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Arizona gegen Carolina als Not gegen Elend

Arizona gegen Carolina als Not gegen Elend

Start frei für die NFL-Playoffs 2015!

Nach 17 Spieltagen in der Regular Season haben sich zwölf Teams für die Postseason qualifiziert - acht davon sind zum Auftakt am Wochenende im Einsatz.

Während die AFC-Teams New England Patriots (1) und Denver Broncos (2) sowie die NFC-Teams Seattle Seahawks (1) und Green Bay Packers (2) jeweils ein Freilos haben, kämpft der Rest um den Aufstieg in Runde 2.

In den Wild-Card-Games eröffnen am Samstag die beiden NFC-Vertreter Carolina Panthers (4) und Arizona Cardinals (5) die Postseason, am Sonntag folgt das Playoff-Comeback der Dallas Cowboys (3) gegen die Detroit Lions (6).

In der AFC kommt es in der Nacht von Samstag auf Sonntag zum Showdown der beiden Erzrivalen Pittsburgh Steelers (3) und Baltimore Ravens (6). Am Sonntag matchen sich die Indianapolis Colts (4) und Cincinnati Bengals (5).

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - den Anfang macht das Duell Carolina gegen Arizona.

CAROLINA PANTHERS (4)                    ARIZONA CARDINALS (5)

Samstag, 22:35 Uhr, Bank of America Stadium, Charlotte

AUSGANGSLAGE

Zugegeben, unsere Überschrift "Not gegen Elend" ist ziemlich frech, dafür alles andere als böse gemeint. Die Floskel bringt das Motto dieser Partie jedoch recht gut auf den Punkt. Arizonas Personal-NOT, vor allem auf der QB-Position, gegen das sportliche ELEND, das in der NFC South in dieser Saison abgeliefert wurde. Die Carolina Panthers gingen mit einer schwachen 7-8-1-Bilanz zum zweiten Mal in Folge als Sieger dieser Division hervor, was seit deren Gründung 2002 zuvor noch keinem Team gelang. Ausschlaggebend dafür war ein perfekter Endspurt, im Dezember gewann die Truppe von Head Coach Ron Rivera alle vier Spiele. Ein klarer Formanstieg, der sich auch im Auftakt-Spiel dieser NFL-Playoffs bemerkbar machen könnte. Dennoch ist es gewöhnungsbedürftig, eine Franchise mit negativer Bilanz in der Postseason zu erleben - noch dazu durch den Division-Sieg "belohnt" mit einem Heimspiel. Ganz neu ist dieses Szenario jedoch nicht. 2011 schaltete Seattle mit einer 7-9-Bilanz Titelverteidiger New Orleans Saints aus. Auch für Carolina gilt, wie für die elf anderen Teams, die noch Super-Bowl-Hoffnungen hegen: Wer in den Playoffs steht, hat die gleiche Chance wie alle anderen, es geht bei null los - auch für ein Team, das zwischen 14. September und 7. Dezember lediglich einen Sieg feierte und als erstes Team der NFL-Geschichte mit einer acht Partien andauernden Serie ohne Sieg die Postseason erreichte.

Ist Carolina mit dieser Saison-Historie automatisch krasser Außenseiter? Nicht wirklich. Dies liegt jedoch mehr an den groben Problemen beim Gegner. Der Saisonverlauf der Arizona Cardinals ist so ziemlich das genaue Gegenteil von jenem der Panthers. Mit einer 9-1-Bilanz erwischten die Schützlinge von Head Coach Bruce Arians einen Traumstart in jene Saison, an deren Ende im Idealfall die Teilnahme an der "Heim-Super-Bowl" in Glendale bei Phoenix stehen sollte. Schon bei diesem Siegeszug fehlte wohlgemerkt der eine oder andere Leistungsträger verletzungsbedingt. Dummerweise kannte das Verletzungspech auch im weiteren Saisonverlauf kein Erbarmen mit den Cardinals - am augenscheinlichsten ist die trostlose Situation auf der Quarterback-Position. Erst erwischte es Starter Carson Palmer mit einem Kreuzbandriss, kurz vor Saisonende zog sich auch dessen recht passabler Backup Drew Stanton eine Knieverletzung zu. Vier der finalen sechs Saison-Spiele gingen verloren, dank des Traumstarts rettete man sich jedoch über die Playoff-Ziellinie. Größter Trumpf Arizonas ist wohl, dass es sich hier um ein von Arians hervorragend gecoachtes Team handelt. Dies gilt im speziellen auch für die Abwehr, wo Defensive Coordinator Todd Bowles im Jahr 2014 einen exzellenten Job abgeliefert hat. Im Saison-Finish machte jedoch auch die Defense nicht immer einen sattelfesten Eindruck. Alles in allem ergibt dies ein Playoff-Kräftemessen mit einigen positions-spezifisch interessanten Matchups, auf die wir in weiterer Folge genauer eingehen.

