten Schlinger. Wobei die Verletzung - wie er zugibt - nur schwer aus dem Hinterkopf zu verbannen sei. "Nach meinem Bandscheibenvorfall muss ich aufpassen mit dem Rücken. Da wird man hellhörig, wenn er zwickt."

Gerechnet hatte er nach dem Hexenschuss vor ein paar Tagen schon mit dem Schlimmsten. "Ich konnte mich praktisch nicht mehr bewegen. Wegen einer ähnlichen Verletzung hatte ich zuletzt sieben Wochen pausieren müssen." Ein Horrorszenario, das sich letztlich allerdings nicht bewahrheitete.

Herantasten an das WM-Niveau

Um bei der WM, wo aus der Vorrunden-Gruppe mit Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, dem Iran und Tunesien die besten Vier in das Achtelfinale aufsteigen, möglichst weit zu kommen, wird Österreich einen starken Schlinger brauchen.

Wobei der Routinier im ersten Schweiz-Test von Youngster Nikola Bilyk (vier Tore) gut vertreten wurde. Im zweiten Aufeinandertreffen mit den Eidgenossen nahm zeitweise Dominik Schmid die Position im linken Rückraum ein, konnte aber nur wenige Akzente setzen.

Der Bietigheim-Legionär fiel etwas überraschend der letzten Kader-Reduktion zum Opfer. Die übriggebliebenen 18 Mann laufen am Montag in Paris gegen Olympiasieger Frankreich zum letzten großen Härtetest auf.

"Das ist etwas Besonderes, als Trainer habe ich noch nie gegen Frankreich gespielt", gibt sich Johannesson gewohnt kämpferisch. Für das ÖHB-Team ein passender Gegner, geht es doch zum WM-Auftakt mit Gruppenfavorit Kroatien gegen ein ähnliches Kaliber.

Johannesson: "Ich wollte gegen einen starken Gegner spielen, da sieht man, wo man steht."

Aus Krems berichtet Reinhold Pühringer