news

Positionsanalyse: San Francisco vs. Baltimore

Positionsanalyse: San Francisco vs. Baltimore

The "Big Game" in the" Big Easy"!

Für die Fans der San Francisco 49ers und der Baltimore Ravens wird Super Bowl XLVII zur "Endstation Sehnsucht". Wie praktisch, dass das bekannte Drama von Tennessee Williams in New Orleans spielt und nach einer dortigen ehemaligen Straßenbahnlinie benannt ist.

Zu einem Drama könnte sich auch der Showdown im Superdome entwickeln, wird doch allgemein ein sehr knappes Finale erwartet, das mit dem historischen Bruder-Duell der beiden Head Coaches John und Jim Harbaugh, dem allerletzten Karrierespiel der lebenden Legende Ray Lewis oder dem Aufeinandertreffen zweier heißer Quarterbacks jede Menge Storylines zu bieten hat.

Während Baltimore nach 2001 den zweiten Titel der Franchise-Geschichte erobern möchte, lautet San Franciscos Motto "Quest für Six" - mit dem sechsten Super-Bowl-Triumph möchte man zu Rekord-Champion Pittsburgh aufschließen.

Auf ihre Art ein Sieger ist bereits die Stadt New Orleans. Die Metropole in Louisiana wurde in dieser Woche ihrem Ruf, eine der besten Super-Bowl-Citys zu sein, wieder einmal vollauf gerecht. Die 2005 von Hurricane Katrina schwer in Mitleidenschaft genommene Stadt im Aufschwung zu sehen, ist fraglos einer der positiven Aspekte dieses Endspiels.

Ein Leckerbissen der Extraklasse scheint in dieser Super Bowl jedenfalls garantiert. Wer wird die Nase vorne haben? LAOLA1 analysiert die wichtigsten Positionen:

        SAN FRANCISCO 49ERS                                                                 BALTIMORE RAVENS

                       Super Bowl XLVII, Montag, 00:30 Uhr, Superdome, New Orleans



QUARTERBACKS:


Colin Kaepernick (San Francisco 49ers): Es ist wohl eine der spannendsten Fragen dieses Endspiels: Wie schlägt sich Colin Kaepernick in seinem erst 10. Karriere-Start? In der Super Bowl haben schon routiniertere Kaliber Nerven gezeigt. Der Shootingstar dieser Saison offenbarte seit der "Amtsübernahme" von Alex Smith im November nur selten Nervosität. Auch während der Woche in New Orleans ließ er den immensen Trubel nach außen hin mit Seelenruhe über sich ergehen. "Nur weil man sich in einer Situation befindet, in der man vorher noch nicht war, heißt das nicht, dass man deswegen Druck empfinden muss", meinte "Kaep" in einer seiner gewohnt kurzen und präzisen Antworten. Ein Mann der großen Worte ist der Hüne nicht, dafür einer der Prototypen einer neuen "Hybrid-Quarterback"-Generation. Kaepernick besitzt zwar durchaus die Fähigkeiten eines Pocket Passers - seine Zuspiele sind im Schnitt präziser als jene so manch ähnlich veranlagten Spielmachers. Seine Gefährlichkeit macht jedoch die Kombination mit seiner unglaublichen Mobilität und Schnelligkeit aus. Da gegnerische Defenses nie genau wissen, ob er wirft, selbst läuft oder nur Räume für die eigenen Running Backs öffnet, hat die in der Vergangenheit so lahme Offense der 49ers deutlich an Dynamik gewonnen. Mit Kaepernick am Ruder setzt San Francisco immer wieder gerne auf Elemente der Pistol Offense. Diese optionalen Spielzüge verlangen es vom Quarterback noch mehr, die gegnerische Defense richtig zu lesen. Dies gelang trotz geringer NFL-Erfahrung zuletzt meist gut, birgt jedoch auch eine große Fehlerquelle.

