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Das Generationen-Duell: Manning vs. Luck

Das Generationen-Duell: Manning vs. Luck

Die NFL-Playoffs 2015 gehen unaufhaltsam weiter!

Nach den Wild-Card-Games am vergangenen Wochenende sind nun die Divisionals an der Reihe.

In der NFC matchen sich die vier topgesetzten Teams der Regular Season, wobei mit den Carolina Panthers (4) eines davon eine negative Bilanz aufwies. In der Nacht von Samstag auf Sonntag (2:15 Uhr) versucht der Underdog bei Champion Seattle Seahawks (1) das Unmögliche möglich zu machen. Am Sonntag (19:15 Uhr) kommt es zum Klassiker Green Bay Packers (2) gegen Dallas Cowboys (3).

In der AFC bekommen es die New England Patriots (1) zum Auftakt der Divisionals am Samstag (22:35 Uhr) mit den Baltimore Ravens (6) zu tun. Zum Abschluss greifen am Sonntag (22:40 Uhr) die Denver Broncos (2) gegen die Indianapolis Colts (4) ins Postseason-Geschehen ein.

Vier heiße Duelle um den Auftstieg ins jeweilige Conference Final sind garantiert!

Traditionell stimmt LAOLA1 auf das Playoff-Wochenende mit den Matchups ein - den Anfang macht Denver Broncos gegen Indianapolis Colts.

DENVER BRONCOS (2)                      INDIANAPOLIS COLTS (4)

Sonntag, 22:40 Uhr, Sports Authority Field, Denver

AUSGANGSLAGE

Die Letzten sollen die Ersten sein! Dieses Match beendet die Divisional-Playoffs - wir wollen uns ausnahmsweise nicht an die NFL-Dramaturgie halten und eröffnen unseren Vorschau-Reigen mit genau diesem Showdown. Peyton Manning vs. Andrew Luck - die wichtigste Storyline liegt auf der Hand, eine bessere als dieses emotionale Generationen-Duell zwischen lebender Colts-Legende und ihrem Nachfolger ist auch kaum denkbar. Für die Denver Broncos heißt das Motto vielleicht nicht unbedingt "Now or Never", aber dass dem Team von Head Coach John Fox in punkto Erfüllung des Super-Bowl-Traums die Zeit davon läuft, liegt auf der Hand. Manning ist 38, er wird einer alten biologischen Faustregel zufolge nicht jünger. Nach dieser Saison steht er noch zwei Jahre unter Vertrag - ob er selbigen tatsächlich bis zum Ende erfüllt, steht in den Sternen. Entsprechend hat Broncos-Boss John Elway in der Offseason investiert und den Kader mit Stars wie DeMarcus Ware, Aqib Talib, T.J. Ward oder Emmanuel Sanders verstärkt. Das klare Ziel: Heuer soll der dritte Titel nach Denver! Die Kaderdichte ist sicherlich eine höhere als bei der niederschmetternden Abfuhr gegen Seattle in der letzten Super Bowl, als auch einige Leistungsträger verletzungsbedingt passen mussten. Eine wichtige Rolle in diesem Duell könnte der Heimvorteil spielen. Neben Green Bay ist Denver das einzige Team dieser NFL-Saison, das zu Hause eine makellose Bilanz von 8-0 vorweisen kann. In der Playoff-Geschichte konnten die Broncos 15 von 19 Heimspielen für sich entscheiden - kein Zufall, wenn man bedenkt, dass Colorados Hauptstadt auf einer Seehöhe von 1609 Metern liegt. Wenn man es gewohnt ist, auf "Mile High" Leistungssport zu betreiben, ist dies definitiv kein Nachteil.

Jim Irsay hat seit cirka drei Jahren eine "Lieblings"-Geschichte. Wir haben sie schon vergangene Woche im Matchup für das Cincinnati-Spiel erzählt. Aber wenn der Owner der Indianapolis Colts sie unter der Woche zum x-ten Mal wiederholen darf, dürfen wir auch - vor allem passt sie so gut: Irsay hat es bis zum heutigen Tag nicht verkraftet, dass Indy in den 13 Jahren mit Peyton Manning nur ein Mal die Super Bowl gewinnen konnte. Der Herzschmerz-Faktor, dass Indys Weg in die Super Bowl nun über Peyton Manning führt (und umgekehrt), ist nicht zu übertreffen. Gleichzeitig bedankte sich Irsay beim damaligen Jacksonville-RB Maurice Jones-Drew, dass er die Colts in Woche 17 der Saison 2011 beinahe im Alleingang besiegte und so den Nummer-1-Draft-Pick sicherstellte, mit dem man Andrew Luck wählen konnte. Indy reist mit dem Selbstvertrauen eines souveränen 26:20-Erfolgs in der Wild-Card-Runde gegen die Bengals nach Denver. In dieser Begegnung präsentierte sich vor allem Luck ausgezeichnet aufgelegt. Dennoch gibt es auch Fragezeichen. Die Colts taten sich die komplette Saison über gegen die absoluten Top-Teams schwer, teilweise setzt es herbe Pleiten. Auch in Denver ging man in Woche 1 mit 24:31 als Verlierer vom Feld. Zudem ist die Gefahr nicht gebannt, dass man von einer One-Man-Show Lucks abhängig ist. Schon unter Manning - um den Kreis zu schließen - scheiterte man zu oft am nicht adäquaten Supporting Cast für den QB-Superstar. Mit dem besseren Kader kreuzen die Colts in Denver tendenziell nicht auf. Aber inzwischen mit dem besseren Ballverteiler...? Gewinnt Indianapolis, könnte dies die inoffizielle "Staffelübergabe" der beiden Protagonisten sein.

