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"Man wollte nicht, dass wir gewinnen"

Bregenz reagiert mit einem offenen Brief (Hier kannst du das Schreiben nachlesen) auf die Schiedsrichter-Leistung vom vergangenen Spieltag gegen Hard. Das Spiel ging mit 25:26 verloren, was Bregenz teilweise auch den Unparteiischen zuschreibt.

Der Rekordmeister fühlt sich aufgrund der Performance des Gespanns Christoph Hurich und Denis Bolic benachteiligt und tut seinem Ärger nun öffentlich Kund.

LAOLA1 hat bei den Vorarlbergern nochmals nachgefragt und die Gründe für die Empörung erfahren. Der Sportliche Leiter Roland Frühstück erklärt die Sachlage, schildert die Probleme mit HLA-Schiedsrichtern und fordert von den Unparteiischen mehr Konzentration und professionellere Vorbereitung.

LAOLA1: In einem offenen Brief schreibt Bregenz wörtlich, „Da wollte jemand, dass wir nicht gewinnen“. Somit unterstellt ihr dem Schiedsrichter-Gespann, euch absichtlich benachteiligt zu haben.

Roland Frühstück: An diesem Spieltag war zunächst mal die Ansetzung sehr unglücklich. Junge Schiedsrichter, die eigentlich Nachwuchshoffnungen sind, mit einem solchen Derby zu betrauen, ist nicht optimal. Bei Bregenz geht es um Platz vier im Meister-Playoff und damit ist man direkter Konkurrent Leobens. Bei Leoben spielt der Bruder des Schiedsrichters Hurich, der das Derby gepfiffen hat.  Das ist für den Schiedsrichter schwer, aber noch schwieriger für den Trainer und die Spieler, die mit diesem Unparteiischen umgehen müssen.

LAOLA1: Was ist der genaue Vorwurf an den Schiedsrichter?

Frühstück: Wenn man sich die Schlussszenen ansieht, wird man das Gefühl nicht los, dass sich da gewisse Dinge im Unterbewusstsein abspielen. Er ist Jurist, daher glaube ich nicht, dass er es vorsätzlich getan hat, aber im Endeffekt wollte er nicht, dass wir gewinnen. Wir erzielen ein klares Tor, das nicht zählt, wo auch die Fernsehbilder nicht auflösen, warum es nicht gegeben wurde. Im Anschluss macht Hard einen Treffer durch Dominik Schmid, wo klar ersichtlich ist, dass Schritte vorausgegangen sind. Auch die Rote Karte gegen Paul Barbarskas war nicht richtig. Ich habe das Gefühl, dass wir in den letzten sieben Spielen sicherlich viermal ordentlich benachteiligt wurden. Mit Vorsatz oder nicht - das will und kann ich nicht sagen. Aber wenn Schiedsrichter schwere Fehler machen und zwei Drittel davon gegen Bregenz sind, dann tut uns das eben weh.

LAOLA1: Warum glaubst du, gehen die Pfiffe ausgerechnet gegen Bregenz?

Frühstück: Ich hoffe, es ist Zufall. Es kann aber auch sein, dass man lange Jahre zu souverän war und nun, wo man nicht mehr so gut ist, von manchen etwas zurückbekommt.

LAOLA1: Der Erfolg der Vergangenheit fällt euch somit auf den Kopf.

Frühstück: Ja, ein bisschen schon.

Frühstück lässt seinem Unmut freien Lauf

LAOLA1: Nun will man sich auch beteiligen, die Dinge zu verbessern. Vorarlberg stellt kein HLA-Schiedsrichter-Paar. Da sollte man doch ansetzen.

Frühstück: Das ist richtig und ein Zeichen der Schwäche. Wir sollten natürlich auch ein Duo haben, aber das können wir auch nicht ändern. Wir probieren im Verein Schiedsrichter hochzuziehen, aber das klappt nicht. Was wir als Verein versuchen, wir schicken immer wieder Videos von Spielszenen von klaren Benachteiligungen an den Schiedsrichter-Ausschuss, damit die Unparteiischen die Sequenzen nochmals anschauen können und hoffentlich diese Fehler nicht mehr machen.