Joe Flacco (Baltimore Ravens): Eli Manning hat im Vorjahr bewiesen, dass man "Elite" nicht ohne "Eli" buchstabieren kann. Nun muss man kein Deutsch-Professor sein, um zu bemerken, dass man "Elite" ohne "Joe" buchstabieren kann kann. Dennoch ist die Ausgangslage ein ähnliche. Analog zu Manning verlangte auch Flacco in der Vergangenheit von seinen Kritikern mehr Respekt für seine Darbietungen (siehe LAOLA1-Story). Wie ginge das leichter als mit dem Gewinn der Super Bowl? Im Vorfeld des "Big Games" äußerte sich der 28-Jährige nunmehr defensiver zu diesem Thema: "Ich möchte meine Leistungen für mich sprechen lassen." Nach Playoffs wie diesen ist verbale Eigenwerbung auch nicht von Nöten. Flacco spielte schlicht und ergreifend großartig, darf sich wohl als heißester Quarterback dieser Postseason feiern lassen. Es war durchaus beeindruckend, wie eiskalt "Joe Cool" sein Team zu Auswärtssiegen bei Peyton Manning (Denver) und Tom Brady (New England) geleitete. Die Bilanz von 853 Yards, acht TD-Pässen bei keiner Interception spricht für sich. Flacco ist ganz anderer Quarterback-Typ als Kaepernick, viel konservativer, ein guter, alter Pocket Passer. Vor allem tiefe Pässe exekutiert er mit beeindruckender Zielsicherheit - und gegen diese tun sich die 49ers bisweilen schwer. Vom Auftreten her fällt er eher unter die Kategorie bieder. "Ich weiß nicht, ob ich mich als langweilig bezeichnen würde, aber ich bin vermutlich nah dran", beschreibt sich Flacco selbst und versichert: "Tattoos habe ich keine." Ein weiterer Unterschied zu Kaepernick, dessen Körper nur noch wenig Spielraum für weitere Kunstwerke lässt.

LAOLA1-Analyse: Ein denkbar spannendes Duell! Unterschiedlicher als Kaepernick und Flacco kann man das Quarterback-Spiel kaum auslegen. Interessant wird, die Baltimores Defense nach eher statischen Playoff-Kontrahenten (Brady, Manning, Luck) mit dem mobilen 49ers-Spielmacher zurande kommt. "Kaep" besitzt mehr Luft nach oben - gerät er ins Rollen, sind die 49ers nur schwer zu stoppen. Erfahrung und vor allem die aktuelle Überform sprechen jedoch ganz knapp für Flacco. Letztlich ist es Geschmackssache, aber nach der bisherigen Postseason kann man kaum gegen ihn setzen. 1:0 für Baltimore.



RUNNING BACKS:


San Francisco 49ers: Er läuft und läuft und läuft. Seit nunmehr acht Saisonen ist Frank Gore das Muster an Konstanz im 49ers-Dress - in überwiegend schlechten wie in zuletzt guten Zeiten. Sechs Mal knackte er die 1000-Yards-Schallmauer, ein siebtes Mal hinderte ihn nur eine Verletzung daran. Der 29-Jährige ist seit dieser Saison der Leading Rusher der Franchise-Geschichte. Die ligaweite Anerkennung wird ihm dennoch kaum zuteil, mangels Lautsprecher-Qualitäten fordert er sie jedoch auch nicht ein. Dennoch zählt Gore zur gehobeneren Klasse der NFL-Running-Backs, wenn auch nicht zur Riege der absoluten Superstars. Mit seinem toughen Laufstil ab durch die Mitte ist er jedoch die Basis von San Franciscos Offense. Sein Backup Kendall Hunter (Achillessehnenriss) fehlt in der Super Bowl, dessen Vertreter LaMichael James machte bislang jedoch einen ordentlichen Eindruck. Der Rookie sorgt mit seiner Schnelligkeit für eine gute Abwechslung zu Gore, kennt außerdem die Option-Offense schon aus Uni-Zeiten in Oregon, wo er zu den Stars der College-Szene gehörte (2010 Dritter der Heisman-Trophy-Wahl hinter Cam Newton und Andrew Luck). Nicht unterschätzen sollte man die Dienste von Fullback Bruce Miller. RB Nummer drei, Anthony Dixon, ist vor allem in Goalline-Situationen eine Variante.

