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"Ich will nicht unzufrieden aufhören"

Hinter Markus Brier liegt eine schwierige Zeit.

Erfolgserlebnisse waren im vergangenen Jahr rar gesät. Die Folge: Erstmals seit 13 Jahren hat der 44-jährige Wiener die Tour-Karte verpasst. Gerüchte um ein Karriereende kamen auf.

Auch der Start in die neue Saison verlief mit einem 145. Platz bei den Joburg Open im Februar alles andere als nach Wunsch.

Aufgrund der fehlenden Tour-Karte kommt Österreichs ehemalige Nummer eins nur schwer in Turniere der European Tour und muss auf die Challenge Tour ausweichen.

Ab Donnerstag schlägt der zweifache European-Tour-Sieger bei den Open de Espana ab, für die er kurzfristig eine Einladung erhielt.

Im Gespräch mit LAOLA1 erzählt Markus Brier über den harten Weg zurück, falsche Entscheidungen in der Vergangenheit und warum ein Karriereende überhaupt nicht zur Diskussion steht.

 

LAOLA1: Wo war Markus Brier die letzten Monate?

Markus Brier (lacht): Viel am Golfplatz. Nein, über das letzte Jahr reden wir nicht mehr. Ich war leider auch heuer noch nicht viel am Platz. Ich habe eigentlich nur in Südafrika gespielt, und das nicht so gut (Platz 145/Anm.). Dann habe ich im Februar und März zwei Wochen in der Türkei und Portugal trainiert. Mit meiner schlechten Kategorie komme ich zu keinen Turnieren (der European Tour/Anm.) hinein. Die Challenge Tour geht erst nächste Woche wieder los. Jetzt pendle ich bis Juni zwischen den paar Turnieren auf der Tour, wo ich spielen kann, wie China, wo ich gewonnen habe (2007/Anm.), Madeira und für mich das Highlight natürlich, Lyoness Open und St. Omer. Dazwischen werde ich immer wieder Challenge Tour spielen und schauen, wo ich stehe. Ob es sich auszahlt auf der Tour weiter zu spielen, wenn ich schon genug Geld gemacht habe oder ob ich mich auf die Challenge Tour konzentriere.  Das ist der Plan. Bis jetzt war verlängerte Winterpause, da habe ich viel im körperlichen Bereich gemacht und Indoor Bälle geschlagen, weil das Wetter nicht dementsprechend war. Viel los war noch nicht.

LAOLA1: Du hast es angesprochen, in den letzten Jahren ist es nicht besonders gelaufen. Kam dir je der Gedanke ans Aufhören?

Brier: Nicht wirklich, nein. Wir haben Ende des Jahres eine etwas unglückliche Meldung geschrieben, aber für mich war das nie ein Thema. Das ist eigentlich erst gekommen, als ich gelesen habe 'er überlegt, ob er überhaupt weiter machen soll'. Dafür spiele ich viel zu gerne Golf, es taugt mir.

2006 gewann Brier die AustrianOpen

LAOLA1: Kann man sich das wie in Kevin Kostners Film „Tin Cup“ vorstellen? Der als erfolgloser Profi  alles Mögliche und Unmöglich probiert, um auf die Erfolgsspur zurück zu finden?

Brier: Genau. Man kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Das eine ist die Golf-Technik , dann machst beim Krafttraining etwas Neues, dann machst dort etwas Neues.  Ich habe sehr viele Sachen gemacht, die sicher alle ihre Berechtigung haben, aber alle zusammen sind vielleicht ein bisschen zu viel. Irgendwann wird es zu viel und dir platzt der Schädel. Es geht einfach nicht, dass man alles umsetzen kann. Man muss sich zwei, drei Sachen raus suchen. Es heißt im Golfen, man kann nur an eine Sache denken. Ich bin momentan dort, dass ich sage, ich denke an gar nichts mehr und lasse alles passieren. Wenn ich mich an 2006 zurück erinnere, da habe ich die besten Golf-Schläge gemacht und nie an etwas Technisches gedacht, sondern einfach geschaut  ‘aha, da muss ich hin‘ und zack, geht schon. So gesehen ist es immer eine Kopfsache. Wie sich das im Turnier umsetzten lässt, werden wir sehen, aber ich habe jetzt viel Zeit gehabt, darüber nachzudenken. Im Moment fühlt es sich gut an und so gehe ich ins Turnier rein.

LAOLA1: Was fehlt noch auf die Form von 2006, als du die AustrianOpen gewinnen konntest?

Brier: Das Selbstvertrauen. Das Umsetzen, dass ich wieder ein paar gute Turniere habe. Ich hoffe, die habe ich vor den AustrianOpen, damit ich dort so richtig zuschlagen kann. Das entwickelt sich. Das ist keine Sache, die von heute auf morgen geht. Ich muss das Selbstvertrauen quasi von Null wieder aufbauen. Ich habe seit Anfang Dezember zwei Turniere gespielt, das ist eine lange Zeit. Wenn ich viele Runden spiele, dann wird sich das schön langsam wieder einspielen. Ich versuche, positiv reinzugehen und die letzten Jahre zu vergessen. Daran arbeite ich.

 

Martina Gugglberger

Ok, ich habe jetzt zwei, drei schlechte Saisonen gehabt, aber ich weiß, dass ich den Ball treffen und unter Par spielen kann. Ich will nicht unzufrieden aufhören. Jetzt spiele ich eine Saison locker und dann geht’s auch wieder. Ich mache mir keinen großen Druck, dafür bin ich schon zu lange dabei. Ich weiß, dass ich vielleicht ein paar falsche Entscheidungen getroffen oder mir selber zu viel Druck gemacht habe. Darum gehe ich diese Saison mit null Erwartungen an, spiele einfach aus dem Gefühl heraus,  wie ich das 2010 auch gemacht habe und es gut gegangen ist.  Das Ziel ist einfach, dass ich wieder eine Tour-Karte habe. Ob ich das über die paar Turniere auf der European Tour mache oder über die Challenge Tour, weiß ich selber noch nicht.

LAOLA1: Welche falschen Entscheidungen hast du getroffen?

Brier: Ich habe das Augenmerk zu sehr auf die Technik gelegt und das Gefühl nicht genug spielen lassen. Ich habe alles zu technisch, zu analytisch gemacht. Ich bin zwar eher der mathematische Typ, aber am Platz sollte man sich ab und zu auf sein Gefühl verlassen.  Ich habe im Spiel oft Entscheidungen getroffen, die zwar logisch und analytisch waren, aber es war kein Gefühl dahinter. Deswegen habe ich auch so hohe Nummern ausgefasst. Es war immer meine Stärke konstant zu spielen. Speziell letztes Jahr habe ich viele Doppel- und Tripple-Bogeys hinnehmen müssen, weil ich Entscheidungen getroffen habe, die vom Gefühl her nicht gepasst haben. Dieses Jahr will ich wieder mehr aus der Intuition heraus spielen, weil jedes Spiel anders ist, man kann nicht alles über einen Kamm scheren. In den letzten Monaten habe ich oft alte (erfolgreiche/Anm.) Situationen wieder aufgerufen und gesagt, ok, das war alles nicht technisch, sondern aus dem Gefühl heraus, das muss ich wieder finden.