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"Wir spielen selber gerne hart"

Der HC Hard ist der amtierende Meister, steht aber vor dem zweiten Finalspiel gegen die Fivers mit dem Rücken zur Wand. Die Vorarlberger haben das erste Duell zu Hause 28:29 verloren und sind nun in der Wiener Hollgasse am Samstag (18:35 Uhr) zum Siegen verdammt.

Die Wogen vor dem Showdown in der Bundeshauptstadt gingen zuletzt hoch, auch weil Hard-Trainer Markus Burger einmal mehr die harte Spielweise der Fivers kritisiert hatte.

„Wir haben die ständigen Harder Versuche, die Schiedsrichter zu beeinflussen satt. Wir wollen Handball spielen. Fair, hart und auf hohem Niveau“, ließ Fivers-Manager Thomas Menzl  via Vereinshomepage ausrichten.

Im Gespräch mit LAOLA1 nimmt der Vorarlberger Coach zu seinen Äußerungen Stellung, spricht über die letzte Partie und den vermeintlichen Vorteil, dass die Wiener ohne ihren gesperrten Kapitän Christoph Edelmüller auskommen müssen.

LAOLA1: Ihr habt das erste Spiel verloren. Hast du das Gefühl, dass man das Spiel gegen Ende hin ein wenig aus der Hand gegeben hat?

Markus Burger: Das war ganz sicher so. Wir haben eigentlich alles richtig gemacht und spielerisch hat es gepasst. Doch wir waren nicht schlau genug, diese Linie durchzuziehen und geduldig auf unsere Chance zu warten. Der Wechsel im Tor der Fivers hat uns aus dem Rhythmus gebracht. Wir hatten uns auf Sergyi Bilyk gut eingestellt, doch Bastian Molecz hat uns den Zahn gezogen. Er kam rein, hielt drei, vier Bälle und das hat den Fivers wieder Auftrieb gegeben. Sie waren eigentlich schon weg, das hat man auf der Bank gesehen.

LAOLA1: Wie reagiert man als Trainer, wenn man mitbekommt, dass der Mannschaft das Spiel entgleitet und die Geduld im Abschluss abhandenkommt? Kann man da noch Einfluss nehmen oder muss man hoffen, dass die Führungsspieler das Ruder wieder herumreißen?

Burger: Das wäre natürlich die Situation, die man sich wünscht. Wenn du kein Timeout mehr hast, musst du dich auf deine Spieler verlassen. Solltest du noch eine grüne Karte haben, machst du kurz eine Ansage und dann ist aber auch der Spieler gefordert, der die Führung hat, dies umzusetzen. Doch man darf auch die nervliche Situation nicht unterschätzen, wenn man vor heimischer Kulisse gewinnen muss. Da ist es dann nicht so einfach, immer die richtige Entscheidung zu treffen. Aber wir haben schlicht die Tore nicht gemacht, obwohl wir teilweise freie Würfe hatten.

LAOLA1: Bernd Friede wurde im letzten Jahr noch zum „Handballer des Jahres“ ausgezeichnet. Heuer ist er nur noch Rückraumspieler Nummer vier. Wie kommt das?

Burger: Bei ihm merkt man nunmal, dass er einen neuen Job hat und unter anderem die Krafttrainings am Mittag nicht mehr bestreitet. Er arbeitet 100 Prozent und da ist klar, dass er Kraft lässt und nicht mehr so aktiv sein kann, wie dies noch im letzten Jahr der Fall war.

Der Ausfall von Edelmüller ist für Burger kein Faktor

LAOLA1: Eure Rückraum ist relativ jung. Fehlt dir im Aufbau ein erfahrener Mann wie Friede?

Burger: Auf jeden Fall. Für die Linie, den Zug aufs Tor und die Ansage der richtigen Spielzüge, wäre er natürlich genau der richtige Mann. Er hat die Routine und weiß, was zu tun ist, aber man muss auch sagen, dass wir im ersten Finale die Chancen herausgespielt, nur das Tor haben wir nicht getroffen. Wir haben drei, vier Würfe hintereinander versiebt und die Fivers hatten das Glück, dass viele Würfe  vom Pfosten auch noch hineinspringt. Dann wird es eben schwierig.