SCHLÜSSELSPIELER

QUARTERBACKS

Peyton Manning tritt in der Öffentlichkeit stets kontrolliert auf. Es ist zudem bereits das dritte Wiedersehen mit "seinen" Colts, für die er 225 Spiele bestritt. Trotzdem kann man sich vorstellen, was ihm dieser Sieg bedeuten würde. Die Frage lautet jedoch: Welchen "Playoff-Peyton" erleben wir diesmal? Manning ist ein Großmeister der Quarterback-Kunst. Möglicherweise das Beste vom Besten, was man auf dieser Position jemals bewundern durfte. Die Zahlen sagen das. Die Anzahl der Super-Bowl-Ringe nicht. Vielleicht ist es ein Beweis dafür, dass Football der ultimative Teamsport ist, dass der 38-Jährige bislang nicht mehr als einen Titel einfahren konnte. Bisweilen machte jedoch auch er selbst in der Postseason keine gute Figur. Unterm Strich steht: Acht (!) Mal flog Manning bereits in der ersten Playoff-Runde hinaus, seine Postseason-Bilanz ist mit 11-12 negativ. Ein weiterer Super-Bowl-Triumph würde seine "Kandidatur" als bester QB aller Zeiten befeuern. Auffällig ist, dass sich die Ausrichtung von Denvers Offense im Saisonverlauf enorm veränderte. Der Broncos drehen sich nicht mehr nur um den "Planeten" Peyton, zuletzt war es das Laufspiel um C.J. Anderson, das diesen Angriff prägte. In den letzten vier Saison-Spielen blieb Manning sogar zwei Mal ohne TD-Pass - eine originelle Statistik, da der Altstar zuvor in 51 Matches in Folge immer zumindest einen geworfen hat. Dies führte zu intensiven Diskussionen, ob die Armstärke des Routiniers altersbedingt nachgelassen habe. Die zwei Wochen Pause durch die Bye-Week ist so gesehen sicherlich kein Fehler. Man könnte es jedoch auch so rum sehen: Je schwieriger ausrechenbar die Broncos-Offense ist, desto besser - eindimensionale Angriffe sind leichter zu stoppen. Zum Problem könnte das prognostizierte Wetter werden. In Kaltwetter-Spielen agiert Peyton oftmals mindestens eine Klasse schwächer als gewohnt.

Eindimensional ist ein gutes Stichwort, wenn es um die Colts-Offense geht. Man könnte meinen: Andrew Luck macht genau da weiter, wo Manning einst aufgehört hat. Er wirft und wirft und wirft. Und das meistens mit einer gewissen Brillanz. Die Saison-Statistiken sind jedenfalls aller Ehren wert. Mit 40 TD-Pässen führte der Jungstar die komplette NFL an. Nach einer kleinen Schwächephase gegen Ende der Regular Season trumpfte er gegen Cincinnati in gewohnter Manier auf. An der Ausgangsposition hat sich dennoch wenig geändert: Will der 25-Jährige den nächsten Schritt machen, muss er einen der großen Namen im direkten Duell besiegen - und zwar in den Playoffs. Vergangene Saison ging er diesbezüglich in New England gegen Tom Brady mit wehenden Fahnen unter. Eine bessere Gelegenheit, als den Vorgänger im direkten Duell niederzuringen, bietet sich indessen vielleicht nicht so schnell. Wobei Luck "seinen" Sieg gegen Manning schon eingefahren hat, nämich 2013 mit 39:33 im allerersten Generationen-Duell. Um zur Eindimensionalität zurückzukehren: Indianapolis hat kein Problem damit, Luck die Verantwortung zu übertragen. Die wird auch in Denver auf seinen Schultern lasten. Hält er seine Fehlerquote gering, kann es sehr gut ausschauen. Unter Druck neigt er jedoch nach wie vor zum einen oder anderen Lapsus, wie die wenig ansehnliche Bilanz von 22 Turnovern (16 Interceptions, 6 Fumbles) in der Regular Season belegt.