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Darüber, dass Cam Newton in diesem Duell der bessere QB ist, muss man vermutlich nicht lange streiten. Das Gesicht der Panthers-Franchise hat keine gänzlich unproblematische Saison hinter sich, schrieb zudem im Dezember mit einem Autounfall Negativschlagzeilen, alles in allem scheint er jedoch rechtzeitig in Schuss gekommen zu sein. Arizonas Defense tat sich zuletzt gegen mobile Quarterbacks wie Seattles Russell Wilson oder San Franciscos Colin Kaepernick schwer - und in genau diese Kategorie der lauffreudigen Spielmacher fällt bekanntlich Newton. Wie sehr er seine Rushing-Qualitäten unter Beweis stellen kann, wird ähnlich spielentscheidend wie seine Zielsicherheit durch die Luft. In seiner vierten NFL-Saison wird es für den früheren Nummer-1-Draft-Pick zudem langsam Zeit, auch in den Playoffs Spuren zu hinterlassen. Im Vorjahr ging sein Postseason-Debüt gegen San Francisco nach hervorragender Regular Season schief - warum diesmal nicht andersherum?

Ryan Lindley darf aufatmen. Am vergangenen Sonntag warf er gegen San Francisco die ersten beiden TD-Pässe seiner NFL-Karriere und ersparte sich somit das Gespött, eine Playoff-Spiel ohne Score in Angriff zu nehmen. Dass er für seinen ersten TD-Pass 229 Versuche (aufgeteilt auf neun Spiele) brauchte und damit die meisten in der NFL-Geschichte bis zum Debüt-Touchdown, verdeutlicht jedoch das Dilemma, in dem die Cardinals auf der QB-Position stecken. Vielleicht ist es jedoch auch gerade das Gastspiel bei den 49ers, das Arizona Hoffnung geben kann. Denn trotz dreier Interceptions war es die erste Begegnung mit Lindley unter dem Center, in der man den Eindruck gewinnen konnte, dass er in der NFL den Ball zu bewegen vermag. Man darf gespannt sein, welchen offensiven Gameplan sich Arians einfallen lässt. Dem Head Coach ist es zuzutrauen, Lindley durch diese Bewährungsprobe zu führen - auch wenn dies bei einem Spielmacher mit einer TD-Interception-Bilanz von 2-11 eine Mammutaufgabe ist.

Wie viele brauchbare Bälle bekommen Fitzgerald und Floyd serviert?

ANDERE SPIELER

Man muss bezüglich des "Goldenen Dezembers" von Carolina insofern vorsichtig sein, als dass nicht gerade die Creme de la creme der NFL zur Gegnerschaft zählte - im Gegenteil (alle drei NFC-South-Rivalen plus Cleveland). Nichtsdestotrotz war es auffällig, dass der oftmals verletzte RB Jonathan Stewart im Saison-Finish zu guter Form auflief. Dass die Panthers auch abseits von Newton über ein gutes Laufspiel verfügen, ist entscheidend - erstens weil bezüglich Wide Receiver abseits des hervorragenden Rookies Kelvin Benjamin wenig verlässliche Alternativen zur Verfügung stehen und der es wiederum mit Arizonas Cornerback-Star Patrick Peterson zu tun bekommt - eines der interessantesten Duelle dieses Spiels. Neben Benjamin kompetenteste Option für Newton im Passspiel ist Tight End Greg Olsen - beide schlossen die Saison übrigens mit genau 1008 Receiving Yards ab. Carolinas Defense war 2013 eine Macht, wurde jedoch in der Transferzeit und durch das Fehlen von Greg Hardy entscheidend geschwächt, sodass sie im Saisonverlauf bisweilen unterirdisch agierte. Eine Formsteigerung ist jedoch nicht von der Hand zu weisen. Der Pass Rush um den bärenstarken Charles Johnson funktionierte zuletzt viel besser, was auch der teils unerfahrenen Secondary mit den beiden talentierten Rookies Bene Benwikere und Tre Boston bzw. dem guten CB Josh Norman hilft. Herz der Defense ist jedoch nach wie vor Linebacker-Superstar Luke Kuechly, der die NFL mit 153 Tackles anführte und von Thomas Davis kongenial unterstützt wird.