Baltimore Ravens: Sehr wohl unter die Kategorie Superstar fällt Ray Rice. Der 26-Jährige gehört zum Besten, was die NFL auf der Running-Back-Position zu bieten hat. Neben seiner Stärke am Boden zählt Rice jedoch auch zu den besten Passempfängern unter den Ballträgern. "Wenn es darum geht, Ray Rice zu stoppen, musst du ihn im Lauf- und im Passspiel stoppen. Wenn ich den Ball fange, bin ich genauso gefährlich, ein Pass ist nichts weiter als ein langer Handoff. Wenn ich den Ball einmal habe, bin ich gut", erklärt der Rutgers-Absolvent selbstbewusst. Gegen die starke 49ers-Defense ist es auch von eminenter Bedeutung, das Laufspiel in die Gänge zu bekommen. Können sich die Kalifornier weitestgehend auf das Entschärfen des Passspiels konzentrieren, wird es ungleich schwieriger. Mit Bernard Pierce haben die Ravens eine ideale Ergänzung zu Rice gefunden. Der Rookie taute gerade in den vergangenen Wochen so richtig auf. Mit Vonta Leach hat Baltimore das Ass eines der besten Fullbacks der Liga im Ärmel.

LAOLA1-Analyse: Rice kann einen Gegner im Alleingang besiegen. Während der Ravens-Star eine Spur über Gore zu stellen ist, ist das Laufspiel der 49ers jedoch als Gesamtes eines der besten der Liga. Dies zeigte sich auch in den Playoffs, wo San Francisco im Schnitt 236 Yards pro Spiel erlief (Baltimore 148,7). Hier kommen sicherlich auch der Kaepernick-Faktor und die starke O-Line zum Tragen. Ausgleich San Francisco 1:1.


WIDE RECEIVER/TIGHT ENDS:


San Francisco 49ers: Die Zeiten eines Jerry Rice sind lange vorbei. Die 49ers hatten in der jüngeren Vergangenheit große Probleme auf der Receiver-Position, aktuell ist verletzungsbedingt eher die Quantität ein Manko. Klare Nummer eins ist Michael Crabtree, der im vierten NFL-Jahr endlich beweist, warum er als potenzieller Superstar gehandelt wurde. Dass mit Randy Moss einer der besten Receiver aller Zeiten - laut Eigeneinschätzung der beste (siehe LAOLA1-Story) - als Mentor an seiner Seite agiert, ist sicherlich von Vorteil. Der Haudegen spielt eine eher unauffällige Comeback-Saison. Es wäre wohl wichtig für San Francisco, wenn er auf der denkbar größten Bühne ins Rampenlicht zurückkehrt. Ansonsten haben die Niners an Receivern nicht allzu viel zu bieten, das verletzungsbedingte Fehlen des letztjährigen Super-Bowl-Helden Mario Manningham bzw. von Kyle Williams schmerzt. Der bislang enttäuschende Erstrunden-Draftpick A.J. Jenkins hat in seiner Rookie-Saison noch keinen einzigen Pass gefangen. Umso besser sind die 49ers auf der Tight-End-Position aufgestellt. Vernon Davis fand zwar lange keinen gemeinsamen Rhythmus mit Kaepernick, blühte jedoch im NFL-Finale gegen Atlanta auf. Wie sich Baltimores Linebacker um Ray Lewis gegen ihn schlagen, könnte ein Schlüssel-Matchup dieser Super Bowl sein. Mit Delanie Walker steht ein weiterer solider Tight End zur Verfügung, der jedoch bisweilen zu Drops neigt.

