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Mamas Gene schlagen zu

Mamas Gene schlagen zu

Es scheint, als sei Janko Bozovic angekommen.

Nicht genug, dass der 30-Jährige heuer ein weiteres Mal einer der rar gesäten österreichischen Spieler in der Handball Champions League ist.

Nein, der 2,03 Meter große Rückraumspieler führt mit 35 Toren für den mazedonischen Klub HC Metalurg Skopje aus den ersten vier Gruppenspielen sogar die Torjäger-Liste der Königsklasse an.

Welch starke Leistung dies ist, zeigt alleine die Tatsache, dass er sich den Platz an der Sonne mit niemanden geringeren als Superstar Mikkel Hansen teilt. Der Däne, der beim potenten Top-Klub Paris St. Germain die Strippen zieht, hat auf seiner Visitenkarte unter anderem den Titel „Welthandballer 2011“ stehen.

Österreichs Nummer fünf im Tennis

Doch eigentlich ist es im Falle von Bozovic weniger Überraschung, als vielmehr Bestimmung – ja, Schicksal.

Denn als „klein Janko“ am 14. Juli 1985 im damaligen Jugoslawien die Welt erblickte, war die sportliche Karriere praktisch vorprogrammiert. Der Vater, ein ehemaliger Profi-Fußballer. Die Mutter, die große Stanka Bozovic. Die rechte Rückraumspielerin warf in 220 Länderspielen für Österreichs Handball-Nationalteam 910 Tore und holte in 13 Jahren bei Hypo Niederösterreich sagenhafte sieben Champions-League-Titel.

Im Alter von drei Jahren machte Janko die Übersiedlung nach Wien zwar mit, der Ruf des Handballs ereilte ihn aber reichlich spät. Zunächst hatte es ihm Tennis angetan, wo er alles andere als untalentiert war. Mit 15 war er Österreichs Nummer fünf seiner Altersklasse.

Den Sprung zum Handball machte Bozovic ein Jahr später, nachdem ihn der damalige Westwien-Coach Igor Butulja zu einem Training überredet hatte. Der Trainer hatte den Schlacks in der Pause eines Spiels von dessen Mutter einige Würfe lang beobachtet und war sofort von dessen Potenzial überzeugt.

Auf du und du mit der Peitsche

Auf du und du mit der Peitsche
Bozovic teilt sich mit Superstar Mikkel Hansen die Führung

Seither hat Bozovic viele Auslands-Stationen durchlaufen. Bei einigen hatte er Pech. Wie etwa bei Nittedal (NOR) und La Coruna (ESP) zu Beginn seiner Karriere, die ihn wegen finanzieller Probleme nach nur sechs Monaten wieder abgeben mussten.

Nach Berlin, Dunaferr (HUN), Casarano (ITA), RD Slovan (SLO), Friesenheim, Emsdetten und Brest (BLR) ist Metalurg nun sein insgesamt zehnter Auslands-Verein. Einer, bei dem er sich auf Anhieb wohl fühlt. „Da ich schon mehrmals zuvor in Skopje war, war die Stadt an sich gar nicht fremd für mich. Alte Bekannte und Freunde haben es uns leicht gemacht, sich schnell hier einzuleben“, meint der Sommer-Neuzugang.

Der Star im Team ist Trainer Lino Cervar. Der ehemalige kroatische Teamchef hat seit 2009 das Zepter in Skopje fest in der Hand und führte die Sieben 2013 und 2014 jeweils ins CL-Viertelfinale. Erfolg hat jedoch seinen Preis, denn Cervar gilt als gnadenloser Peitschenknaller. Etwas, das Bozovic bestätigen kann: „Hier gibt es nur intensive Trainings-Einheiten und jeder muss mithalten. Jeder wird gleichberechtigt behandelt und nur der Trainer hat das Sagen.“

Vertrauenssache

Für Bozovic ist die „Cervar-Gangart“ nicht ganz neu. Bereits in der Vorsaison in Brest hatte er mit Zeljko Babic einen ehemaligen Schützling des Kroaten als Trainer. „Es gibt viele Überschneidungen. Jedoch waren wir in Brest eine ältere Mannschaft als hier. Babic hat die Intensität des Trainings sehr gut dosieren müssen“, führt Bozovic aus.

Körperlich strotzt der ÖHB-Internationale derzeit nur so vor Kraft. Im Sommer habe er sich dementsprechend intensiv auf die neue Spielzeit vorbereitet. „Ich bin fit und habe das Vertrauen des Trainers und der Mitspieler, was man braucht, um gut zu spielen.“

Und genau dieses Vertrauen scheint ihn derzeit förmlich zu beflügeln. Auffallend dabei, dass Bozovic sogar Siebenmeter werfen darf. Etwas, das gerne kleineren, schnellkräftigen Spielern vorbehalten ist.

Steiniger Modus

Nach vier Spieltagen liegt Metalurg in sechs Teams umfassenden Gruppe D auf dem vierten Platz, was für die K.o.-Runde allerdings noch nicht reicht. Der diesjährige Modus sieht vor, dass in den leistungsschwächeren Gruppen C und D nur die jeweils besten zwei Mannschaften in eine Zwischenrunde einziehen. Die Sieger aus den dortigen Kreuzspielen (1. Gruppe C gegen 2. Gruppe D und umgekehrt) kommen in das Achtelfinale.

Für Metalurg und Bozovic ist das Überstehen der Gruppenphase das erklärte Ziel. „Dazu wollen wir in der Liga mit Vardar um die Meisterschaft kämpfen. Persönlich möchte ich konstant gut spielen.“

Zeigt er weiter derartige Leistungen, ist er auf bestem Wege, sein ihm vorgezeichnetes Schicksal endgültig zu erfüllen.

Reinhold Pühringer

 

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Spiele Punkte
  1. Skjern (DEN)
4 6
  1. Zaporozhye (UKR)
4 4
  1. Baia Mare (ROU)
4 4
  1. Metalurg (MKD)
4 4
  1. Schaffhausen (SUI)
4 3
  1. Elverum (NOR)
4 3