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Kaymer fixiert "Wunder" - Poulter Vater des Sieges

Kaymer fixiert

„Wunder gibt es immer wieder … Wenn sie dir begegnen, musst du sie auch sehen“, sang einst Katja Ebstein.

Das Golf-Wunder von Medinah war lange nicht in Sicht, aber als es am Horizont auftauchte, schlug das Team Europa gnadenlos zu.

Titelverteidigung beim Ryder Cup – und das nach 6:10 Rückstand gegen die USA.

Nicht mehr möglich gehalten

Matchwinner für die Europäer war der Deutsche Martin Kaymer, der den entscheidenden 14. Punkt holte.

Mit einem Putt aus knapp zwei Metern Entfernung sorgte der 27-Jährige für die nicht mehr möglich gehaltene Titelverteidigung und zugleich eines der größten Comebacks in der Historie des Ryder Cup.

„Das ist ein Gefühl, wie ich es noch nie in meinem Leben hatte“, strahlte Kaymer, die Deutschland-Fahne über den Schultern und mit Tränen in den Augen, unmittelbar nach der Cup-Sensation.

4,5 Punkte hätten gereicht

Europa war mit einem 6:10-Rückstand in die zwölf Einzel gegangen und brauchte acht Punkte, um die begehrte Trophäe wieder auf den alten Kontinent mitzunehmen.

Das war bislang erst einmal gelungen – und zwar den Amerikanern 1999 in Brookline.

Dem US-Team wiederum hätten 4,5 Punkte zum Sieg gereicht.

Aufholjagd und Nervenkrimi

Aber Luke Donald, Paul Lawrie, Rory McIlroy und Ian Poulter gewannen jeweils ihre Duelle und stellten auf 10:10.

Danach wurde das Golf-Spektakel zum Nervenkrimi. Nach sechs weiteren Matches hieß es 13:13.

Alle Augen waren auf das vorletzte Duell Kaymer gegen Steve Stricker gerichtet.

Einstellung hat nicht gepasst

„Die letzten zwei, drei Löcher war ich so nervös, aber jetzt ist es einfach nur unbeschreiblich“, so der Deutsche.

Die europäischen Fans unter den insgesamt rund 40.000 Zuschauern in Medinah waren nach dem finalen Putt völlig aus dem Häuschen, Team Europa lag sich in den Armen – und der Matchwinner weinte, jubelte, ließ seinen überschäumenden Emotionen freien Lauf.

Dabei war der Deutsche gar nicht gut in den Kontinental-Vergleich gestartet, wurde deshalb von Team-Kapitän Jose Maria Olazabal in den ersten beiden Tagen nur einmal eingesetzt.

An der Seite des Engländers Justin Rose hatte Kaymer am Freitag im Fourball noch klar gegen das Duo Matt Kucher und Dustin Johnson verloren.

„Ich habe mich danach mit Bernhard Langer zusammengesetzt und mich mit ihm ein bisschen über den Ryder Cup unterhalten, weil meine Einstellung nicht die richtige war. Aber jetzt weiß ich, wie wichtig der Ryder Cup ist.“

Poulter "Vater des Sieges"

Vater des Sieges für Europa war aber Ian Poulter. Der Engländer ging in allen vier Duellen, die er bestritt, als Sieger vom Platz.

So auch im Einzel gegen Webb Simpson. Wie schon im Fourball am Samstag gelingt dem 36-Jährige dabei ein Comeback. Simpson führt bis zum 12. Loch, danach sieht es lange nach einer Punkte-Teilung aus.

Poulter entscheidet aber die letzten beiden Löcher für sich und holt den zweiten Einzel-Punkt für Europa.

"Wir sind alle fassungslos"

Wie wichtig er ist, zeigen auch die Reaktionen der Verlierer. „Ich bin enttäuscht, dass ich 11 andere Spieler und die Captains im Stich gelassen habe“, stand Steve Stricker unter Schock.

Genau wie US-Kapitän Davis Love III: „Wir sind alle fassungslos. Es ist ein bisschen schockierend. Wir dachten, es spielt keine Rolle, in welcher Reihenfolge wir sie rausschicken. Aber dann hat Europa ein paar Matches gedreht, das hat uns den Sieg gekostet.“

In zwei Jahren haben die USA die Chance, sich die Ryder-Cup-Trophäe zurückzuholen.

Ian Poulter hat für die Zeit bis dahin schon einen Plan: „Ich brauche jetzt Urlaub! Kann ich zwei Jahre Pause machen und dann einfach beim nächsten Ryder Cup zurückkommen?