Arizonas "Wild Card" in den Wild Cards ist RB Kerwynn Williams - in Kombination mit seinem Partner Stepfan Taylor. Da mit Andre Ellington der Nummer-1-Ballträger ebenfalls verletzt ist, obliegt es diesem Duo, am Boden für Raumgewinn zu sorgen. Und je schlechter dies gelingt, je mehr sich Carolina auf die Verteidigung des Passes konzentrieren kann und je mehr somit die Verantwortung auf Lindley lastet, desto schwieriger könnte es für die Cardinals werden. An geeigneten Anspielstationen für Lindley würde es indes nicht mangeln. Der pfeilschnelle Rookie John Brown ist eine der Entdeckungen der Saison, Michael Floyd ist zwar wenig konstant, hat jedoch seine Fähigkeiten bereits unter Beweis gestellt. Und dann gibt es ja auch noch einen gewissen Larry Fitzgerald. Es wäre jammerschade, aber es ist nicht auszuschließen, dass dies im Falle einer Niederlage das letzte Spiel der lebenden Arizona-Legende im Cardinals-Dress ist. Nächste Saison würde sein Salary-Cap-Hit 23,6 Millionen Dollas ausmachen - tendenziell zu viel, sollte sein Vertrag nicht doch neu strukturiert werden. Der homogenen Defense um Patrick Peterson und Star-DE Calais Campbell kommt die Aufgabe zu, das Spiel so eng wie möglich zu gestalten und im Idealfall mit dem einen oder anderen Turnover zu gewinnen. Das ist ihr unter der Anleitung von Bowles trotz aller widriger Umstände zuzutrauen.

ZAHLENSPIELE

  • Die beiden Teams treffen zum zweiten Mal im Rahmen der NFL-Playoffs aufeinander. Das bisher einzige Duell entschied Arizona in den Divisional Playoffs der Saison 2008 33:13 für sich. Im Head-to-Head hat jedoch Carolina mit 8-5 die Nase vorne.
  • Es ist das Duell zweier Playoff-unerfahrener Head Coaches. Für Arizonas Bruce Arians ist es überhaupt das Debüt in der Postseason, Carolinas Ron Rivera verlor in der Vorsaison sein einziges Spiel gegen San Francisco.
  • Für Larry Fitzgerald ist es die Rückkehr in die Playoffs, in denen er im Laufe seiner Karriere durchaus nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. In bislang sechs Begegnungen kam er auf 42 Catches, 705 Receiving Yards (ein Schnitt von 117,5 pro Spiel) und neun Touchdowns. Der QB heißt nun jedoch nicht mehr Kurt Warner...


LAOLA1-PROGNOSE

Hätte noch im November jemand vorhergesagt, dass der Siegertipp dieser Partie Carolina heißen würde, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Aber ich sehe bei aller Fantasie nicht, wie man mit Ryan Lindley ein Playoff-Spiel gewinnen soll - auch nicht gegen ein über weite Strecken der Saison schwaches Carolina. Aber gut, eine bessere Bühne wird Lindley andererseits nicht so schnell bekommen, um sämtliche Zweifler und Kritiker zu widerlegen. Außerdem wäre es durchaus schade um Arizonas Saison, zudem mögen die Cardinals die Underdog-Rolle. Dies ist übrigens auch das Playoff-Duell von zwei unserer treuesten "Korrespondenten", nämlich der User "mundafinga" (Arizona) und "enzo_karotti" (Carolina), die uns im Touchdown Tuesday mit wertvollen Analysen durch die Spielzeit begleitet haben und denen wir an dieser Stelle natürlich beiden alles Glück dieser Playoff-Welt wünschen. Möge der Bessere gewinnen! 17:13 CAR.


Peter Altmann