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Orange rulez! Fowler feiert ersten Sieg

Orange rulez! Fowler feiert ersten Sieg

Als im Quail Hollow Club am vergangenen Sonntagnachmittag der finale Putt der Wells Fargo Championship den Weg ins Loch fand, kannte der Jubel der anwesenden Zuschauer keine Grenzen mehr.

Grund dafür war ein junger, sonntags gerne in Orange gekleideter Mann aus Jupiter, California, der endlich den so lang ersehnten ersten PGA-TourTitel seiner Karriere unter Dach und Fach brachte.

Früher Aufstieg

Orange ist die Farbe der Universität Oklahoma State, für die Rickie Fowler so erfolgreich spielte, sie aber schon in frühen Jahren verließ, um sich als Profigolfer einen Namen zu machen. Bei seinem ersten Turnier als Professional,

der Justin Timberlake Shriners Hospitals for Children Open, belegte Rickie sensationell den geteilten siebten Platz. Nur eine Woche später bot sich Fowler bei der Frys.com bereits die Chance, seinen ersten Tourtitel zu erringen, doch im Stechen unterlag er seinem Landsmann Troy Matteson.

Es fehlt etwas

Mit dicken Ausrüsterverträgen versehen, absolvierte der neue „Shootingstar“ der PGA Tour 2010 seine erste volle Saison auf der Tour der Großen. Sowohl farblich als auch golferisch konnte Rickie Fowler zwar Akzente setzen, doch der von den US-Medien erwartete erste großen Titel auf der PGA Tour des „Wunderkindes“ blieb aus. Auch 2011 konnte sich der leidenschaftliche Motocrosser nicht mit einem Sieg in die Tourannalen eintragen. Zwar gewann Fowler die Kolon Korea Open im Oktober (sechs Schläge vor Rory McIlroy), doch ein Sieg in Asien fällt bei den so heimatverbundenen Amerikanern natürlich glatt durchs Raster.

Dennoch hatte Rickie Fowler innerhalb von nur zwei Jahren das geschafft, wovon viele graue Mäuse auf der Tour nur zu träumen wagen – er war Kult. Kids trugen mit Begeisterung seine bunten Skaterkappen, die Teenagermädels lagen ihm zu Füßen, deren Mütter entdeckten in ihm schon jetzt den Schwiegersohn in spe. An Fans mangelte es Rickie Fowler also nicht, nur nach wie vor an seinem verdammten ersten PGATour-Titel.

Guter Start

Auch vor Beginn der diesjährigen Wells Fargo Championship wurde Rickie gefragt, wann es denn endlich so weit sei mit dem ersten Sieg. „Ich habe 2011 in Korea gewonnen“, gab der 23-Jährige

grinsend zu Protokoll, doch der Druck auf seine Person wurde dadurch nicht geringer. Mit 66 Schlägen legte Fowler in Quail Hollow einen Auftakt nach Maß hin. Ein Eagle, vier Birdies und nicht ein Bogey, die gefürchtete „Green Mile“ (Loch 16–18) in zwei unter Par absolviert, das konnte sich in der Tat sehen lassen. Nur Webb Simpson, Stewart Cink und Ryan Moore (alle 65) waren zum Auftakt einen Schlag besser.

Rückschlag

Doch nur einen Tag später folgte für Rickie Fowler ein richtiger Dämpfer. 72 Schläge (drei Bogeys und ein Double) am Freitag waren deutlich zu viel, um mit der Spitzengruppe um Simpson, D.A. Points, John Senden und Nick Watney mithalten zu können, und ließen Fowler zurückfallen. Noch einen Schlag mehr als Fowler benötigte übrigens Tiger Woods, der

nach einer enttäuschenden Vorstellung (71-73) den Cut und somit die Qualifikation für das Wochenende verpasste.

