news

Drei Manager äußern sich zum offenen Brief

Drei Manager äußern sich zum offenen Brief

In einem offenen Brief des österreichischen Rekordmeisters Bregenz und im LAOLA1-Interview mit dem Sportlichen Leiter Roland Frühstück (Hier geht’s zum Interview) kommen die heimischen Schiedsrichter nicht gut weg.

Die Bregenzer sehen sich seit mehreren Spielen benachteiligt und erheben schwere Vorwürfe gegen das Schiedsrichter-Gespann Christoph Hurich und Denis Bolic.

Doch was sagen die Manager der anderen Vereine zu dieser Kritik. LAOLA1 hat Hansjörg Füssinger (HC Hard), Konrad Wilczynski (Westwien) und Thomas Menzl (Fivers) zu diesem heiklen Thema befragt.

Hansjörg Füssinger (HC Hard)

LAOLA1: Was halten Sie vom offenen Brief der Bregenzer?

Füssinger:  Wir haben in Vorarlberg kein einziges Schiedsrichter-Paar, das für die HLA in Frage kommt. Solange wir für den Schiedsrichter-Nachwuchs nichts tun und den Stellenwert der Unparteiischen nicht positiv vermarkten, ist es sehr schwierig zu kritisieren. Wenn man selber für Ausbildung und die positive Motivation junger Schiedsrichter nichts tut, muss man vorsichtig sein. Das gilt aber für ganz Vorarlberg. Nicht nur für Bregenz, sondern auch für uns und vor allem für den Vorarlberger Handball Verband.

LAOLA1: Fühlte sich Hard in der Vergangenheit von Schiedsrichtern benachteiligt?

Füssinger: Es gab in der Vergangenheit auch Entscheidungen, die uns benachteiligt haben, aber was kann man machen? Ich glaube nicht, dass ein Schiedsrichter bewusst aufs Feld geht und mit Absicht eine bestimmte Mannschaft runterpfeift. Wir haben keine anderen Schiedsrichter und ein gravierendes Problem ist, dass die Ausbildung schwach ist. Wenn man das ändern will, muss man zuerst Schiedsrichter produzieren, den Stellenwert der Schiedsrichter heben und junge Leute für das Berufsfeld begeistern.

LAOLA1: Sehen Sie den offenen Brief der Bregenzer als falsches Mittel der Kritik?

Füssinger: Nein, ich hinterfrage kritisch unsere Leistung, was wir dazu tun, um die Situation zu verbessern.

LAOLA1: Was können die Vereine tun, um die Situation zu verbessern?

Füssinger: Wenn ein junger Mann Schiedsrichter werden will, müssen wir das unterstützen und nicht bereits bei Jugendspielen über sie herfallen und von übermotivierten Eltern und Trainern vergraulen lassen. Außerdem muss man das ganze Schiedsrichterwesen aufwerten und ihnen auch ein vernünftiges Gehalt bieten. Meiner Meinung ist es eine Aufgabe der Landesverbände und jeder Verein, der mit der Leistung der Unparteiischen unzufrieden ist, muss sein Bestes dazu beitragen, um die Situation zu verbessern. Diese Tendenz kann ich bei keinem Verein in Vorarlberg, uns eingeschlossen, feststellen.

Konrad Wilczynski (Westwien)

LAOLA1: Was halten Sie vom offenen Brief der Bregenzer?

Wilczynski: Wir sind auch der Meinung, dass es Verbesserungspotential gibt. Aber es bringt in meinen Augen nichts, da jetzt draufzuschlagen, sondern man muss sich mit der Liga zusammensetzen und Lösungen erarbeiten, wie man das Problem in den Griff bekommen kann. Letztendlich muss es auch bei Schiedsrichtern über Konkurrenz-Situationen laufen. Man muss solche schaffen, damit sie sich verbessern können. Dafür müssen alle Interessensgemeinschaften an einem Strang ziehen. Einfach draufzuhauen, die Schiedsrichter zu kritisieren, dafür stehen wir nicht. Das haben sich die Schiedsrichter auch nicht verdient, weil es auch gute Paarungen gibt. Man muss ein System schaffen, damit die gesamte Thematik wieder in den Hintergrund rutscht.

LAOLA1: Heißt das, Sie kritisieren den offenen Brief?

Wilczynski: Nein, überhaupt nicht. Bregenz hat es gut gemacht, denn sie haben das Problem angesprochen, aber auch vollste Bereitschaft erklärt, das Thema anzupacken und an der Lösung mitzuwirken.

LAOLA1: Sie haben lange in der deutschen Bundesliga gespielt und hattest in Berlin auch Einblicke in die Agenden des Vereins. Wie wird das in Deutschland gehandhabt?