LAOLA1: Immer wieder wird von eurer Seite die harte Gangart der Fivers kritisiert. Für Außenstehende ist es langsam ein alter Hut und es klingt teilweise nach einer Ausrede. Kann man sich auf die harte Spielweise denn nicht einstellen und daran gewöhnen?

Burger: Lassen wir uns Klartext sprechen. Es ist doch nicht nur gegen uns so, sondern war auch schon im Halbfinale gegen Bregenz der Fall, als man Lucas Mayer mit dem Ellbogen aus der Luft holte. Da frage ich dann, wie man sich an so etwas gewöhnen oder auf Dauer akzeptieren soll. Das Problem ist, die Spieler werden nicht geschützt. Die Härte ist mir egal, denn auch wir spielen gerne hart, aber es werden Grenzen überschritten und von höheren Stellen nicht reagiert. Das ist doch keine Ausrede, das ist Fakt. Wenn sogar Schiedsrichter-Beobachter zu uns sagen, wir sollen eben beginnen zurückzuschlagen, dann kann ich mich nur wundern! Was ist denn das für eine Lösung? Nochmals, ich rege mich nicht über Härte auf, denn das machen wir genauso, es geht immerhin um den Meistertitel und da will jeder alles geben. Aber die Attacken auf Spieler, die sich in der Luft befinden, sind einfach nicht zu tolerieren. Es wird erst reagiert, wenn sich ein Spieler wirklich schwer verletzt. Sollte ein Spieler meiner Mannschaft so einen Fehler machen, hätte ich auch ein großes Problem damit. Ich sage aber nicht, dass dies der Grund ist, warum wir verloren haben. Das haben wir schon uns selbst zuzuschreiben. Daher kann ich den Vorwurf der Ausrede nicht so stehen lassen. Wir werden die Antwort auf dem Platz geben.

LAOLA1: Kommen wir zurück zum Sportlichen. Christoph Edelmüller ist gesperrt. Das könnte ein großer Vorteil für euch sein.

Burger: Er ist ein super Kreisläufer und hat auch endlich die Chance im Nationalteam bekommen. Aber Bregenz hatte die Möglichkeit in beiden Halbfinals gegen die Fivers zu gewinnen, die ohne Markus Kolar auskommen mussten und in Spiel zwei gute 22 Minuten auch ohne Romas Kirveliavicius. Was hat es ihnen gebracht? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Mannschaft in so einer Situation näher zusammenrückt und über sich hinauswächst. Aus so einem Ausfall Kapital zu schlagen ist gar nicht so leicht, denn wir kennen die Spielweise von Edelmüller und können uns auf ihn einstellen. Jetzt wissen wir nicht, was auf uns zukommt. Wir haben drei, vier Varianten trainiert, aber man kann sich nicht sicher sein, dass uns dieser Ausfall zum Vorteil gereicht. Der Aufbau der Fivers ist sehr stark, kann sein, dass sie den Kreis nicht mal brauchen. (Hier geht es zum Interview mit Christoph Edelmüller)

LAOLA1: Bevor es in der Hollgasse auf das Parkett geht. Wirst du noch eine ordentlich Kabinen-Ansparche halten, um deine Mannschaft zu motivieren?

Burger:  Ich mache kein großes Theater daraus, sondern versuche mein Team so vorzubereiten, dass es weiß, dass wir die Waffen haben, um den Gegner zu bezwingen. Vor dem Spiel spricht man nochmals über die Taktik und stellt sicher, dass jeder den Spielplan verinnerlicht hat. Wie ich reagiere und was ich zu den Spielern sage, hängt auch von der Situation ab, ob man sie aufwecken oder eher neutralisierend einwirken muss.

LAOLA1: Abschließend, warum gewinnt Hard in Wien?

Burger: Wir werden den Spieß umdrehen und zeigen, dass wir der amtierende Meister sind. Wir werden bis zur letzten Sekunde kämpfen und als Sieger aus dieser Halle gehen.

Das Interview führte Sebastian Rauch