LAOLA1: Wird das von den Schiedsrichtern auch gesichtet, bekommt ihr Feedback, ob das auch etwas bringt?

Frühstück: Nein, Feedback bekommen wir keines, aber wir hoffen, dass das angesehen wird. Ich habe auch mit dem Einteiler der Schiedsrichter-Gespanne und dem Generalsekretär  gesprochen, damit man nicht mit dem Gefühl in die Spiele geht, man würde benachteiligt werden. Die Schiedsrichter müssen sich auf einen Wettkampf gut vorbereiten und konzentriert zu Werke gehen und da habe ich das Gefühl, dass es Besagte nicht so professionell angehen, wie das von uns gewünscht wird.

LAOLA1: Vielleicht könnte man da mit besserer Bezahlung etwas erreichen.

Frühstück: Ich weiß nicht was ein Schiedsrichter verdient, aber ich denke, das ist nicht so schlecht. Wir haben keine Profi-Schiedsrichter, aber wir haben auch nur wenige Profi-Spieler.

Frühstück fühlt sich in einigen Spielen benachteiligt

LAOLA1: Immer wieder Thema ist die Respektlosigkeit der Schiedsrichter den Mannschaften gegenüber. Bringen denn die Mannschaften und Vereine den nötigen Respekt für die Schiedsrichter auf?

Frühstück: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass dies ein Geben und Nehmen ist. Wir brauchen die Schiedsrichter, denn ohne sie können wir nicht Handball spielen. Ich bin auch nicht jede Woche am Schimpfen, sondern das hat sich aufgestaut und hat einen Punkt erreicht, wo man was sagen muss.  Unsere Schiedsrichter kümmern sich aber viel zu sehr auf die Spielerbank und den Trainer bzw. die Geschehnisse dort, anstatt ihren Fokus und Konzentration auf das Spielfeld zu richten. Teilweise spitzen die Unparteiischen extra die Ohren, um mögliche Beleidigungen mitzubekommen. Wenn ich einem Verein Gutes will, dann stelle ich mich eben auf die andere Seite zu den Zuschauern und nicht auf jene, wo die Spielerbank ist. Dann höre ich auch nicht jedes Wort, das von der Bank kommt. Es gibt aber Schiedsrichter, die genau auf das warten und einen besonderen Stellenwert den Kommentaren von der Bank zukommen lassen. Das finde ich unnötig.

LAOLA1: Sprichst du hier vom Schiedsrichtertum an sich in Österreich allgemein oder von speziellen Personen.

Frühstück: Nein, es gibt Unterschiede, aber ich will auch keine Namen nennen. Man soll sich mehr um den Sport und weniger um die Bank kümmern. Grobe Verstöße müssen natürlich geahndet werden. Aber wenn nun ein Markus Burger bei Hard oder auch ein Geir Sveinsson bei Bregenz mal emotional auf eine Szene reagiert, sollte das schon mit Nachsicht geahndet werden. Es ist ein Sport, der von Emotion lebt. Beim Fußball funktioniert das auch.

LAOLA1: Gibt es Lösungsvorschläge von eurer Seite, wie das Schiedsrichterwesen in Österreich verbessert werden kann?

Frühstück: Leider sind wir eine Randsportart, wir können daher nicht so professionelle Strukturen schaffen. Aber es wäre gut, wenn sich die Schiedsrichter noch umfassender mit ihrer Aufgabe auseinandersetzen und vor allem versuchen objektiv zu sein. Und das Gefühl habe ich eben oft nicht.

LAOLA1: Was können die Vereine machen?

Frühstück: Wir arbeiten daran. Wir zeigen ihnen unsere Sorgen auf und man muss sich austauschen. Wir haben nicht immer Recht, das beanspruche ich auch gar nicht. Aber es muss eine Diskussion entstehen.

LAOLA1: Glaubst du, dass der offene Brief für euch von Vor- oder einen Nachteil ist?

Frühstück: Der Brief ist Seelenkosmetik. Es ist gut, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Intern haben wir das des Öfteren gemacht, jetzt machen wir es eben auch mal extern. Irgendwann hat man das Gefühl, man muss etwas sagen. Es kann uns schaden, aber das hoffe ich nicht.

Das Interview führte Sebastian Rauch