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Zwischen Himmel und Hölle

Zwischen Himmel und Hölle

SEATTLE SEAHAWKS   24:28   NEW ENGLAND PATRIOTS

Super Bowl XLIX, Glendale, Arizona

Ein Football-Spiel dauert 60 Minuten - und alles ist möglich.

Super Bowl XLIX war in der Nacht auf Sonntag das beste Beispiel dafür.

In einem unglaublichen Finale waren die New England Patriots per 28:24 gegen Titelverteidiger Seattle Seahawks die neuen Champs.

The Catch, The Call, The Championship

2:02 Minuten vor Schluss gingen die Patriots in Glendale, Arizona, wieder in Führung, obwohl man im vierten Viertel schon zehn Punkte zurücklag. Das mag gegen die beste Defense der Liga schon was heißen.

Danach wurde es spektakulär, es folgten "The Catch", "The Call", "The Championship".

Jermaine Kearse fing einen Pass auf spektakuläre Art und Weise, Seattle stand vor der Haustür und hatte den Sieg auf dem Servierteller. Schließlich stand man am Ende einen Yard vor der Endzone und hatte noch drei Versuche.

Es hagelt Kritik am Pass-Call

Es kam zu "The Call": Russell Wilson wurde ein kurzer Pass auf Richard Lockette angesagt, Rookie Malcolm Butler ("Ich wusste, was passieren würde") fing den Ball sensationell ab. Interception und "The Championship" für die New England Patriots waren gleichermaßen fixiert.

Freilich hagelte es Kritik von allen Seiten, denn warum nicht mit dem wuchtigsten Running Back der Liga, Marshawn Lynch, einfach in die Endzone laufen? 

 


 


 

NBC-Experte Chris Collinsworth erklärte erst live, was passiert ist, um danach konsterniert festzuhalten: "Ich kann den Call nicht glauben. ich kann den Call einfach nicht glauben."

Da hüpfte Tom Brady, ob der Gewissheit des Sieges, wie ein Kind, Richard Sherman auf der anderen Seite konnte seinen Augen nicht trauen.

Warum nur dieser Call?

Nach dem Spiel erklärte Seattles Head Coach Pete Carroll.

"Uns gefiel das Matchup nicht und wir wollten diesen zweiten Versuch auch einfach vergeuden, um ihnen keine Zeit mehr zu geben. Hätte es mit dem Pass geklappt, wunderbar, wenn nicht, wären wir beim dritten oder vierten gelaufen", so der 63-Jährige, der seinem Ex-Team unterlag.

"Es hat nicht geklappt"

"Ich habe den Jungs gesagt, es war absolut mein Fehler. Wir hatten genügend Zeit zu gewinnen, wir wollten auf dritten und vierten Versuch spielen, ihnen keine Zeit geben, aber es hat nicht geklappt", zeigte sich Carroll enttäuscht.

Freilich auch Interception-Werfer Russell Wilson, der wusste, "wir haben alles gegeben, um zu gewinnen. Wir haben so hart wie möglich gespielt, am Ende haben sie einen Play mehr gemacht als wir."

Der Quarterback wollte nicht derjenige sein, der am Ende die Schuld für die Niederlage trägt. Tat er auch für niemanden. Auch nicht für Lynch, der sich über den Call ganz und gar nicht überrascht zeigte: "Football ist ein Team-Sport."

Am Ende des Spiels kam dann noch der Frust raus.

Nach Schlägerei folgte Konfetti

Vor allem bei Bruce Irvin, der sich bei einer Rauferei am Ende mit mehreren Patriots - u.a. Rob Gronkowski - anlegte und Schläge austeilte.

Am Ende flog er vom Platz.

"Ich wollte meinen Teamkollegen schützen (Michael Bennett, Anm.). Es war viel Emotion im Spiel, ich hätte anders reagieren müssen. Ich entschuldige mich dafür, aber ich würde immer meinen Teamkollegen verteidigen", so Irvin nach der Partie.

Da hatten die Patriots schon alles vergessen gehabt und feierten.

Mit zehn Punkten Rückstand im letzten Viertel gegen die beste Defense der Liga, und am Ende endlich wieder siegreich. 

Der vierte Super-Bowl-Triumph für die Pats war über die Jahre gesehen überfällig, so kam er am Ende des Spiels überraschend, aber gewiss nicht unverdient.

"Eine tolle Gruppe an Wettkämpfern"

"Ich kann gar nicht genug über die Spieler sagen. Das ist eine tolle Gruppe an Wettkämpfern, sie sind mental und physich sehr stark. Wohl die stärkste Gruppe, mit der ich je zusammengearbeitet habe", so Head Coah Bill Belichick.

Der 62-Jährige gewann seine vierte Super Bowl als Cheftrainer und hält nun gemeinsam mit Chuck Noll (Steelers) den NFL-Rekord.

Sein kongenialer Spielmacher auf dem Feld, Tom Brady, zog mit dessen Idol Joe Montana sowie Terry Bradshaw gleich.

"Es ist unglaublich, das einmal zu erleben, aber ich konnte mich glücklich schätzen, mit vielen guten Teams zu spielen. Ich bin gesegnet", jubelte der 37-Jährige, der zum dritten Mal als Super-Bowl-MVP ausgewählt wurde.

"Mentale Stärke" der Patriots

Brady stellte weitere Rekorde auf und konnte nach zwei verlorenen Super Bowls sein sechstes Endspiel (QB-Rekord) für sich entscheiden.

"Es hat viel mit mentaler Stärke zu tun, die Mannschaft hatte diese die gesamte Saison. Wir haben nie gezweifelt", so der Brady, an dessen Qualitäten wie jene seiner Teamkollegen nach einer hohen Regular-Season-Niederlage in Kansas City gezweifelt wurden.


 

Am Ende jubelten die Patriots über Titel Nummer vier - und Tom Brady wurde gar von Widersacher Richard Sherman ("Are you mad Bro?") fair beglückwünscht.

Eine schönes Geste nach einer mehr als würdigen Super Bowl samt Grande Finale.

 

Bernhard Kastler