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Abfuhr für Frankreich als „Meilenstein für Österreich“

Abfuhr für Frankreich als „Meilenstein für Österreich“

"Ich habe es euch ja gesagt!"

Mit einem breiten Grinsen lief Laurinho Walch in die Katakomben der UPC-Arena. Erst wenige Momente war es her, dass das österreichische Football-Nationalteam mit einem 28:9 gegen „Vize“ Frankreich ins Finale der Europameisterschaft einzog.

Zum ersten Mal in der Geschichte und das noch im eigenen Land. „Das ist der vorläufige Höhepunkt seit der Wiedervereinigung des Nationalteams 2006“, wusste etwa Christoph Gross.

Austria kicked our asses“

Richtig begreifen, was da am Mittwochabend vor 9.800 Zuschauern in der UPC-Arena zu Graz abging, konnten der Quarterback und seine Spieler das kurz nach dem Spiel noch nicht.

Da geht es am Samstag (19 Uhr) im Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen Deutschland.

„Das ist sicher ein Meilenstein. Vom Finale Österreich-Deutschland wurde seit der Gruppen-Einteilung geträumt, jetzt haben wir das und das wird ein historischer Moment für Football in Österreich“, freute sich Head Coach Jakob Dieplinger, der schon im Gedanken beim Gegner war.

Team Austria machte das ersehnte Traum-Endspiel perfekt. Weil es nahezu perfekt Football spielte.

„They kicked our asses“, sagte Frankreichs Head Coach Larry Legault. Frei übersetzt: Die Franzosen hatten keine Chance. Österreich kam in der Offensive zu Big Plays und ließ in der Defensive aber auch überhaupt nichts anbrennen, hielt die „Fighting Frogs“ bis kurz vor Schluss nur bei lächerlichen drei Punkten. Frankreich hatte Montag Dänemark noch 65:0 abgefertigt.

Defense-Leistung im Mittelpunkt

„Österreich hat immer schon eine starke Defense gehabt, das hat sie auch heute wieder gezeigt“, sagte der Game-MVP, Andreas Lunzer, nach dem Spiel. Der kleine Cornerback hatte den Hynen-Receiver Anthony Dable fest im Griff, war fast bei jedem Pass zur Stelle und klärte souverän.

„Man muss einfach immer in entsprechender Position sein, die Technik ausspielen und einfach schauen, dass man genau richtig zum Ball kommt. Wenn er einmal die Hände am Ball hat, dann wird es sehr sehr schwer“, erklärte der erst 21-Jährige, wie man gegen solche Hynen verteidigt.

Vom Head Coach gab es Extra-Lob: „Die Defensive Backs waren heute sicher die beste Einheit.“

Freilich lobte Dieplinger aber das gesamte Team, die den Gameplan toll umsetzte: „Wir wollten schnell starten und früh scoren. Das ist uns gelungen.“

Andreas Hofbauer, der bereits 2011 im Junioren-EM-Finale drei Touchdowns zum Sieg gegen Frankreich erzielte, lief erst für 19 Yards und dann für sage und schreibe 70 in die Endzone.

Hofbauers Meinung sind freilich auch andere. Calaycay: „Unser großes Ziel war es nicht, Frankreich zu schlagen, sondern Gold zu holen.“ Dieplinger: „Wir haben ein hohes Ziel und das lautet Goldmedaille.“

Ist man nach dieser Vorstellung nicht auch gegen den Titelverteidiger, dem man vor vier Jahren nur um zwei Punkte unterlag und so das Finale verpasste, Favorit?

„Favoritenrolle hin oder her, das ist nicht so interessant. Wir müssen uns auf jeden Gegner akribisch vorbereiten, den Film studieren und schauen, dass wir ihnen das beste Spiel aufdrücken. Wer im Endeffekt gewinnt, das sehen wir nach 48 Minuten oder drei Stunden Football“, so Hofbauer.

Gegen Deutschland zum EM-Titel

Die Vorbereitung hat schon begonnen, wie Dieplinger schildert: „Ich bin in Gedanken schon bei Deutschland.“ Erst-Analyse: „Sie unterscheiden sich von Frankreich vor allem defensiv nicht sehr.“

Die Coaches haben sich noch am Mittwochabend mit dem Gegner auseinandergesetzt, die Spieler hatten bis Donnerstagmittag frei. Danach fuhren die Helden vom Mittwoch in die Hauptstadt.

Vor dem Happel-Stadion, wo am Samstag das Spiel um Bronze zwischen Finnland-Frankreich (14) sowie das große Finale der Rivalen (19) stattfindet, wird schon die Pre-Game-Area aufgebaut.

Nach dem WM-Finale 2011 vor 20.000 Zuschauer träumen nun alle von 30.000 und dem großen Coup der Österreicher, dem erstmaligen EM-Sieg – und das gegen Deutschland. AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck: „Wir hoffen, dass nun so viele Leute wie möglich ins Happel-Stadion kommen, um Österreich gegen Deutschland anzufeuern. Die Geschichte ist noch nicht fertiggeschrieben.“

 

Bernhard Kastler

Hofbauers Wahnsinns-Gefühl im Regen

„Es war ein Wahnsinns-Gefühl, aber es wurde wieder perfekt geblockt. Alle meine Teamkollegen haben daran Anteil, das ist das Schöne am Football, denn als Individualist kommt man nicht weit.“

Die schnelle 14:0-Führung nach den ersten beiden Drives war ein Schlüssel. Ein weiterer war der unglaubliche Starkregen, der genau danach einsetzte. Football kam so gar nicht in den Tritt.

„Der Regen hat uns in die Karten gespielt“, wusste Dieplinger. Defensive-Backs-Coach Chris Calaycay sah: „Sie standen unter der Betreuerbank, ihnen hat das Wetter nicht gefallen.“

Lunzer erkannte auch für das eigene Team Nachteile: „Wir haben eine starke Passing Offense, die ist bei diesem Regen auch nicht so ins Spiel gekommen.“ Hofbauer fand es indes unterhaltsam, Schlamm-Football zu spielen.

„Es war schon witzig, das erlebt man nicht alle Tage. Das war fast wie in einem schlechten Football-High-School-Film. Es war nicht einfach, aber die Bedingungen waren für alle gleich.“

Stimmung war Bombe“

Einige Zuschauer mussten von unten flüchten, der grandiosen Stimmung tat dies aber keinen Abbruch. Für das Urteil darüber wühlte Gross in der verbalen Schublade jüngerer Vergangenheit.

„Die Stimmung war Bombe. Vor so vielen Zuschauern zu spielen, war richtig geil. Das war das erste Highlight, das nächste folgt am Samstag gegen Deutschland im Happel-Stadion.“

Und jetzt will man alles.

„Wir haben noch Größeres vor, wir wollen das Endspiel auch gewinnen. In ein Finale zu kommen, das ist immer das Ziel einer Saison, aber das auch zu gewinnen, wäre die Krönung.“