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Der Draft der O-Line, Quarterbacks in Warteschleife

Der Draft der O-Line, Quarterbacks in Warteschleife

"Die Chiefs sind so schlecht, sie kriegen es nicht einmal hin, im richtigen Jahr abzustinken."

So lautete in den vergangenen Wochen ein geflügeltes Wort über die Kansas City Chiefs, die erstmals in ihrer Franchise-Geschichte den Nummer-1-Pick im NFL-Draft innehaben.

Eine zweifelhafte Ehre - speziell in diesem Jahr. Die Generation 2013 gilt nämlich qualitativ als durchaus tief, ganz an der Spitze jedoch als vergleichsweise eher durchschnittlich.

Soll heißen: Später an der Reihe zu sein, ist kein Nachteil, man hat dennoch die Chance auf eine absolute Verstärkung.

Spannend wie lange nicht

Dafür gab es keine klare Nummer eins, wie etwa im Vorjahr Andrew Luck. Dafür war, und das ist durchaus ein erfreulicher Nebeneffekt, die Spannung diesmal so groß wie seit Jahren nicht.

Bis zuletzt war es unklar, welches College-Talent an welcher Position bei welchem Team unterkommt.

Kurz nach 2 Uhr MEZ lüftete Commissioner Roger Goodell das Geheimnis. Die Chiefs machten den Anfang und entschieden sich für Offensive Tackle Eric Fisher.

LAOLA1 analysiert diesen Pick - und natürlich auch alle anderen 31 der 1. Runde des NFL-Drafts 2013, dessen große Verlierer - nicht unerwartet - die Quarterbacks sind. Nur ein Spielmacher wurde gezogen. Die Running Backs müssen gar allesamt auf den zweiten Tag warten - erstmals seit 1963 wurde keiner in Runde 1 gezogen:

1.) OT ERIC FISHER (KANSAS CITY CHIEFS): Dass die Chiefs ein Upgrade auf der Tackle-Position wählen würden, schien klar. Fisher oder Luke Joeckel war die große Frage - es wurde Fisher, nachdem Joeckel wochenlang als Favorit galt. Joeckel galt als der sicherere Pick, der aggressive Fisher hat mehr Luft nach oben. Der Student von der Central Michigan, also keinem der großen College-Programme, soll mithelfen, den neuen Quarterback Alex Smith zu beschützen. Ob er dies auf der eminent wichtigen Left-Tackle-Position tun wird oder vorerst auf der rechten Seite, ist noch unklar. Links sind die Chiefs mit Branden Albert gut besetzt. Dieser könnte jedoch noch getradet werden. "Was für eine Ehre, ich kann gar nicht glauben, was hier gerade passiert", zeigte sich Fisher begeistert. Alles in allem keine schlechte Wahl, Fisher sollte eine produktive Karriere hinlegen. Ob er besser als Joeckel sein wird?

2.) OT LUKE JOECKEL (JACKSONVILLE JAGUARS): So schnell geht's, auch Joeckel kennt seinen neuen Arbeitgeber. Kansas City verzichtet, Jacksonville schlägt dankend zu. Joeckel gilt als hervorragender Passblocker, diese Nachricht sollte den bislang so enttäuschenden QB Blaine Gabbert freuen. Ein Pick, bei dem man mit hoher Wahrscheinlichkeit wenig falsch machen konnte, auch wenn die Jaguars viele andere Löcher haben. Erstmals seit 1968 werden zwei O-Liner an 1 und 2 gewählt.

3.) DE DION JORDAN (MIAMI DOLPHINS): Der erste Trade! Miami kommt von Pick Nummer 12 und übernimmt Oaklands Nummer drei, um mit Dion Jordan einen sehr vielseitigen defensiven Playmaker zu ergattern. Ein überraschender, aber möglicherweise ein durchaus cleverer Pick. Der Oregon-Spieler gilt als extrem schneller Pass Rusher, hervorragend in der Pass Coverage. Er wird immer wieder mit San Franciscos Aldon Smith verglichen.

