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Die Frühform des Bernd Wiesberger

Die Frühform des Bernd Wiesberger

2015 – das passt bislang recht gut. Zumindest aus der Sicht von Bernd Wiesberger.

Zum Jahreswechsel wies die Rangliste der besten Golfer der Welt den Burgenländer noch an 74. Stelle aus. Aktuell bereits als 67., Tendenz weiter steigend. Denn die Frühform des 29-Jährigen ist beneidenswert.

Nur wenige Tage nach seinem starken sechsten Platz in Abu Dhabi führt Wiesberger in Doha das Klassement nach zwei Tagen sogar mit 135 Schlägen (-9) ex aequo mit den Südafrikanern Branden Grace und George Coetzee an.

Und das auf einem Kurs, der dem Österreicher eigentlich gar nicht liegt.

„Regelrecht zerstört“

Ein 42. Platz sowie gerade einmal 10.260 Euro Preisgeld lautete bislang die recht magere Ausbeute des ÖGV-Profis im Doha Golf Club. Heuer erwischte er auf dem Par-72-Kurs nach einer 69er-Runde einen sagenhaften Start in den zweiten Tag.

Nach einem Birdie und zwei Par schüttelte Wiesberger vier Birdies in Serie aus dem Ärmel. "Ein sehr guter Start! Vor allem die ersten Löcher habe ich regelrecht zerlegt", war er mit seiner Ausbeute hochzufrieden. "Es ist sehr schön, wieder einmal ganz oben auf dem Leaderboard zu stehen."

Die leichten Schwierigkeiten auf der Back-Nine mit einem Bogey auf dem siebten Loch nahm er kämpferisch: "Es ist noch ein bisschen Raum für Steigerung da. Aber für das Wochenende habe ich mich in eine gute Ausgangsposition gebracht."

Die Sicherheit am Ball

Dass es in Doha auf einmal so gut klappt, führt Wiesberger auf mehrere Ursachen zurück. Zum einen sei da freilich der Wind, der heuer wesentlich schwächer ist. Zum anderen war es die gelungene Vorbereitung.

"Dabei war ich mir gar nicht so sicher, wie mir der Start in die Saison glücken wird", gibt er zu. Zwar habe er bei ein paar Runden bei einem Freund auf Mallorca gesehen, dass er gutes Golf spiele, doch das nötige Selbstvertrauen sei erst in Abu Dhabi gekommen.

"Obwohl es eine etwas längere Winterpause war, habe ich gemerkt, dass ich den Ball immer recht gut treffe. Vor allem die Kleinigkeiten, die ich in Abu Dhabi gefunden habe, waren sehr wichtig für den Kopf. Wenn ich neben dem Ball stehe, dann fühlt es sich an, als ob nicht viel passieren kann."

Das Saisonziel heißt vorerst aber weiterhin, sich in die Top-50 der Weltrangliste vorzuarbeiten, erst dann werde weitergeschaut.

Augenzeuge des Dramas

In Abu Dhabi wurde Wiesberger Zeuge eines bitteren Schauspiels.

Der auf der Schlussrunde bereits mit 10 Schlägen Vorsprung führende Martin Kaymer verspielte auf den letzten 14 Löchern seinen vierten Triumph bei dem mit 379.798 Euro dotierten Turnier. Der Faden beim 30-jährigen Deutschen, der bis dahin überragend agierte, war mit einmal gerissen.

"Das war hart mitanzusehen", gestand Wiesberger. Das Mitgefühl unter den Kollegen war groß. "Jeder kennt das. So etwas kann dir in jeder Sekunde passieren. Das ist nun mal Golf."

Kaymer stellte sich nach seinem schmerzvollen dritten Endrang dennoch ruhig und gefasst den teils bohrenden Journalistenfragen. Ein Verhalten, das ihm viel Anerkennung einbrachte. Wiesberger: "Er hat es mit Würde ertragen. Wie ein echter Champion."

Aus Doha berichtet Reinhold Pühringer