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Wiesberger erkämpft sich bei Debüt Masters-Cut

Wiesberger erkämpft sich bei Debüt Masters-Cut

Mit Kampfgeist, Nervenstärke und spektakulärem Golf hat Bernd Wiesberger bei seinem ersten Masters-Start doch noch die Wende herbeigeführt.

Der 75 zum Auftakt ließ der Österreicher am Freitag in Augusta trotz eines Doppel-Bogeys eine 70er-Runde folgen. Bei gesamt 145 Schlägen und eins über Par war der Cut damit gesichert. Dominierender Mann beim ersten Saison-Major bleibt Jordan Spieth.

Starke Back-Nine

Wiesberger zeigte am Freitag, dass er nicht zufällig als erster Österreicher zum prestigeträchtigsten Major der Welt eingeladen worden ist.

War bei ihm am ersten Tag noch nicht viel zusammen gelaufen, kämpfte der Masters-Neuling am Freitag wie ein Löwe, um nicht vorzeitig aus dem Garten Eden der Golfer vertrieben zu werden. Vor allem die zweiten neun Löcher spielte er dabei mit drei unter Par beeindruckend.

"Hätte man mir das vor den Backnine gesagt und dass ich auch noch den Cut schaffe, hätte ich das sofort genommen. Da bin ich jetzt echt stolz darauf", sagte Wiesberger nach seiner Runde, in der er sich aus fast ausweglosen Lagen mehrmals spektakulär gerettet hatte.

"Ich habe zwar wieder nicht mein bestes Golf gezeigt, aber extrem gut gekämpft", fasste der Burgenländer seine zweite Runde im "Augusta National" zusammen.

Der Österreicher legte am zweiten Tag mit einer frühen Startzeit als Gesamt-69. in den Kampf um den Cut los. Aus dem 97 Mann großen Starterfeld dürfen nur die Top-50 plus Schlaggleiche auch am Wochenende beim mit neun Mio. Dollar dotierten Major-Turnier noch mit dabei sein.

Spieth sensationell

Die Verantwortlichen hatten den Platz nach Spieths 64 vom Donnerstag "nachgeschärft". Die Fahnenpositionen waren noch anspruchsvoller, die Grüns teilweise härter.

Der 21-jährige Texaner brillierte trotzdem auch am Freitag mit einer 68 und lag nach zwei Runden mit 14 unter Par weiter in Führung. 130 Schläge sind das bisher tiefste Masters-Score nach 36 Löchern.

Wiesberger startete ebenfalls souverän und holte sich schon am zweiten Loch, dem ersten Par 5, sein erstes Birdie ab. Bei gesamt zwei über Par lag er damit schnell im voraussichtlichen Cut. Doch dann kam "Juniper".

Auf der malerischen sechsten Spielbahn mit dem Namen "Wacholder", einem bergab zu spielenden Par 3 bei dem die Fans auf dem Fairway sitzen, rollte sein Ball auf dem überraschend harten Grün weiter aus als erwartet. Statt einen sicheren Putt spielen zu können, musste der Österreicher bergab chippen.

Dabei erlebte der Reiter's Hotels Pro den Albtraum jedes Hobbygolfers. Der Birdie-Chip verfehlte das Loch ebenso um einen Zentimeter wie der Retour-Putt zum Par vom Grün-Rand.

Anschließend lippte der Bogey-Putt aus. Auf nur einem Loch hatte der Burgenländer mit einem Doppel-Bogey seine ganze Arbeit zunichtegemacht und lag plötzlich wieder zwei Schläge außerhalb des Finalfeldes.

Moral gezeigt

Wiesberger zeigte aber Moral. Nachdem er auf der Neun das Grün überschlagen hatte und sein Ball mitten in den Zuschauern gelandet war, blieb auch noch sein Chip im hohen Gras hängen. Dennoch stopfte er den wichtigen Par-Putt trotz heikler Bergablage zum Par.

"Das war schon sehr wichtig, dass ich da nicht noch ein Bogey kassiert habe", gestand Wiesberger später. Auch Trainer Philippe de Busschere zeigte sich danach überzeugt, dass sein Schützling auf der zweiten Rundenhälfte die notwendigen Birdies schaffen wird.

Im Visier hatte man dabei vor allem die beiden Par-5-Bahnen, an der Spieltaktik hatte man trotz der 75 am Starttag eisern festgehalten.

Ausgerechnet im Herzen des berüchtigten "Amen Corner" klappt es dann zum ersten Mal. Auf der zwölf, dem vielleicht bekanntesten Par 3 der Welt, zirkelte Wiesberger den Ball perfekt über den Rae's Creek auf das Grün und verwertete den Birdie-Putt aus zwei Metern. Auf der 13 rettet er trotz eines Wasserballs das Par und auf der 15, dem letzten Par fünf des Kurses, kam das nächste Birdie.

Danach war Wiesberger endgültig "on fire". Schon auf der 16 ließ er seinen nächsten Schlaggewinn folgen und danach nichts mehr anbrennen. Auf der 18 schoss er den Ball vom Tee zwar in den Wald, rettete sich aber auch aus dieser Situation spektakulär.

Cut gesichert

Damit stand mit einer absehbaren Platzierung rund um Rang 35 der Verlängerung von Wiesbergers Aufenthaltes im Golf-Paradies an der Magnolia Lane nichts mehr im Weg.

"Ich bin erleichtert und stolz. Heute war wirklich bei fast jedem Loch ein Abenteuer dabei", gestand Wiesberger unter der mächtigen Eiche vor dem Clubhaus lachend.

Den Cut beim Masters gleich beim Premieren-Auftritt geschafft zu haben, sei etwas Besonderes. "Ich habe immer gewusst, dass ich es kann. Nun habe ich auch gezeigt, dass ich dabei bin, so wie ich spiele", gab sich der Burgenländer stolz.

Lob vom Trainer

Trainer De Busschere lobte: "Bernd hat Geduld bewiesen und bis zum Schluss an der Taktik festgehalten." Am Wochenende kann Wiesberger auf den restlichen 36 Löchern befreit aufspielen.

"Es wäre zwar nicht das Ende der Welt gewesen, hier auszuscheiden. Aber so ist es besser und obwohl der Platz sicher nicht einfacher wird, ist jetzt das Ziel, sich nach oben zu orientieren", sagte er. Dafür war noch einiges zu verbessern, noch am Freitag gab es deshalb Übungseinheiten auf der Range.