(Hier noch ein kleiner statistischer Quervergleich der ersten drei Karriere-Jahre von Peyton Manning (1998 bis 200) und Andrew Luck (2012 bis 2014) als Colts-QB. Wenn man bedenkt, wie überragend die Karriere-Statistiken Mannings sind, erkennt, dass Luck auf keinem schlechten Weg ist.)
Peyton Manning Andrew Luck
Passing Yards 12.287 12.957
TD-Pässe 85 86
Interceptions 58 43
Completions 1014 1062
Attempts 1679 1813

C.J. Anderson und Demaryius Thomas sind zwei Stützen der Broncos-Offense

ANDERE SPIELER

Denver ist mehr als Peyton Manning. Sage und schreibe neun Pro Bowler stellen die Broncos in diesem Jahr - neben Manning WR Demaryius Thomas, TE Julius Thomas, LB Von Miller, DE DeMarcus Ware, T Ryan Clady, CB Chris Harris, CB Aqib Talib und S T.J. Ward. Eine Auflistung von Stars, in welcher die zentrale Figur der vergangenen Wochen fehlt. Zu Saison-Beginn nur Running Back Nummer drei, hat sich C.J. Anderson nach Verletzungen von Montee Ball und Ronnie Hillman wahrlich in den Fokus gespielt. Kein anderer Ballträger der Liga toppt seine 648 Rushing Yards und acht TDs in den finalen sechs Saison-Spielen, in denen er den Ton in der Broncos-Offense angab und weniger Peyton Manning. Der eine ist ein Undrafted RB, der andere fünffacher NFL-MVP. Ob diese Rollenverteilung in den Playoffs ähnlich sein wird, bleibt abzuwarten. Sie spricht jedoch für Mut, Flexibilität und Qualität des erst 36-jährigen Offensive Coordinators Adam Gase, der nicht umsonst bei einigen Konkurrenten als Head Coach gehandelt wird. Fakt ist: Je besser Anderson in Fahrt kommt, desto enger wird es für die Colts. Dann bekommt Manning mehr Freiräume und an Anspielstationen mangelt es bekanntlich nicht. Demaryius Thomas zählt zu den besten Receivern der Gegenwart, sein Nebenmann Emmanuel Sanders stand ihm in dieser Saison kaum nach. Hinter diesem Duo musste sich sogar Wes Welker anstellen, dessen statistischer Rückschritt jedoch nichts heißen muss - seine immense Playoff-Erfahrung kann im Jänner-Football Gold wert sein. Wie gut Julius Thomas ist, wissen die Colts aus dem ersten saison-Duell, als er alleine im zweiten Viertel drei TD-Pässe Mannings fing. Nach seiner Knöchelverletzung ist der TE bereit für einen Einsatz. Wie fit er tatsächlich ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt Papier. Interessant wird ein Matchup in der Defense: Nachdem Cincinnati Luck kaum unter Druck setzen konnte, bietet Denvers Pass Rush mit Von Miller (14 Sacks) und DeMarcus Ware (10 Sacks) zwei der besten Vertreter ihrer Zunft in den vergangenen Jahren. Machen die beiden Quarterback-Jäger Beute, ist dies ein wichtiger Schlüssel zum Sieg. Zudem sind Luck und seine Anspielstationen mit einer guten Secondary konfrontiert. Chris Harris ist derzeit einer der besten Cornerbacks der NFL, Aqib Talib einer der prominentesten. Auch der Zugang von Safety T.J. Ward hat sich bezahlt gemacht. Denver verfügt also zumindest über das Potenzial, Lucks Kreise ein wenig einzuschränken. Wenn nicht, kann es ungemütlich werden.