Baltimore Ravens: Tough, tougher, Anquan Boldin! Seit vielen Jahren zählt der 32-Jährige zu den verlässlichsten und auch physisch besten Passempfängern der NFL. Rechtzeitig zu den Playoffs ist er in Hochform und sollte als eine der wichtigsten Anspielstationen Flaccos dienen. Die 49ers-Defense hat jedoch schon öfters bewiesen, dass sie den gegnerischen Nummer-eins-Receiver mehr oder weniger aus dem Spiel nehmen kann. Umso mehr Bedeutung kommt der Nummer zwei zu, und diesbezüglich sind die Ravens mit Torrey Smith sehr interessant aufgestellt. Der Youngster ist pfeilschnell und dürfte zur Herausforderung für die bei tiefen Bällen anfällige Secondary der Kalifornier werden. Zudem trifft Flacco weite Pässe praktischerweise besonders gerne. Auch Baltimore ist nicht gerade mit einer breit aufgestellten Receiver-Riege gesegnet. Jacoby Jones, ebenfalls eine Speed-Rakete, ist eine verlässliche Nummer drei, seine größte Gefährlichkeit stellt er jedoch als Returner unter Beweis. Wie die 49ers verfügen auch die Ravens über zwei gute Tight Ends. Dennis Pitta ist eine der Entdeckungen dieser Saison und vor allem in der Endzone brandgefährlich. Ed Dickson hat im Vergleich ein wenig an Terrain verloren, in der Vergangenheit jedoch schon bewiesen, dass er ein durchaus begabter Ballfänger ist.

LAOLA1-Analyse: Ein Matchup auf Augenhöhe! Bezüglich ihrer Receiver verfügen beide Teams nicht gerade über Tiefe. Während bei Baltimore beide Starter qualitativ gut sind, fällt bei San Francisco mit Moss ausgerechnet der selbsternannte beste Receiver aller Zeiten ab. Der Oldie ist nicht mehr als ein Mitläufer. Davis hätte das Potenzial, dies mehr als auszugleichen. Aber dazu müsste er öfter so spielen wie gegen Atlanta. Knapp aber doch ein Punkt für die Ravens. 2:1 für Baltimore.


DEFENSE:


San Francisco 49ers: Die Defense der 49ers ist gespickt mit Stars und hat schon oft genug bewiesen, dass sie zu den Eliteeinheiten der NFL zählt, in Topform vielleicht sogar der beste Verteidigung ist. In den letzten Wochen präsentierte sie sich jedoch ungewohnt anfällig. Dies ist unter anderem in der Personalie Justin Smith begründet. Der Defensive Tackle fehlte zum Ende der Regular Season verletzungsbedingt. Ohne den Routinier wurde ungleich weniger Druck auf den Quarterback ausgeübt, was weniger Räume für die junge "Sack-Maschine" Aldon Smith öffnete. Justin kehrte in den Playoffs zwar zurück, war aber merklich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Falls er die zwei Wochen Pause seit dem NFC-Finale nutzen konnte, wäre dies für San Francisco ein enormer Vorteil, und auf Baltimores O-Line käme gegen die "Smith-Brothers" eine Monster-Aufgabe zu. Vor allem die linke Seite mit Veteran Bryant McKinnie und Rookie Kelechi Osemele erwartet jede Menge Arbeit. Der Motor der 49ers-Defense ist Patrick Willis, der gemeinsam mit NaVorro Bowman das vermutliche beste Middle-Linebacker-Duo der Liga bildet. Spielentscheidend könnte jedoch die Arbeit der zuletzt nicht gerade in Topform agierenden Secondary werden. Flacco wird diese Einheit sicherlich mit seinen gefürchteten tiefen Pässen herausfordern. Die beiden Cornerbacks Carlos Rogers und Tarell Brown werden tendenziell alle Hände voll zu tun haben. Unterstützt werden sie von den beiden beinharten Safetys Donte Whitner und Dashon Goldson. Mit Chris Culliver steht auch jener Mann oft am Feld, der sich den verbalen Ausrutscher dieser Super-Bowl-Woche leistete. Der dritte Cornerback betonte, dass er sich unwohl fühlen würde, stünde ein schwuler Mitspieler in seinem Team. Man darf gespannt sein, wie sich der folgende Medientrubel auf seine Leistung auswirken wird.

