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Cincinnati will in Indianapolis Durststrecke beenden

Cincinnati will in Indianapolis Durststrecke beenden

Start frei für die NFL-Playoffs 2015!

Nach 17 Spieltagen in der Regular Season haben sich zwölf Teams für die Postseason qualifiziert - acht davon sind zum Auftakt am Wochenende im Einsatz.

Während die AFC-Teams New England Patriots (1) und Denver Broncos (2) sowie die NFC-Teams Seattle Seahawks (1) und Green Bay Packers (2) jeweils ein Freilos haben, kämpft der Rest um den Aufstieg in Runde 2.

In den Wild-Card-Games eröffneten am Samstag die beiden NFC-Vertreter Carolina Panthers (4) und Arizona Cardinals (5) die Postseason - mit dem besseren Ende für Carolina, am Sonntag folgt das Playoff-Comeback der Dallas Cowboys (3) gegen die Detroit Lions (6).

In der AFC kam es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zum Showdown der beiden Erzrivalen Pittsburgh Steelers (3) und Baltimore Ravens (6), in dem die Ravens die Oberhand behielten. Am Sonntag matchen sich die Indianapolis Colts (4) und Cincinnati Bengals (5).

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - weiter geht es mit Indianapolis gegen Cincinnati.

INDIANAPOLIS COLTS (4)                      CINCINNATI BENGALS (5)

Sonntag, 19:05 Uhr, Lucas Oil Stadium, Indianapolis

AUSGANGSLAGE

27:0. Dieses Matchup gab es in dieser Saison schon einmal, und nimmt man das Ergebnis des ersten Duells im Lucas Oil Stadium als Maßstab, wird es eine klare Angelegenheit für die Indianapolis Colts. Aber ganz so einfach ist die Rechnung dann doch nicht, seither hat sich die eine oder andere Variable geändert. Aber dazu später mehr. Während manche Teams eine Playoff-Qualifikation wie Ostern und Weihnachten an einem Tag feiern würden, ist die Postseason für Indianapolis zum Business as usual geworden. Zum zwölften Mal in den letzten 13 Jahren sind die Colts mit von der Partie - dem richtigen Timing sei Dank. Mit dem Ende der Ära von Peyton Manning haben sie in der genau richtigen Saison abgestunken, um sich mit Andrew Luck gleich das nächste QB-Talent zu sichern, wie es in einer Generation höchst selten vorkommt. Wer quasi jahrzehntelang auf der wichtigsten Position ausgesorgt hat, dem ist der Neid der Konkurrenz sicher. In der Manning-Ära hat man jedoch "nur" einen Super-Bowl-Triumph geerntet - ein Umstand, der Owner Jim Irsay heute noch ärgert. Dies soll mit Luck anders laufen. Dafür gilt es jedoch die Fehler des vergangenen Jahrzehnts zu vermeiden. Oftmals musste Manning als Alleinunterhalter den Durchschnitt des Rosters kompensieren, vor allem die Defense war meist schlicht und einfach nicht gut genug für den großen Wurf. Böse Zungen würden meinen, dass dies in der Gegenwart nicht anders ist. Während sich die Schützlinge von Head Coach Chuck Pagano mit einer 11-5-Bilanz souverän den Titel in der schwachen AFC South sicherten, kassierten sie von einigen Top-Teams heftige Prügel - beispielsweise das 34:51 in Pittsburgh, das 20:42 in New England oder erst vor zwei Wochen das 7:42 in Dallas, bei dem Indy eine besorgniserregend hilflose Figur abgab. Siege gegen Playoff-Teilnehmer gab es im Rahmen des leichten Spielplans indes nur zwei - gegen Baltimore und eben gegen Cincinnati. Die Frage, wie gut Indianapolis gerüstet ist, um den erhofften nächsten Schritt nach oben in der AFC-Hackordnung zu machen, ist also zumindest erlaubt.