Aufholjagd

Am Moving Day hieß es für Rickie Boden gutmachen um jeden Preis, und das gelang. Sieben Birdies konnte er auf seiner Scorekarte notieren und brachte sich mit der drittbesten Runde des Tages zurück ins Geschehen. Besser machten es nur der Australier Geoff Ogilvy (65) und Rory McIlroy, der sich nach einer 66 ebenfalls Hoffnungen auf einen Sieg machen durfte. Vor der Finalrunde lag Webb Simpson bei 14 unter in Front, seine Landsleute Ryan Moore und D.A. Points folgten bei 13 unter, und mit Rory McIlroy und Rickie Fowler waren

zwei Youngster und Fan Favorites auf Verfolgungsjagd. Es war also angerichtet für ein spannendes Finale am Sonntag.

Dranbleiben

Das für Rickie Fowler nicht gerade vielversprechend begann. Schon an Loch zwei unterlief dem US-Boy der erste Fehler. Nach einem Bogey fiel er auf zehn unter Par zurück. Doch auch seine Konrahenten bekleckerten sich nicht gerade mit Ruhm. Für Nick Watney endeten die Titelambitionen, als ihm auf Bahn sieben ein „Schneemann“ (8) unterlief. Ryan Moore musste bis Loch 15 auf sein erstes Birdie warten, und der Führende Webb Simpson hatte bis zur 14 auch schon drei Schlagverluste hingenommen. Je länger das Tunier dauerte, desto mehr kristallisierte sich ein Dreikampf zwischen McIlroy, Points und Rickie Fowler, der dank sechs Birdies zu-

rück in die Spur fand, heraus.

3-Mann-Playoff

Hätte einer der drei Kontrahenten am Sonntag eine Runde à la Lee Westwood hingelegt, wäre der Sieger nach 72 Loch eindeutig festgestanden. Doch der Engländer blieb am Finaltag der Einzige, dem eine 66 gelang.

Damit konnte sich die ehemalige Nummer eins der Welt immerhin noch auf den geteilten fünften Platz verbessern. Für ein Stechen mit Fowler, McIlroy und Points (vergab an der 18 aus fünf Metern zum Sieg) fehlten Westwood allerdings drei Schläge. Welcher Youngster wird gewinnen , war die spannende Frage vor dem Stechen. Wird es der „Celtic Tiger“, oder kann „Skaterrickie“ endlich seinen ersten Sieg feiern?

Ach stimmt, es gab ja auch noch D.A. Points. Dieser schlug im Playoff als Erster seinen Ball aufs Fairway der schweren 18 (Par 4), wurde von den Fans aufgrund des Hypes um die beiden Publikumslieblinge aber kaum noch beachtet. Als Rickie Fowler vor seinem Schlag ins Grün stand, hatte er ein Problem.

Er lag mit seiner Distanz genau zwischen den Schlägern und vertraute ganz auf Caddie Joe Skovron, der ihm ein Wedge in die Hand drückte. „Ich habe zum richtigen Zeitpunkt den perfekten Schlag gemacht und bin voll auf die Fahne gegangen“, beschrieb Fowler nach dem Stechen den wohl bisher besten Schlag seiner Karriere, der den Ball unter tosendem Beifall der Fans knappe anderthalb Meter neben der Fahne landen ließ.

Es ist so weit

Nachdem Rory McIlroy und D.A. Points ihre Außenseiterchancen auf ein Birdie nicht nutzen konnten, aber immerhin zum Par verwandelten, trennten Rickie Fowler knappe 1,50 Meter von seinem ersten PGA-Tour-Sieg. „Glaub an die Linie“, hörte man Joe Skovron noch einmal flüstern, bevor Fowler den Ball vor den Augen seiner Mutter Lynn und Freundin Alexandra Brown mit „Authority“ im Loch versenkte.

„Es ist ein wunderbares Gefühl, gewonnen zu haben. Ich bin erleichtert und auch sehr zufrieden. Es wird wohl noch eine Weile dauern bis ich das alles registriert habe“, freute sich Fowler über PGA-Tour-Titel Nummer eins.