Baltimore Ravens: It's all about Ray Lewis! Der "Original Raven", einer der größten Defense-Superstars der Liga, hat sich den spektakulärsten Showdown schlechthin für seinen Abgang als aktiver Sportler ausgesucht. Sein letztes Karriere-Spiel ist die emotionale Komponente dieses Endspiels. Für die ganze Ravens-Organisation ist es merklich ein unglaublich wichtiges Motiv, ihrem Anführer zum Abschied einen zweiten Super-Bowl-Ring zu schenken. Der 37-Jährige verzeichnete in den Playoffs bisher unglaubliche 44 Tackles. Baltimores Defense wurde in der Regular Season ihrem einst gefürchteten Ruf nicht wirklich gerecht, dies täuscht aufgrund zahlreicher Verletzungen jedoch. So standen etwa die beiden Superstars Lewis und Terrell Suggs erst in der Postseason erstmals in dieser Saison gemeinsam auf dem Feld. Mit Safety Ed Reed läuft ein weiteres Aushängeschild der Ravens-Defense der vergangenen Jahre seinem ersten Titel hinterher. Die Routine des 34-Jährigen könnte ein entscheidender Trumpf sein. Mit Bernard Pollard verfügt er zudem über einen hart hittenden Nebenmann. Der womöglich größten Challenge stehen jedoch die D-Line um Haloti Ngata und die Outside Linebacker gegenüber. Die O-Line der 49ers um Joe Staley und Mike Iupati zählt zu den besten der NFL, zudem ist es alles andere als einfach, zum mobilen Kapernick durchzudringen. Mit Linebacker Paul Kruger hat sich jedoch ein Akteur in dieser Saison in den Vordergrund gespielt, dem dies durchaus zuzutrauen ist. Ngata ist ohnehin eine stete Gefahr für den Gegner.

LAOLA1-Analyse: Das alte Sprichwort von der Verteidigung, die Meisterschaften gewinnt, ist oft kein falsches. Die 49ers-Defense agierte zuletzt schlechter als ihr Ruf, jene der Ravens besser. Der Schlüssel zum Sieg liegt einerseits in der Fitness von Justin Smith und andererseits darin, wie gut die an einigen Positionen doch schon routinierte Baltimore-Defense mit den flinken Playmakern San Franciscos zurecht kommt. Ray Lewis hin oder her, das bessere Potenzial hat San Franciscos Abwehr. Ausgleich San Francisco 2:2.


SPECIAL TEAMS:


San Francisco 49ers: 13! So viele Field Goals verkickte David Akers in dieser Saison. Dabei gehört der Routinier eigentlich zu den verlässlichen Vertretern seiner Zunft. Auch in diese Spielzeit erwischte er mit dem 63-Yarder in Green Bay einen gelungenen Start, ehe er völlig von der Rolle geriet. Der 38-Jährige ist in dieser Partie fraglos ein riesiger Unsicherheitsfaktor. Das Return-Game der 49ers ist okay, strahlt mit Ted Ginn jr. und LaMichael James aber bei weitem nicht die Gefährlichkeit von jenem Baltimores aus. Wie überhaupt die Special Teams, im Vorjahr eine große Stärke San Franciscos, heuer einen Tick nachgelassen haben. Langzeit-Punter Andy Lee gehört indes weiter zu den Aushängeschildern der NFL auf seiner Position. In den schwachen Jahren hatte er auch genügend Gelegenheit zum Üben...

Baltimore Ravens: Ein Name: Jacoby Jones. Der pfeilschnelle Wide Receiver macht als Returner eine ausgezeichnete Figur, wurde als solcher nicht umsonst in die Pro Bowl gewählt. Seine im Schnitt 30,7 Yards pro Kickoff-Return sind der heurige Topwert in der NFL. Was die Feldposition betrifft ein riesiges Plus. Nach dem Billy-Cundiff-Trauma aus dem Vorjahr setzen die Ravens in dieser Saison mit Justin Tucker auf einen Rookie als Kicker. Dieser machte seine Sache in dieser Saison sehr gut, ließ kaum etwas anbrennen. Mit Sam Koch verfügt auch Baltimore über einen verlässlichen Punter.