Es gibt kaum ein Team, dessen Ausgangsposition so leicht erklärt ist wie jene der Cincinnati Bengals. Machen wir es kurz und österreichisch: Gwinnt's afoch! Gut, das denkt sich jede Franchise in der Postseason, die Fans der Bengals warten jedoch schon ein bisschen länger auf genau diesen einen Playoff-Sieg, wobei "ein bisschen länger" hier natürlich die Untertreibung des Jahrzehnts ist. Seit 1991, als die Houston Oilers (jüngere Leser schauen bitte auf Wikipedia nach, wer oder was das ist) niedergerungen wurden, setzte es in der Postseason ausschließlich Niederlagen. Dies ist die längste aktive Durchstrecke aller NFL-Teams. Während viele Anhänger beim letzten Playoff-Sieg also noch gar nicht geboren waren, ist der Aufwärtstrend des jahrelangen Nachzüglers in den vergangenen Jahren nicht von der Hand zu weisen. Zum bereits vierten Mal in Folge lösten die Bengals das Playoff-Ticket. Blöd nur, dass ihnen im entscheidenden Moment stets das Talent ausging. Verliert man auch diesmal, wäre man das erste Team der NFL-Geschichte, das in vier aufeinanderfolgenden Jahren im ersten Playoff-Match rausfliegt. Diese Storyline kennt zwei Hauptdarsteller: Erstens Quarterback Andy Dalton, aber auch Head Coach Marvin Lewis. Der leistete in seinen zwölf Jahren in Cincinnati zwar eine gute Arbeit, bei einer Pleite in Indy würde er mit einer Playoff-Bilanz von 0-6 den Negativrekord von Jim Mora Sr. einstellen. Der wiederum war übrigens der erste Head Coach von Manning in Indianapolis und fuhr zwei dieser sechs Niederlagen mit den Colts ein...

 

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Andrew Luck muss man nicht großartig vorstellen. Spätestens wenn lebende Legenden wie Manning oder Tom Brady ihre verdiente Pension genießen, wird Luck endgültig zu einem der großen Aushängeschilder der NFL aufsteigen. Mit 40-TD-Pässen führte er in dieser Saison die Liga an. Mangels ernstzunehmender Unterstützung durch das Laufspiel ist die Offense der Colts voll auf ihn zugeschnitten. Dank der Extraklasse des Jungstars ist es zumeist auch kein gröberes Problem, wenn er die Verantwortung schultern muss. Aber wehe, wenn Plan A nicht funktioniert. Dann gerät Indy schnell ins Trudeln. Dies hat man beispielsweise auch in den vergangenen Playoffs erlebt. Gegen Kansas City geriet man mit 28 (!) Punkten in Rückstand, ehe Luck eine historische Aufholjagd zelebrierte. In New England ging dies nicht mehr gut und man scheiterte sang- und klanglos. In diesen beiden Partien warf der 25-Jährige sieben Interceptions, was seine negative Playoff-Bilanz von sechs TD-Pässen und acht Interceptions erklärt. Für Luck geht es also darum, auch in den Playoffs den nächsten Schritt in seinem Reifeprozess zu machen. Dies kann am Sonntag gelingen. Es ist nämlich nicht so, dass man gegen Cincinnati nicht werfen kann. Doch Vorsicht! Die Bengals sind neben den Buffalo Bills das einzige Team, das mehr Interceptions fing als TD-Pässe zuließ (20 zu 18) - diese 18 kassierten Passing-TDs werden wiederum nur von Buffalo (16) und Seattle (17) unterboten. Man kann also nicht von einem Kinderspiel sprechen. Auch, weil Luck in den vergangenen drei Wochen nicht gerade in Topform agierte und in keiner Partie mehr als 200 Yards warf.