4.) OT LANE JOHNSON (PHILADELPHIA EAGLES): Das Jahr der Tackles! Ein absolut logischer Pick, denn Phillys O-Line war in der Vorsaison fürchterlich löchrig. Für die Up-Tempo-Offense des neuen Head Coaches Chip Kelly sollte die O-Line lieber funktionieren...

Ist Ansah die Antwort für den Pass Rush der Lions?

5.) DE EZEKIEL ANSAH (DETROIT LIONS): Was für eine Story! Ansah kommt aus Ghana, liebte Fußball, wurde Leichtathlet und spielt erst seit drei Jahren Football. Sein Potenzial ist unglaublich, darauf setzen die Lions, die nach den Abgängen von Cliff Avril und Kyle Vanden Bosch dringend Hilfe im Pass Rush brauchen.

6.) DE BARKEVIOUS MINGO (CLEVELAND BROWNS): Drei Tackles, nun der dritte Pass Rusher - der Draft liegt im Trend: Man muss den eigenen Quarterback schützen und den gegnerischen mit aller Macht unter Druck setzen. Auch Cleveland kann bei der QB-Jagd Hilfe gebrauchen, Mingo soll sie bieten.

7.) OG JONATHAN COOPER (ARIZONA CARDINALS): Und der nächste O-Liner! Der Pick macht Sinn. Im Vorjahr machte es keinen Spaß, hinter dieser inferioren Line Quarterback zu spielen. Neuzugang Carson Palmer soll mehr Schutz genießen. Cooper ist der höchstgewählte Guard seit dem Jahr 1986.

8.) WR TAVON AUSTIN (ST. LOUIS RAMS): Der zweite Trade! St. Louis springt von 16 auf 8, wo ursprünglich Buffalo an der Reihe gewesen wäre, um sich Tavon Austin zu sichern. Ein genialer Schachzug! Austin ist der beste Receiver des Drafts und ein guter Ersatz für Amendola (zu New England). Seine Vielseitigkeit erinnert an Percy Harvin. QB Sam Bradford wird's freuen! Übrigens der erste Skill-Position-Player - erstmals seit 1997 wurde kein QB, RB oder WR in den Top 5 gewählt.

9.) CB DEE MILLINER (NEW YORK JETS): Die Jets haben ihren Superstar Darrelle Revis für den 13. Pick (der Tampa Bay Buccaneers) abgegeben, um mit Milliner von Alabama Pick neun für einen neuen Cornerback auszugeben. Insofern interessant, zumal die New Yorker auch viele andere Baustellen haben. Ob er jemals so gut wie Revis wird, bleibt abzuwarten. Er gilt als bester CB des Drafts, hat aber gerade erst eine von mehreren Schulter-OPs hinter sich. Reif für Milliner Island...?

10.) OG CHANCE WARMACK (TENNESSEE TITANS): Und das macht die fünf Offensive Linemen unter den ersten zehn Picks perfekt. Wie Milliner kommt Warmack aus Alabama, die 2013 die National Championship gewannen. Der Guard soll mithelfen, QB Jake Locker (oder vielleicht Ryan Fitzpatrick) zu beschützen, das kann nie schaden. Apropos Quarterbacks: Die sucht man in den Top 10 zum ersten Mal seit 2000 vergeblich...

11.) OT D.J. FLUKER (SAN DIEGO CHARGERS): Einmal geht es noch, einmal geht es noch leicht: Zum einen, weil der sechste O-Liner in diesem Draft gewählt wird, zum zweiten, weil es der vierte Tackle ist, zum dritten, weil der dritte Mann en suite aus Alabama gezogen wird. Gut an Fluker, er kann auch als Guard eingesetzt werden.

12.) CB D.J. HAYDEN (OAKLAND RAIDERS): Das drittschlechteste Team kommt erst jetzt zum ersten Mal dran, weil sie ihren Pick an Miami tradeten. Und hier kommt die Emotion ins Spiel: Hayden wäre im November fast am Spielfeld verstorben, nachdem er das Knie in die Brust bekam und eine Vene zum Herz platzte. Das "Medical Miracle" ist wieder fit - und nun ein Erstrunden-Draft-Pick!

