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Wenn der Super-Bowl-MVP an einem vorbeispaziert…

Wenn der Super-Bowl-MVP an einem vorbeispaziert…

 

NEW ENGLAND PATRIOTS  17:21 NEW YORK GIANTS

Es gibt Tage in einem Berufsleben, die keine Spuren im Gedächtnis hinterlassen.

Auf der anderen Seite gibt es erinnerungswürdige Tage – und wiederum unvergessliche. Der 5. Februar 2012 ist definitiv in die letztgenannte Kategorie einzuordnen. Zumindest für den Autor dieser Zeilen.

Dieses Datum markiert jenen Tag, an dem ich erstmals einer Super Bowl – dem Finale der National Football League, der größten Liga der Welt – beiwohnen durfte.

Professionalität auf höchster Stufe

Auch für LAOLA1 war es eine Premiere im architektonisch herausragenden Lucas Oil Stadium im Herzen von Indianapolis. Eine in jeglicher Hinsicht unvergessliche.

Denn zu sehen, wie professionell das größte Einzelsportereignis der Welt aufgezogen wird, ist für einen rot-weiß-roten Medienvertreter mehr als nur beeindruckend.

Der Wettergott meinte es schon unter der Woche gut mit der Hauptstadt Indianas – vor allem aber dann am Sonntag noch mehr.

Indianapolis, die dritte Kalt-Wetter-Stadt als Austragungsort in der Geschichte des „Big Games“, präsentierte sich am großen Super-Bowl-Sunday frühlingshaft mit viel Sonne und wolkenlosem Himmel.

Da hätte man das verschließbare Dach sogar offenlassen können, tat es aber natürlich nicht. Die mit 68.568 Zuschauern ausverkaufte Halle beeindruckte.

Auch die Organisation in Indy, das erstmal die Super Bowl ausrichtete. Lange Schlangen, große Wartezeiten oder sonstige Unannehmlichkeiten waren Fehlanzeige.

Freundlichkeit und Freude

Ganz im Gegenteil: Freundlichkeit wurde groß geschrieben, Hilfe einem immer und überall angeboten. Das kam einem zudem nicht aufgesetzt vor, sondern ehrlich. Die Leute freuten sich offenkundig, das größte Spiel des Jahres beherbergen zu dürfen.

Hinsichtlich Organisation prestigeträchtiger Events ist den US-Amerikanern sowieso selten etwas vorzuwerfen. Das gilt freilich auch für die Super Bowl.

Mehr als 5000 Journalisten waren für Sonntag akkreditiert. Da reicht die übliche Pressbox verständlicherweise nicht aus. Die für dieses Spiel zusätzlichen montierten Pressetische waren keineswegs nur provisorisch, sie erfüllten die Bedürfnisse der Journalisten mehr als ausreichend.

Montieren können die Amerikaner. Das Auf- und Abbauen der Halftime-Show von Superstar Madonna live mitzubekommen, war ebenso ein Highlight wie die lichtbetonte Performance selbst.

Ein Highlight: Auf- und Abbauen

Acht Minuten vorher, acht Minuten nachher – alles bis ins kleinste Detail koordiniert.

Beeindruckender war freilich nur das Spiel selbst, das zwar ziemlich knapp unter dem Dach verfolgt wurde, aber dennoch einen tollen Blick bot.

Wer sich mit American Football näher beschäftigt, weiß um die Vorteile dieser Vogelperspektive Bescheid.

Nachdem die vier Stunden Brutto-Spielzeit wie gefühlte 20 Minuten vorbeirauschten, folgte das nächste Highlight wenig später.

In den Katakomben wurden die Postgame-Interview-Bereiche aufgebaut. Auf der einen Seite jene der Patriots, auf der anderen Seite jene der Giants. Daneben noch jene für die Head Coaches und den MVP, Giants-Quarterback Eli Manning.

Mehrere Spieler wurden auf mehreren Interview-Boxen verteilt, so hatte man die schöne Qual der Wahl. Und was den Umgang mit den Medien betrifft, zeigen sich Spieler und Trainer ohnehin professionell wie nirgendwo anders auf der Welt. Freilich auch, weil die NFL ein großes Unternehmen ist und das ein wesentlicher Bestandteil ist.

Surrealität auf höchster Stufe

Danach konnte man auch noch in den Locker Room. Zumindest bei den Giants. Da kannte die Surrealität sowieso keine Grenzen mehr.

Auf der einen Seite rauschte Manning an einem vorbei, auf der anderen Seite der älteste Super-Bowl-siegreiche Head Coach Tom Coughlin. Dann wurde auch noch die gerade verliehene Vince-Lombardi-Trophy an einem vorbeigetragen.

Mario Manningham, der Receiver der den Catch des Abends machte, Fragen zu stellen, Eli Manning zu gratulieren, Tom Brady drei Meter entfernt gegenüber zu stehen oder TD-Receiver Victor Cruz die Richtung zu zeigen, wo der Bus steht – das alles bleibt unvergessen.

Ähnlich wie das ganze Super-Bowl-Wochenende in Indianapolis, das für jedermann vielerlei bietet und eine elektrisierende Stimmung garantiert.

Freilich sind Tickets für Normalsterbliche kaum leistbar und so mancher Preis hinsichtlich Unterkunft, Essen, Parken etc. völlig überteuert.

Man spürt, es wird oft einmal versucht, Geld zu machen. Das ist allerdings bei anderen größeren Events nicht anders. Zudem wird hier einem etwas nicht Alltägliches geboten. Man ist an einem Ort, an dem sich später mehr als 800 Millionen Menschen via Fernsehen einschalten.

Ob es das einem wert ist, muss jeder selbst wissen. Mir war es das allemal.


Aus Indianapolis berichtet Bernhard Kastler