In einem AFC-Playoff-Feld mit den teils mehrfachen Super-Bowl-Champions Tom Brady, Peyton Manning, Ben Roethlisberger und Joe Flacco bzw. mit dem vom Talent besonders innig geküssten Andrew Luck mutet Andy Dalton ein bisschen wie Costa Rica in einem Viertelfinale der Fußball-WM an. Während Costa Rica aber wohl nie Weltmeister werden wird, hat Dalton jedoch zumindest die Chance, zu einem starken QB zu reifen und in höhere Sphären vorzudringen. Dafür muss er jedoch sein Lampenfieber auf der Playoff-Bühne hinter dem Vorhang lassen. Die Frage, ob der 27-Jährige dem nervlichen Druck der Postseason nicht gewachsen ist, war eines der Hauptthemen im Hinblick auf diese Begegnung. Seine bisherigen Auftritte lassen diesbezüglich keine freundliche Antwort zu. Einem TD-Pass stehen sechs Interceptions gegenüber, vor allem der trostlose Auftritt gegen Außenseiter San Diego vor einem Jahr ist noch in allzu schlechter Erinnerung. Für viele ist Cincinnati vom Roster her ein Team, das für die Super Bowl reif wäre, wenn es nicht vom Quarterback gebremst würde. Andere halten Dalton zu Gute, dass er die Bengals immerhin in jeder seiner vier Karriere-Saisonen in die Playoffs führte - dies geht nicht ohne eine gewisse Qualität. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Wie auch immer: Das einfachste Mittel, um die Kritiker zum Schweigen zu bringen, wäre, endlich den lange ersehnten ersten Playoff-Sieg einzufahren.

Jeremy Hill hat sich als wertvolle Unterstützung für Andy Dalton erwiesen

ANDERE SPIELER

Dass mit WR T.Y. Hilton und TE Dwayne Allen zwei der Lieblings-Anspielstationen von Luck gegen Cincinnati wieder zur Verfügung stehen, sollte dem QB helfen, sein Mini-Formtief zu überwinden. Vor allem mit Hilton verbindet Luck ein blindes Verständnis. Colts-Urgestein Reggie Wayne kann auch mit 36 Jahren noch Akzente setzen, seine Erfahrung könnte vor allem in einem Playoff-Spiel sehr hilfreich sein. Mit Allen und seinem College-Kumpel Coby Fleener verfügt Luck über zwei Tight Ends, die ein gutes Gespür für die Endzone haben und es auf jeweils acht TDs in dieser Saison gebracht haben. Mit Donte Moncrief wächst ein Receiver-Talent heran, das in dieser Saison einige wirklich gute Momente hatte, aber noch ein, zwei Jahre braucht, um an Konstanz zu gewinnen. Eine maßlose Enttäuschung war bislang indes der frühere Giants-Star Hakeem Nicks. Während es an Anspielstationen also nicht mangelt, ist das Laufspiel spätestens nach dem Schlüsselbeinbruch von Ahmed Bradshaw ein riesiges Sorgenkind. Dies betrifft vor allem Trent Richardson. Der Trade für den RB hat sich bislang ganz und gar nicht bezahlt gemacht. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass ihm Cincinnati zu liegen scheint. In bislang vier Matches gegen die Bengals kam er im Schnitt auf 101,3 Total Yards. Pro Laufversuch überwand er im Schnitt 4,4 Yards, gegen die restliche Liga sind es im Schnitt nur 3,18. Das muss für diese Partie nichts heißen, kann es aber. Ein bisschen Unterstützung am Boden wäre für Luck jedenfalls wünschenswert, damit die Colts-Offense nicht noch eindimensionaler wird, als sie es ohnehin schon ist. Wie sehr Notlösung Daniel Herron diesbezüglich helfen kann, ist zumindest fraglich - gute und schlechte Eindrücke wechselten sich munter ab. Defensiv verfügt Indianapolis mit Vontae Davis über einen der besten Cornerbacks der Liga. Wichtig wird, das Laufspiel der Bengals zu kontrollieren, womit Leading Tackler D'Qwell Jackson eine wichtige Rolle zukommt.