Manning hat seine verlässliche Unterstützung im Laufspiel gefunden, Luck auch? Daniel Herron überzeugte gegen Cincinnati, wobei auch er die Mehrheit seiner Yards im Laufspiel generierte. Dennoch: Kann "Boom" auch in Denver seinen QB ein wenig entlasten, wäre dies emminent wichtig. Dem offenkundig degradierten Trent Richardson ist dies nie zur Zufriedenheit von Head Coach Chuck Pagano und Co. gelungen, weshalb das Laufspiel ein Dauer-Sorgenkind der Colts ist. Mit T.Y. Hilton ist die bevorzugte Anspielstation von Luck wieder auf Touren gekommen. Außerdem scheint ihm das Playoff-Rampenlicht zu taugen. Mit 496 Receiving Yards liegt er nach seinen ersten vier Playoff-Partien im ewigen Vergleich nur hinter Arizonas Larry Fitzgerald (546) zurück. Mit Donte Moncrief und den beiden Tight Ends Coby Fleener und Dwayne Allen sind weitere noch relativ junge Kräfte auf dem Vormarsch. Wie bei Richardson scheint auch die Rolle von Haudegen Reggie Wayne ein wenig reduziert, gegen die Bengals fing der jahrelange Adressat von Mannings Würfen nur einen Pass. Ein X-Faktor könnte der über weite Strecken der Saison entäuschende Hakeem Nicks sein, gegen Cincinnati machte er seine Sache nicht so schlecht. Ein Kinderspiel wird es für Indys Receiver angesichts der guten Passverteidiger auf der Gegenseite jedenfalls nicht. Aber diesebezüglich kann auch die Colts-Defense ein Wörtchen mitreden. Vontae Davis ist ein Spitzen-Cornerback, der Demaryius Thomas das Leben schwer machen soll. Ist Julius Thomas im Vollbesitz seiner Kräfte, wird es mühsam. Linebacker Jerrell Freeman könnte seine Coverage übernehmen. An der Form sollte es nicht scheitern, in der Wild-Card-Runde kam er auf starke 15 Tackles, davon 1,5 Sacks. Wie effizient Indianapolis Manning unter Druck setzen kann, wird interessant zu beobachten. Der Pass Rush ist nicht wirklich eine Stärke der Colts und Peyton wurde in der Regular Season lediglich 17 Mal zu Fall gebracht. Diesbezüglich muss sich Indy etwas einfallen lassen.

ZAHLENSPIELE

  • Die beiden Franchises treffen zum dritten Mal im Rahmen der Playoffs aufeinander. In den ersten beiden Matches tobte sich Peyton Manning gegen Denver aus. Im letzten Duell am 9. Jänner 2005 führte er die Colts mit 458 Passing Yards und vier TD-Pässen zu einem souveränen 49:24, Reggie Wayne steuerte in dieser Partie 221 Receiving Yards und zwei TD-Catches bei. 2003 waren es bei einem 41:10-Erfolg sogar fünf TD-Pässe. Wir halten fest: Denver ist (als Gegner) an Mannings schlechter Postseason-Bilanz nicht beteiligt. Im ewigen Head-to-Head beider Teams führen die Broncos indessen 12-9.
  • Kein QB hat in der Playoff-Geschichte für mehr Yards geworfen als die 6589 von Manning. Gar nicht auszudenken, wie hoch dieser Wert wäre, wenn er sich nicht so oft früh verabschiedet hätte. Bezüglich TD-Pässe rangiert er indessen "nur" auf dem vierten Platz.
  • Ein interessanter Fakt: Andrew Luck führte die NFL in dieser Saison mit 40 TD-Pässen an, Peyton Manning wurde mit deren 39 Zweiter. Zum siebenten Mal in der Playoff-Geschichte kreuzen die beiden erstplatzierten QBs in der TD-Wertung die Klingen. In den bisherigen sechs Duellen setzte sich fünf Mal die Nummer eins durch. Wenn das kein gutes Omen für Luck ist...

 

LAOLA1-PROGNOSE

Es ist schon interessant: Muss Peyton Manning ohne Laufspiel alles im Alleingang erledigen, lobt man zwar seine Brillanz, weist jedoch darauf hin, dass Unterstützung am Boden gut tun würde - gerade in den Playoffs. Hat Peyton Manning endlich Unterstützung durch das Laufspiel, herrscht vielerorts Sorge, ob dies nicht mit der Qualität seines Wurfarms oder Altersschwäche im allgemeinen zu tun haben könnte. Meiner Meinung nach ist der Altstar in seiner Karriere oft genau daran gescheitert, dass er keinen guten RB an seiner Seite hatte und auch die Defense nicht immer die Beste war. Hat C.J. Anderson seine gute Form in die Playoffs gerettet, schaut es gut aus für Denver. Gegen die Colts-Defense kann man laufen. Luck wiederum kämpft mit Peytons Problemen aus der Vergangenheit. Das Laufspiel ist ein Fragezeichen, auch wenn Herron gute Ansätze hat. Die Defense machte gegen Cincinnati zwar eine gute Figur, aber da ging es gegen Andy Dalton. Bevor ich ihr mehr vertraue, muss es in dieser Saison endlich einmal gelingen, einen großen Gegner zu bändigen. Dies wäre die Gelegenheit. Andrew Luck wird ein Monsterspiel liefern müssen, um Indy zum Sieg zu führen. Dies ist - bei aller Sorge wegen seiner Playoff-Bilanz und der Wettervorhersage - jedoch auch Manning und Co. zuzutrauen. Es sollte jedoch ein interessantes Spiel zum Abschluss der Divisionals werden. Unabhängig vom QB-Duell ist Denver jedoch alles in allem besser besetzt, daher: 34:27 DEN.

Peter Altmann