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Wiesberger will bei Debüt kühlen Kopf bewahren

Wiesberger will bei Debüt kühlen Kopf bewahren

2015 ist ein denkwürdiges Jahr für Österreichs Golf.

Ein Jahr vor der Rückkehr des Sports ins Olympia-Programm bei den Spielen 2016 in Rio hat sich der Golf-Verband (ÖGV) erstmals um einen Ryder Cup beworben, das medial drittgrößte Sportereignis der Welt.

Dazu kommt, dass Bernd Wiesberger in neue Sphären vorgedrungen ist und als erster Österreicher am "US Masters" in Augusta antritt.

Ohne Sieg auf Platz 36

Darum hat sich Wiesberger lange bemühen müssen. Nachdem er jahrelang vergeblich um den Vorstoß in die Top-50 der Weltran

gliste gekämpft hat, hat der 29-jährige Burgenländer mit dem bisher besten Start in ein Golfjahr und dank der Plätze sechs (Abu Dhabi), drei (Katar), vier (Dubai) und zwei (Kuala Lumpur) seine Weltranglisten-Position in kürzester Zeit mehr als halbiert.

Am 9. Februar 2015 warf ihn der Computer als Nummer 36 der Welt aus, noch am selben Tag verkündete er den Wechsel auf die US-Tour.

Geschafft hat dies Wiesberger erstaunlicher Weise ohne Sieg. Denn der dritte und bisher letzte große Titelgewinn des zweifachen Siegers auf der European Tour (2012) stammt vom Mai 2013 in Indonesien, einem Event der Asien-Tour.

"Gutes Gefühl hat einen Flow erzeugt"

Natürlich seien ihm beim "Desert Swing" im Jänner die guten Platzkenntnisse entgegen kommen, erklärte Wiesberger seinen fulminanten Start ins Jahr 2015. Das ändert aber nichts an allgemeinen Gesetzmäßigkeiten.

"Golf ist eine sehr komplexe Sportart, bei der man manchmal nicht weiß, warum es lauft oder eben nicht", so die nicht neue Erkenntnis des Longhitters aus Oberwart. "Diesmal aber hat bei mir das gute Gefühl einen Flow erzeugt, das war früher nicht immer so."

Allerdings ging es dann im März auf der PGA-Tour mit nur einem Cut bei drei Turnieren bei weitem nicht so gut weiter.

Platz 41 reichte am vergangenen Montag aber dennoch problemlos, um nach den British- und US-Open sowie der US-PGA-Championship nun ab kommenden Donnerstag als erster Österreicher auch beim mit neun Mio. Dollar dotierten US Masters, dem prestigeträchtigsten der vier Majors, mitspielen zu dürfen.

Wiesberger ist damit auch der erste Österreicher mit Starts bei allen vier Grand-Slam-Turnieren.

Wiesberger künftig wohl nur mehr auf US-Tour

Wiesberger erfüllte mit seiner Weltranglisten-Platzierung in den Top-50 das 19. und letzte Kriterium, das für die Teilnahme an der 79. Auflage des jüngsten der vier Major-Turniere im Golf berechtigt.

Der Burgenländer hat die Grenzen, die vor ihm Markus Brier oder Martin Wiegele gesetzt hatten, in seiner zehnten Profi-Saison noch ein gewaltiges Stück weiter nach oben verschoben und könnte der erste Österreicher sein, der vorrangig auf der lukrativen US-PGA-Tour auftritt.

Drei seiner genau genommen bisher sechs Turniersiege als Profi hat Wiesberger bei großen Turnieren errungen, mit bereits über vier Mio. Euro Preisgeld hat er auch die Brier-Bestmarke punkto Preisgeld auf der Europa-Tour übertroffen.

Dennoch betont der Uhren- und Basketball-Fan aus Oberwart immer wieder: "Für mich ist das Wichtigste der Spaß und den habe ich glücklicher Weise noch nicht verloren. Es ist eine Freude, dass ich das machen darf."

Starke Leistung bei PGA-Championship

Dass auf der PGA-Tour ein anderer Wind weht, hat der US-Neuling in den vergangenen Jahren schon mehrmals schmerzlich zur Kenntnis nehmen müssen. Sein vorjähriges Debüt bei den US Open ging als 121. etwas daneben.

Bei der PGA-Championship in Louisville lag er dafür zwar vor der Schlussrunde sensationell auf Platz zwei.

Statt eines Duells mit Rory McIlroy um den sporthistorischen ersten Major-Sieg eines Österreichers setzte es aber den Rückfall auf Platz 15.

Brier hält Major-Bestmarke mit Platz zwölf

So gehört die rot-weiß-rote Major-Bestmarke mit Platz zwölf beim British Open immer noch Markus Brier. Ausgerechnet beim Debüt im giftigen "Augusta National" mit seinen engen Fairways und den pfeilschnellen Grüns einen neuen österreichischen Topwert aufzustellen, wird schwer. Denn auch dieser Kurs ist Neuland für Wiesberger.

Der Österreicher bereitet sich aber schon Sonntag mit Trainingsrunden an der Seite von mehrfachen Masters-Startern und Siegern bestmöglich auf sein Masters-Debüt vor. Auf seine jüngsten Putt-Probleme auf der US-Tour hat er mit einer kleinen Änderung reagiert.

Als erster Österreicher in Augusta dabei zu sein, das ist alleine die Reise nach Georgia wert. Es ist jenes Major, das aufgrund seiner Einladungs-Charakteristik nur rund 100 Spieler zulässt und bei dem man am schwersten ins Feld kommt.

"Alleine deshalb ist für mich wie für jeden Golfer ein Traum in Erfüllung gegangen", weiß Wiesberger, dass ihm historisches gelungen ist. "Für mich ist das ein persönlicher Meilenstein."

Wiesberger will kühlen Kopf bewahren

Gerade deshalb will Wiesberger aber auch auf dem Boden bleiben. "Jetzt muss ich versuchen, dass mir dieser Traum nicht zu sehr zu Kopf steigt und mir in Erinnerung rufen, dass es selbst in Augusta im Endeffekt doch nur im Idealfall 72 Loch Golf sind."

Nach dem Masters-Hype ist vor dem Golf-Alltag, und der findet für Wiesberger weiter in den USA statt. Auch die nächsten Turniere nach dem Masters sind mit dem Zürich Classic in New Orleans (6,9 Mio. Dollar) und der gigantischen WGC-Match-Play in San Francisco (9,25 Mio. Dollar) bereits fixiert.

Lukrative Wochen warten also auf Österreichs erfolgreichsten Golfer aller Zeiten. Wiesberger: "Diesen Sport auf dieser Ebene und weltweit ausüben zu dürfen, ist ein Privileg."