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"... dann glaubt jeder wir sind Weltmeister"

Zum Auftakt des Handball-"goldgas-Cups" in Tirol hatte Österreich noch 24:25 gegen Tschechien verloren, doch dann folgten ein 27:25 Sieg über Griechenland und am Samstag nach einem 15:19-Pausenrückstand der überraschende 36:29-Erfolg über den EM-Sechsten Slowenien.

Österreich sicherte sich damit den Turniersieg. Doch das wollte Nationaltrainer Patrekur Johannesson nicht überbewerten, seine volle Konzentration gilt den WM-Qualifikationsspielen im Juni gegen Mazedonien.

Weiterentwicklung im Vordergrund

"In Österreich ist es immer das Gleiche, wenn wir ein Freundschaftsspiel gewinnen, glaubt jeder wir sind Weltmeister", sagte isländische Coach.

"Für mich wäre es auch kein Problem gewesen, hätten wir dieses Spiel mit zehn Toren verloren." Wichtig sei ihm, dass sich die Mannschaft weiterentwickele und junge Spieler eingebaut würden.

Mazedonien bleibe auf jeden Fall der klare Favorit in den beiden Quali-Spielen. "Weil die waren bei der letzten EM in Serbien Fünfter, wir waren gar nicht dabei."

Im Vorfeld des Turniers hatte Johannesson davon gesprochen, dass gerade das Spiel gegen die Slowenen so wichtig sei, weil die ein ähnliches System praktizieren wie Mazedonien.

Nach dem Sieg am Samstag relativierte der Nationaltrainer jedoch: "Leider haben sie in der Abwehr nicht so gespielt, wie wir erwartet haben."

"Habe ein schönes Problem"

Im Trainingslager in Innsbruck im Zuge des "goldgas-Cups" wollte Johannesson in der Abwehr gerade das 5:1- und das 6:0-System üben.

"Doch das ging nicht, weil die beiden Hermann-Brüder verletzt ausfielen", erklärte der Trainer, der gegen Slowenien zudem auf Vytautas Ziura sowie die beiden Stamm-Goalies Nikola Marinovic und Thomas Bauer verzichtete.

Dafür hielt Wolfgang Filzwieser sensationell und wehrte 22 Schüsse ab, darunter drei Siebenmeter. Der Tormann von Krems empfahl sich nachdrücklich für das Team. Johannesson bekannte lachend: "Jetzt habe ich ein Problem, aber ein schönes Problem. Wen soll ich aufstellen."

Kritik an Jugendarbeit

Das Team wird sich erst im Juni, knapp vor den entscheidenden beiden Spielen gegen Mazedonien wieder treffen. "Ich werde die Spiele jetzt noch genau analysieren und dann mit den Spielern telefonieren", kündigte der Nationaltrainer an. "Ich hoffe alle bleiben gesund und die Jungen entwickeln sich weiter."

Wobei Johannesson in Österreich ein prinzipielles Problem sieht, dass die Jungen in den Vereinen zu wenig forciert werden, sie auf Kosten von Ausländern zu wenig Einsatzminuten erhalten.

"Der Verband und die Vereine müssen sich zusammensetzen und einmal sagen, was sie wollen. Wollen wir uns in den nächsten Jahren weiterentwickeln oder nicht", kritisierte Johannesson.

"Denn phasenweise spielen wir schon sehr gut und können mithalten. Es fehlt aber die Konstanz gerade bei den Jungen."

Lob für Leoben-Youngster

Ausdrücklich nahm der Nationaltrainer jedoch den erst 19-jährigen linken Flügelflitzer Raul Santos von Leoben aus dieser Kritik, der war mit acht Treffern bester Werfer im Spiel gegen Slowenien.

"Was der in dieser Partie gelaufen ist, hätte ich ihm nicht zugetraut", lobte Johannesson. Die Mazedonier verpassten indes beim Olympia-Qualifikationsturnier in Schweden nach Niederlagen gegen Ungarn (26:28) und Schweden (23:27) die Teilnahme an den Spielen in London.