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Neues Ziel: Nummer 1 in Europa

Neues Ziel: Nummer 1 in Europa

Wenn aus einer WM eine EM wird.

Nachdem der Medaillentraum bei der Heim-WM nach zwei Auftakt-Niederlagen zerplatzt ist, liegt das neue Ziel von Österreichs Footballern auf der Hand:

Europas Nummer 1 werden.

„Ich schätze immer noch, dass wir das beste Team in Europa sind. Letztes Jahr bei der EM hatten wir Pech. Wenn wir Frankreich schlagen, kriegen wir unsere schöne Revanche gegen unseren großen Nachbarn Deutschland“, ist Christoph Schreiner topmotiviert, die Scharte aus dem Vorjahr auszumerzen.

„Damals haben wir ausgeschüttet“

Die Vorgeschichte: Bei der EM 2010 in Deutschland unterlag die AFBÖ-Auswahl in Frankfurt dem Gastgeber denkbar knapp 20:22, womit der Gold-Traum dahin war. Rot-Weiß-Rot musste sich mit Bronze zufrieden geben.

„Das Spiel damals haben wir ein bisschen ausgeschüttet. Ich glaube, wir hatten sechs oder sieben Turnover, trotzdem haben wir nur mit zwei Punkten Unterschied verloren“, erinnert sich Schreiner.

Der Stachel saß damals tief. Umso süßer soll diesmal die Rache sein. Österreich winkt das emotionale Kräftemessen mit dem „Lieblings-Nachbarn“ jedoch nur, wenn am Mittwoch im letzten Vorrunden-Spiel ein Sieg gegen Frankreich gelingt.

Deutschland qualifizierte sich am Dienstag mit einem überschaubar souveränen 30:20-Erfolg gegen Australien für das Spiel um Platz fünf, das am Samstag als „Vorspiel“ für das WM-Finale im Ernst-Happel-Stadion über die Bühne gehen wird.

„Kanadier“ verstärken Frankreich

Österreich muss in der Grazer UPC-Arena im dritten Spiel binnen fünf Tagen nachziehen. „Es wird schwierig, Frankreich hat sich seit der EM erheblich verbessert“, sieht Teamchef Rick Rhoades das Duell mit dem Vize-Europameister definitiv nicht als Spaziergang. Eine Meinung, der sich seine Schützlinge anschließen.

„Sie sind um einiges stärker, als ich mir gedacht habe“, betont etwa Jakob Dieplinger, dem beim 14:36 gegen Kanada der erste Touchdown der österreichischen WM-Geschichte gelang.

„Ich habe gehört, dass sie sich im Vergleich zur EM mit Kanadiern, die einen französischen Pass haben, verstärkt haben. Das ist ihr gutes Recht. Es wird eine enge Partie, wir werden uns anstrengen müssen. Sie haben gegen Kanada nicht viel höher verloren als wir“, so der Tiroler weiter.

Die Franzosen starteten ebenfalls mit Niederlagen gegen Kanada (10:45) und Japan (10:35) ins Turnier.

„Wir sind ziemlich ‚banged up‘“

Ein Faktor wird sicherlich auch, wer nach den Strapazen der beiden ersten Spiele bis zum Kickoff um 19 Uhr besser regeneriert – jeweils nur ein spielfreier Tag zwischen den Matches ist für den kräfteraubenden Football-Sport ungewöhnlich.

Kleinere und größere Blessuren stehen an der Tagesordnung. So zog sich etwa Running Back Florian Grein gegen Kanada einen Bändereinriss im Sprunggelenk zu, will aber trotzdem gegen die „Grande Nation“ auflaufen.

„Wir sind ziemlich ‚banged up‘, wie man im Football-Jargon sagt“, gibt Dieplinger zu. Der Receiver der Tirol Raiders nennt Schwimmeinheiten beziehungsweise Physiotherapien als probate Mittel zur Erholung.

Schlaflose Nächte für Coaches

Wobei der Athlet trotz zwei Mal 48 Minuten Football in den Beinen sogar noch Mitleid für andere Mitglieder der rot-weiß-roten Delegation verspürt - die Coaches:

„Für die ist es am Schlimmsten, die schlafen überhaupt nicht. Die Frankreich-Spiele wurden natürlich gefilmt, und die Coaches schauen sich das in der Nacht an. Am Dienstag haben wir den Gegner in der Theorie analysiert.“

Der dichte Spielplan ist naturgemäß bei allen Nationen ein Thema, noch dazu wo der Roster der jeweiligen Teams relativ knapp begrenzt ist.

„45-Mann-Kader kriminell“

„Unser Coach sagt, dass ein 45-Mann-Kader für vier Spiele in sieben Tagen seiner Meinung nach nahezu kriminell ist“, verrät Schreiner.

Für den Defender der Graz Giants wäre eine Vergrößerung des Rosters eine Möglichkeit, bei zukünftigen Turnieren die Strapazen zu lindern, wobei er im selben Atemzug zugibt:

„Es will natürlich eh jeder immer spielen. Mich zipft es ja auch an, wenn ich auf der Bank sitze. Aber der Spielplan ist schon ziemlich zach.“

Hoffentlich „zacher“ als das restliche Turnier. Denn zumindest für die Fans wäre ein abschließendes Bruder-Duell gegen Deutschland ein würdiger Showdown dieses Events.

Peter Altmann