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NFL spendiert Brady eine Nachdenkpause

NFL spendiert Brady eine Nachdenkpause

Die Mission Super-Bowl-Titelverteidigung wird für die New England Patriots mit einem Handicap beginnen.

Die NFL-Franchise aus Massachusetts muss in den ersten vier Spielen der kommenden Regular Season auf Star-Quarterback Tom Brady verzichten.

Der MVP des letzten Endspiels wird von der Liga für diesen Zeitraum aufgrund seines wahrscheinlichen Mitwissens um die Vorkommnisse der "Deflate-Gate" sowie der mangelnden Kooperation im Rahmen der entsprechenden Untersuchungen ohne Bezahlung suspendiert.

Damit verpasst der 37-Jährige die Begegnungen mit den Pittsburgh Steelers, den Buffalo Bills, den Jacksonville Jaguars und den Dallas Cowboys.

Vielleicht noch härter werden sein Team die zusätzlichen Bestrafungen treffen. New England muss nicht nur eine Million Dollar zahlen, sondern auch einen Erstrunden-Draftpick 2016 sowie einen Viertrunder 2017 abgeben. Dieses Ausmaß könnte dem Wiederholungstäter-Status geschuldet sein, denn bereits 2007 wurde ein Pick als Konsequenz für "Spy-Gate" aberkannt.

Die Luft war nicht nur beim Gegner raus

Den amtierenden Super-Bowl-Champions und ihrem Spielmacher wird aktuell vorgeworfen, im AFC-Championship-Game gegen die Indianapolis Colts, welches mit 45:7 deutlich zugunsten der Beschuldigten ausging, die eigenen Spielbälle manipuliert zu haben.

Diese wären absichtlich zu wenig aufgepumpt worden, was eine bessere Ballkontrolle für Werfer und Empfänger mit sich bringt. In der NFL ist es üblich, dass in der Offensive jede Mannschaft ihre eigenen Bälle verwendet.

Die Strafe wird, wohl wenig zufällig, nach Ende des Drafts und eine Woche nach Veröffentlichung des Abschlussberichts ausgesprochen, welcher einen bewussten Eingriff der Equipment-Verantwortlichen als "eher wahrscheinlich denn nicht wahrscheinlich" einstuft und Brady mit ähnlicher Formulierung einer Mitwissenschaft bezichtigt.

Aufgrund dieser wenig konkreten Aussagen und Indizien wird das nun getätigte Urteil definitiv für weitreichende Diskussionen sorgen.

Harte Worte vom Agenten

Eine entsprechende Reaktion von Bradys Agent, der darin ordentlich auf den Putz haut, ließ jedenfalls nicht lange auf sich warten.

Die ausgesprochene Strafe sei "lächerlich" und hätte "keine legitimierte Basis", so Don Yee, der Vertreter des Stars. Ein Einspruch, für den man nun drei Tage Zeit hätte, werde selbstverständlich bemüht.

"Wir werden dagegen vorgehen, und ich bin sehr zuversichtlich, dass der Abschlussbericht als ein unglaublich schwaches Beispiel der Faktenfindung und Logik enttarnt wird – falls der Anhörungsbeauftragte komplett unabhängig und neutral sein sollte. Die NFL hat eine gut dokumentierte Historie von schlechten disziplinären Entscheidungen, die oft zurückgenommen werden, wenn wahrhaftig unabhängige Richter oder Gutachter involviert sind, und ein ehemaliger Bundesrichter hat festgestellt, dass der Commissioner (Roger Goodell, Anm.) seine Ermessensfreiheit in der Vergangenheit bereits missbraucht hat, darum überrascht mich das Ergebnis nicht. Traurigerweise schwächt das heutige Urteil die NFL, da sie den Fans, den Spielern und den Coaches vermittelt, dass das Spiel auf dem Feld weniger zählt, als jenes in der Park Avenue (Hauptsitz der NFL in New York, Anm.)."

Ein möglicher Nutznießer

Wie so oft könnte gelten: Des einen Freud, des anderen Leid. Denn für Bradys Backup Jimmy Garoppolo, Zweitrunden-Pick des Drafts 2014, könnten damit wesentlich mehr Einsatzminuten herausschauen, als in seiner Rookie-Saison. Bislang kam dieser nur zu sechs Kurzeinsätzen, darunter eine komplette Halbzeit gegen die Buffalo Bills.

Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich, dass sich die Patriots – sollte die Strafe halten – noch um einen zusätzlichen Quarterback bemühen, steht mit Garrett Gilbert neben Garoppolo doch nur ein weiterer Spielmacher im aktuellen Roster.

Tom Brady selbst könnte sich angesichts der unfreiwillig verlängerten Offseason, der zwei Millionen Dollar an entgangenen Gehältern und des bereits erlittenen Imageschadens wohl nur mit dem Plus an Freizeit mit Ehefrau Gisele Bündchen trösten.