Wilczynski: Da gibt es schon mal eine ganz andere Breite. Die Vereine, die Verbände und die Liga sind angehalten Nachwuchs zu rekrutieren, dann eine gute Ausbildung zu gewährleisten und dadurch die Konkurrenz-Situation zu schaffen. In der HLA wäre das auch gut. Sollten die Schiedsrichter schlecht pfeifen, werden sie eben zu den Junioren oder in die Bundesliga versetzt. Das ist in Österreich nicht möglich, weil es zu wenige Unparteiische gibt, die HLA-Spiele auch leiten können.

LAOLA1: Gibt es von ihrer Seite Lösungsansätze?

Wilczynski: Im letzten Jahr gab es eine sehr gute Sitzung der Regel- und Schiedsrichterkommission (RSK), zu welcher auch die Vereine eingeladen waren. Wir sind gebeten worden, Feedback zu schreiben und der Austausch ist sehr intensiv. Die Ansätze sind schon richtig, die Konzepte greifen nur erst später. Es wird schon etwas dafür gemacht. Die Schiedsrichter sind auch engagiert und motiviert und es geschieht auch einiges. Weiter muss von beiden Seiten mehr Respekt kommen und die Vorurteile müssen aufgeräumt werden. Die Spieler dürfen nicht ins Spiel gehen und sagen, „mit dem Schiri haben wir eh keine Chance“ und genauso wenig dürfen die Unparteiischen in eine Partie gehen und sich denken, „dem Spieler zeige ich es heute aber“.

Thomas Menzl (Fivers):

LAOLA1: In dem offenen Brief beschweren sich die Bregenzer, dass sie wissentlich runtergepfiffen wurden. Hatten Sie bereits ein ähnliches Erlebnis mit den Fivers?

Menzl: Ich kann mir nicht vorstellen, dass gerade junge Gespanne so etwas wissentlich machen. Die haben sicherlich ihre Karriere und ihr Fortkommen im Sinn. Die wollen nach vorne kommen und vielleicht auch eine internationale Karriere machen. Im konkreten Fall bin ich mir sicher, dass die beiden versucht sind, mehr als korrekt zu pfeifen und deutlich besser auf Spiele vorbereitet sind als ältere und routiniertere Kollegen.

LAOLA1: Die Kritik der Bregenzer an den Schiedsrichtern können Sie aber verstehen?

Menzl: Natürlich sind wir nicht immer zufrieden mit unseren Schiedsrichter-Leistungen, genauso wie wir nicht immer mit unseren eigenen Leistungen zufrieden sind. Ich denke aber, dass die Schiedsrichter-Leistungen dem Niveau der HLA hinterherhinken.

LAOLA1: Was muss sich ändern, damit die Schiedsrichter auf das nötige Niveau kommen?

Menzl: Die Schiedsrichter müssen konkreter und härter an sich arbeiten. Ich habe mich kürzlich mit einem Fußball-Schiedsrichter unterhalten und die haben mehr Video-Schulungen, Lauftests und dreimal in der Woche Gruppentraining, um körperlich fit zu sein. Die Spitzenvereine in der HLA sind in höchstem Maße professionell und trainieren sechs bis sieben Mal die Woche und ich bin mir ziemlich sicher, dass im Schiedsrichterwesen die Professionalität noch nicht eingekehrt ist.

LAOLA1: Gibt es von Seiten der Vereine Möglichkeiten, sich an der Entwicklung positiv zu beteiligen?

Menzl: Manche Vereine schicken Videos in der Gegend herum, die Fehlentscheidungen dokumentieren, was meiner Meinung nach nicht der richtige Weg ist. Der Austausch zwischen Vereinen und der RSK muss öfter gesucht werden. Ansonsten ist es schwierig, denn wir fordern Professionalität der Schiedsrichter, doch die Vereine sind nicht bereit, diese auch professionell zu bezahlen. Ein richtiger und wichtiger Schritt ist der Delegierte, der die Schiedsrichter beurteilt und nach dem Spiel auch coacht. Das fließt in die allgemeine Bewertung und in die Besetzung der Schiedsrichter ein. Die Vereine haben sich schon gegen diese Maßnahme gewehrt, weil es zusätzliche Kosten verursacht. Sprich die Vereine sind an der derzeitigen Situation nicht ganz unschuldig. Auf so ein junges Schiedsrichter-Gespann hinzuhauen ist schwierig, da es uns ohnehin schon an Nachwuchs fehlt. Bereits im Landesverband sitzen Eltern von Zehnjährigen auf der Tribüne, ohne Ahnung vom Handball zu haben. Da pfeifen junge Schiedsrichter junge Spieler und die werden von der ersten Minute an mit Schimpfwörtern bombardiert, sodass die irgendwann auch den Hut drauf werfen, weil sie sich das für 5,50 Euro zurecht nicht mehr bieten lassen wollen. Wir müssen uns da alle selbst an der Nase nehmen, ich nehme uns da nicht aus, dass wir unseren Emotionen vielleicht auch mal Einhalt gebieten.

Hier kannst du nachlesen, wie Leoben auf den Brief reagiert!

Sebastian Rauch