13.) DT SHELDON RICHARDSON (NEW YORK JETS): Nach dem Revis-Trade dürfen die Jets gleich noch einmal ran und entscheiden sich wieder für einen Verteidiger: Der Missouri-Mann ist die erste Defensive-Tackle-Wahl. Richardson wurde von Experten den 49ers und den Packers zugeordnet, das spricht neben seiner Explosivität und der Tatsache, dass er auch DE spielen kann, für ihn.

14.) DT STAR LOTULELEI (CAROLINA PANTHERS): Und gleich wieder ein Defensive Tackle. Die Panthers verstärken ihre Verteidigung sukzessive weiter, das Team nimmt damit im Gesamtpaket eine kompetetive Form an. Stark in der Laufvertedigung. Auch hier gibt es einen emotionalen Hintergrund: Lotulelei hat eine Herzkrankheit überwunden.

15.) FS KENNY VACCARO (NEW ORLEANS SAINTS): Der erste Safety wird von den Saints gezogen und die haben das auch dringend nötig. Sie bekommen den Besten seiner Sorte im Draft, der Verteidiger aus Texas soll der Verteidigung mehr Halt geben. Offensiv haben die Saints ohnehin weniger Probleme.

EJ Manuel ist der einzige Quarterback in der ersten Runde

16.) QB E.J. MANUEL (BUFFALO BILLS): Zur Halbzeit kommt es endlich zur Wahl eines Quarterbacks in Runde eins. Die Bills entscheiden sich für den Spielmacher von Florida State, und damit gegen einen anderen QB, nämlich Ryan Nassib. Den hatte Neo-Coach Doug Marrone in Syracuse trainiert. Mit Kevin Kolb haben die Bills einen QB in der Offseason für den abgegebenen Ryan Fitzpatrick geholt. Kampf um Starting-Position eröffnet!

17.) OLB JARVIS JONES (PITTSBURGH STEELERS): Die Ära von James Harrison ist zu Ende, ein potenzieller Nachfolger ist gefunden. Die Fußstapfen sind groß. Jones soll Druck auf den gegnerischen Quarterback ausüben.

18.) FS ERIC REID (SAN FRANCISCO 49ERS): Trade! Aufmunitioniert mit 13 Picks, kann es sich der Super-Bowl-Verlierer leisten, nach oben zu traden und die größte Dringlichkeit dieses Drafts zu erledigen. Nach dem Abgang von Dashon Goldson zu Tampa Bay brauchte San Francisco dringend einen Safety, hier ist er. Ursprünglich gehörte Pick Nummer 18 Dallas, das nun Nummer 31 plus einen Drittrunder bekommt.

19.) OT JUSTIN PUGH (NEW YORK GIANTS): Nach "längerer Zeit" wieder einmal ein Tackle. Die Giants wollen ihre O-Line verjüngen, das ist hiermit geschehen.

20.) OT KYLE LONG (CHICAGO BEARS): Der achte O-Liner in den Top 20! Eine kleine Überraschung, sein Name tauchte in diesen Sphären nicht wirklich auf. Nichtsdestotrotz kann Chicago ein Upgrade der O-Line definitiv brauchen. Vielleicht grinst Jay Cutler gerade. Kyle ist übrigens der Bruder von Chris Long, den Nummer-2-Pick der Rams 2008.

21.) TE TYLER EIFERT (CINCINNATI BENGALS): Der Tight End, der erstgewählte dieses Drafts, hätte gut und gerne höher gezogen werden können. So freut sich Quarterback Andy Dalton, dass er eine weitere hoffnungsvolle Anspielstation (und Blocker) bekommt. Mit u.a. A.J. Green hat er bereits gute.