Unterstützung

„Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich auch bei den vielen Menschen bedanken, die mir in den letzten Jahren so geholfen haben. Es ist schön, dass meine Mutter und meine Freundin bei meinem ersten Sieg live dabei waren, und mein Vater springt wahrscheinlich jetzt noch zu Hause vor dem Fernseher im Kreis. Und natürlich ist da auch mein Coach Barry McDonnell (verstarb letztes Jahr im Alter von 75 Jahren), der sicher von oben zugesehen hat“, dankte Fowler auch seinen Liebsten.

Von der Wilden Truppe der „Golf Boys“ kam Ben Crane als einer der ersten Gratulanten aufs Grün gestürmt. „Es ist schade, dass Bubba nicht hier war. Aber es war schön, dass meine guten Buddies Ben und Badds (Aaron Baddeley) dabei waren. Es ist immer schön, wenn du am 18. Grün ein paar bekannte Gesichter unter den Zuschauern entdeckst. Ich war aber überrascht, dass Ben nicht gleich eine Tanzeinlage hingelegt hat“, scherzte Rickie Fowler über einen seiner besten Freunde.

Lob von der Konkurrenz

Viel Lob und Anerkennung gab es für Rickie Fowler auch von seinen beiden Playoff-Gegnern. „Es ist großartig für den Golfsport. Ich freue mich sehr für Rickie und die PGA Tour. Rickie ist ein guter Junge, und ich bin wirklich gerne in seiner Nähe. Es hat ein unglaubliches Talent und hat diesen Sieg wirklich verdient“, lobte D.A. Points den Sieger der Wells Fargo Championship 2012 in den höchsten Tönen.

Da wollte ihm auch die neue Nummer eins der Weltrangliste Rory McIlroy um nichts nachstehen. „Ich freue mich sehr für Rickie. Der Druck auf ihn ist in letzter Zeit schon ziemlich groß gewesen, doch jetzt hat er endlich seinen ersten Titel. Mit der Fahnenposition war die 18 heute sicher kein Birdieloch. So wie Rickie das Loch im Stechen gespielt hat, hat er den Sieg auf jeden Fall verdient“, gratulierte McIlroy seinem „langjährigen“ Golfkumpel.

„Rory und mich hat schon immer eine gute Kameradschaft verbunden. Ich respektiere ihn als Spieler und habe das Gefühl, dass es bei ihm genauso ist. Wir kennen uns schon eine ganze Weile. Das erste Mal haben wir beim Walker Cup 2007 gegeneinander gespielt. Ich freue mich schon auf unsere zukünftigen Duelle, von denen es hoffentlich eine ganze Menge geben wird“, gab Fowler das Lob an den Celtic Tiger bei der Pressekonferenz zurück.

„Monkey off the back“

nennen die Amerikaner das Ereignis, wenn einem Sportler der so wichtige erste Sieg bei einem Turnier gelungen ist. Den Affen ist Rickie Fowler jetzt losgeworden, und er hofft, damit auch viele seiner Kritiker. „Es gab eine ganze

Menge Leute da draußen, die an meinem Spiel gezweifelt haben und auch dachten, dass ich nie ein Turnier gewinnen würde. Es ist schön, dass ich diese Kritiker jetzt einmal ein wenig ruhiggestellt habe“, so Rickie Fowler auf die Frage nach der Wertschätzung seines Sieges. In der kommenden Woche wird Rickie gemeinsam mit dem Tourtross bei der Players Championship auf dem TPC Sawgrass in Ponte Vedra antreten. Dieses Jahr allerdings wird der Ansager am ersten Tee einen neuen Text für den jungen Amerikaner vom

Zettel ablesen. „Ich bin sehr erleichtert, endlich einen Tourtitel in meinem Portfolio zu haben. Wenn du mit Leuten wie Phil Mickelson aufteest, und dann kommt „Phil Mickelson, 40 Toursiege“ oder andere Spieler, die zwei, drei, vier Turniere gewonnen haben – da werden die Siege alle aufgezählt, und bei mir kam Rickie Fowler, und das war’s. Jetzt habe ich immerhin die Wells Fargo Championship, und darüber freue ich mich sehr“, geht Rickie Fowler mit viel Selbstvertrauen in das „fünfte Major“ des Jahres.

Hubertus Tho Rahde