Der größte Unterschied zum 0:27 in der Regular Season? Ein Name: Jeremy Hill. In diesem Oktober-Duell wählte Cincinnati lediglich elf Mal die Option eines Laufspielzugs, heraus kamen mickrige 32 Yards. Hill bekam nur vier Mal den Ball. Seit damals hat sich einiges geändert. Der Rookie ist zum Nummer-eins-Rusher aufgestiegen und legte eine famose zweite Saison-Hälfte hin. Mit 929 Yards seit Week 9 ist er in diesem Zeitraum der erfolgreichste RB der NFL, noch vor Stars wie DeMarco Murray oder Marshawn Lynch. Gemeinsam mit Giovani Bernard, der bevorzugt auch als Passempfänger zum Einsatz kommt, bildet Hill eines der dynamischsten jungen RB-Duos der Liga. Das Rezept gegen Indy ist einfach: Je besser die beiden ins Laufen kommen, desto mehr ist Dalton entlastet und desto effizienter kann man die Uhr kontrollieren - und die Colts sind am Boden schlagbar, man frage nach bei Patriots-Nobody Jonas Gray. Muss indes Dalton die Verantwortung übernehmen und sich auf ein Shootout mit Luck einlassen, sollte man eher nicht ins Wettbüro eilen und auf Cincinnati setzen. Eine Parallele zum ersten Saison-Duell: Auch damals fehlte Superstar-WR A.J. Green, diesmal muss er wegen einer Gehirnerschütterung passen. Dies ist natürlich ein herber Verlust, könnte aber den Nebeneffekt haben, dass Cincinnati automatisch mehr auf den Lauf setzt. Dalton neigt nämlich bisweilen dazu, Pässe zu Green zu sehr zu forcieren. Top-Receiver in Abwesenheit Greens ist Mohamed Sanu, der nach heißem Saisonstart in den letzten Wochen spürbar abkühlte. Neben TE Jermaine Gresham muss nun auch von der zweiten Receiver-Riege um Brandon Tate mehr kommen. Defensiv agierte man im Saisonverlauf sehr wechselhaft. Um einen gelungenen Arbeitstag der Secondary zu unterstützen, wäre ein guter Pass Rush wichtig. Lucks Angstschweiß hält sich wohl in Grenzen, kein Team sackte den gegnerischen QB weniger als die Bengals (20 Mal). Gegen eine eher durchschnittliche O-Line der Colts wäre es zudem hilfreich, wenn mit Geno Atkins einer der besten Defensive Tackles der letzten Jahre ein höheres Nivau als unter der Saison erreichen würde.

ZAHLENSPIELE

  • Die beiden Franchises treffen zum zweiten Mal im Rahmen der Postseason aufeinander. Das erste Mal ist schon ein Zeiterl her. Am 26. Dezember 1970 besiegten die Colts (damals noch in Baltimore beheimatet) die Bengals mit 17:0. Im Head-to-Head der Regular-Season-Duelle führen die Colts 17-10.
  • Colts-Oldie Reggie Wayne ist mit bislang 92 Playoff-Catches hinter Jerry Rice (151) die Nummer zwei der NFL-Geschichte, könnte gegen die Bengals also den Hunderter voll machen. Mit 1242 Receiving Yards rangiert er auf Platz vier. 74 Yards gegen Cincinnati und er überholt Michael Irvin (1315) und Cliff Branch (1289).
  • Ein Rekordhalter steht definitv auf dem Feld. Kein NFL-Spieler hat in der Playoff-Geschichte mehr Punkte erzielt als die 213 von Colts-Kicker Adam Vinatieri. Auch seine bislang 51 Field Goals sind Rekord.


LAOLA1-PROGNOSE

An dieser Stelle richten wir liebe Grüße an Bengals-Coach Marvin Lewis und seinen OC Hue Jackson. Nach vergangenen Playoff-Niederlagen stand bisweilen das Gameplanning in der Kritik. Jackson steht als Nachfolger des nunmehrigen Washington-Trainers Jay Gruden erstmals in der Verantwortung. Gelingt es eine Taktik zu finden, die es erlaubt, das Laufspiel zu etablieren, stehen Cincinnatis Chancen nicht so schlecht. In Regular-Season-Spielen, in denen Dalton 28 Mal oder weniger werfen musste, lautet die Bilanz der Bengals 7-1. Dem QB so wenig Verantwortung wie möglich zu übertragen, bietet definitiv die größte Siegchance. Denn Lucks Tempo kann Dalton kaum mitgehen. Dies heißt natürlich im Umkehrschluss, dass die Defense keinen frühen Rückstand von mehr als ein bis zwei Scores zulassen darf. So sehr ich den Bengals-Fans die Playoff-Erlösung gönnen würde, glaube ich jedoch, dass sich trotzdem Lucks Klasse und der Heimvorteil durchsetzen werden. 27:20 IND.

Peter Altmann