LAOLA1-Analyse:

Die oft unterschätzten Special Teams könnten in einer engen Partie zu einem entscheidenden Trumpf für Baltimore werden. Jones ist immer für eine die Wende bringende Aktion gut, Rookie Tucker erscheint nervenstärker als Oldie Akers in seiner derzeitigen Verfassung. Dieser Punkt geht eindeutig an die Ravens. 3:2 für Baltimore.



(HEAD) COACHES:

San Francisco 49ers (Jim Harbaugh): Was wurde nicht schon alles zum historischen Bruder-Duell geschrieben? Diese Storyline elektrisiert logischerweise die Massen. Da sich John und Jim Harbaugh tendenziell in- und auswendig kennen, wollen wir uns hier ihren jeweiligen Assistenten widmen, denen womöglich eine entscheidende Funktion zukommt. Jim Harbaugh hat sowohl mit Offensive Coordinator Greg Roman und Defensive Coordinator Vic Fangio bereits am College in Stanford zusammengearbeitet. Beide waren jedoch auch schon jahrelang in NFL-Betreuerstäben tätig - Fangio interessanterweise von 2006 bis 2010 an der Seite John Harbaughs in Baltimore. Roman wiederum hat gemeinsam mit dem früheren Quarterback Jim Harbaugh eine variantenreiche Offense geformt, die immer wieder mit einer originellen Vorgehensweise auffällt - und damit ist nicht nur die phasenweise Verwendung der am College verbreiteten Pistol Offense gemeint. Am Papier verfügt San Francisco über mehrere Wege, einem Gegner weh zu tun.

Baltimore Ravens (John Harbaugh): John Harbaugh sorgte bezüglich seiner Assistenten für eine der überraschendsten, im Nachhinein betrachtet jedoch möglicherweise genialsten Entscheidungen dieser Spielzeit. Mitten in der Saison entschied er sich, Offensive Coordinator Cam Cameron zu feuern und durch Jim Caldwell zu ersetzen. Dieser ist durchaus kein Unbekannter, stand 2010 als Head Coach der Indianapolis Colts sogar in der Super Bowl. Seit der 58-Jährige das Ruder in der Hand hat, ist ein klarer offensiver Aufwärtstrend spürbar. Sein Partner auf der defensiven Seite ist ebenfalls ein Haudegen. Dean Pees coachte jahrzehntelang am College-Level, ehe er den Sprung in die NFL zu den New England Patriots wagte, deren Defensive Coordinator er von 2006 bis 2009 war, und wo er von Coaching-Guru Bill Belichick lernte. In dieser Saison übernahm der 63-Jährige die Defense der Ravens. 

LAOLA1-Analyse:

Ein Unterschied: John präsentierte sich in New Orleans wesentlich entspannter als der stets etwas verkrampfte Jim. Grundsätzlich agieren beide auf denkbar hohem Niveau, ihre Erfolge sprechen für sich. Auch beide Coaching-Crews leisteten zuletzt gute Arbeit. Diesen Punkt teilen wir natürlich brüderlich. 4:3 für Baltimore.

LAOLA1-Prognose:

Das von der Klasse der Einzelspieler bessere Team haben die 49ers. Das heißere Team sind die Ravens. In den vergangenen Jahren hat sich in der Super Bowl meist das heißere Playoff-Team durchgesetzt. Zudem sollte man den Ray-Lewis-Faktor nicht unterschätzen - in ausgeglichenen Duellen gibt oftmals solch eine emotionale Komponente den Ausschlag. Und daran, dass alle Ravens ihren Helden mit einer letzten Sternstunde verabschieden wollen, gibt es keinen Zweifel. Ob Kaepernick-Show, Flacco-Gala oder Defense-Spektakel - in diesem Duell ist in alle Richtungen alles offen. Versprechen kann man lediglich, dass es richtig toughen Football zu sehen geben wird, wie ihn die beiden Harbaughs lieben. 20:17 Baltimore.


Peter Altmann