22.) CB DESMOND TRUFANT (ATLANTA FALCONS): Wieder ein Trade, die Falcons haben mit den Rams verhandelt und können somit einen Defensive Back holen. Dafür haben sie acht Picks raufgetradet, ihr Wunschspieler (zu diesem Zeitpunkt) ist nun bei ihnen. 

23.) DT SHARRIF FLOYD (MINNESOTA VIKINGS): Der Defensive Tackle wurde allerorts viel weiter vorne gesehen, viele sahen ihn als Nr.-3-Pick von Oakland. Nun ist er Pick 23 geworden, immerhin noch erste Runde und am Platz kann er beweisen, dass er für die Defensive Minnesota Goldes Wert sein kann.

24.) DE BJÖRN WERNER (INDIANAPOLIS COLTS): Da ist das Ding! Der erste deutschsprachige Spieler in der ersten Runde eines NFL-Drafts! Herzliche Gratulation! Der Berliner landet bei einem aufstrebenden Team, wo er nach dem Abgang von Dwight Freeney große Fußstapfen zu füllen hat.

25.) CB XAVIER RHODES (MINNESOTA VIKINGS): Die nächste Defense-Hoffnung für die Vikings. Dies ist übrigens der Pick, den Minnesota für Percy Harvin von Seattle bekommen hat. An die Seahawks hat das NFC-North-Team auch Antoine Winfield verloren. Dieser wurde nun quasi ersetzt.

26.) DE DATONE JONES (GREEN BAY PACKERS): Auch der Trend zu Pass Rushern ist ungebrochen, dem verschließen sich auch die Packers nicht. Das Talent von der UCLA könnte ein Steal sein, ein kräftiger und aggressiver Spieler.

27.) WR DEANDRE HOPKINS (HOUSTON TEXANS): Der zweite Receiver dieses Drafts hat einen neuen Arbeitsplatz gefunden - und keinen schlechten. Die Texans sind eines der besten Teams der AFC, einen guten zweiten Receiver als Ergänzung zum langsam alternden Superstar Andre Johnson haben sie seit Jahren nicht gefunden. Hopkins soll diese Lücke füllen.

28.) DT SYLVESTER WILLIAMS (DENVER BRONCOS): Starker Spieler gegen den Lauf, kommt bei Head Coach John Fox in die Hände eines Defense-Gurus. Einige Experten hatten ihn noch höher auf der Rechnung. Gute Wahl.

29.) WR CORDARRELLE PATTERSON (MINNESOTA VIKINGS): Die New England Patriots halten sich aus der ersten Draft-Runde heraus, kassieren dafür vier Picks von den Vikings, die zum dritten Mal in Runde eins ran dürfen. Nach zwei Verteidigern ist es nun ein Offensivspieler. Kann Patterson in die Fußstapfen von Percy Harvin, der nun bei Seattle ist, treten?

30.) OLB ALEC OGLETREE (ST. LOUIS RAMS): Nach einem Receiver an Nr. 8 entscheiden sich die Rams nun für einen Linebacker, der ihnen mitunter schon an ihrer eigentlichen Draft-Position (16) zugeordnet wurde. Nun haben sie einen Wunschspieler plus mehr Draft-Picks dank der Falcons.

31.) C TRAVIS FREDERICK (DALLAS COWBOYS): Die 49ers haben zuvor mit den Cowboys getauscht und die Texaner haben sich nun mit Frederick einen Center geholt, der auch Guard spielen kann. QB Tony Romo wird es freuen - und Frederick erst: Keiner hatte ihn als Erstrunder gesehen...

32.) SS MATT ELAM (BALTIMORE RAVENS): Und last but not least, der Super-Bowl-Sieger! Die Ravens dürfen, wie es sich für das beste Team der Vorsaison gehört, als Letzte ran. Nach vielen Abgängen in der Offsason entscheidet sich der Champion für einen Safety und holt Matt Elam aus Florida - ist er der neue Ed Reed, der alle Pässe abfängt? Wie für alle Erstrunden-Picks gilt: Die Wahrheit liegt am Platz!

 

Peter Altmann / Bernhard Kastler