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Fatah: "Es ist das falsche Signal"

Fatah:

Ab Samstag sind die Tirol Raiders wieder die Gejagten.

Kein Wunder. Wer 2011 die Eurobowl und die Austrian Bowl für sich entschieden hat, ist auch Top-Favorit in der neuen Saison der Austrian Football League (AFL).

Diese starten die Raiders beim Aufsteiger Rangers - eines von sechs Teams, die um die österreichische Meisterschaft kämpfen.

Die Betonung liegt dabei auf "sechs".

Denn vor zwei Saisonen waren es noch acht Teams, vergangene sieben und jetzt sind es nur noch sechs in einer der Top-Ligen Europas.

Neuerungen gefallen nicht allen

Die verringerte Anzahl an Mannschaften bedeutet allerdings eine Steigerung der Spiele in der Regular Season - von sechs auf zehn.

Um die Österreicher-Quote zu steigern, dürfen ab Beginn der Meisterschaft an diesem Wochenende nur noch zwei Legionäre am Spielberichtsbogen stehen.

2011 waren es noch vier. Nicht jedermann begrüßt diese Neuerungen.

Einer davon ist Tirols Meistermacher, Raiders-Head-Coach Shuan Fatah, der nun seine zweite Saison in Innsbruck bestreitet.

Was er anders sieht, das erklärt der 43-jährige Berliner im Interview mit LAOLA1.

LAOLA1: Die neue Saison bringt Änderungen mit sich: Mehr Spiele bedeuten wohl auch für die Trainer eine Herausforderung.

Shuan Fatah: Das wird sehr spannend und schwierig für alle Mannschaften. Die Verletzungen waren schon vergangene Saison grenzwertig. Die Vikings und wir waren in der Austrian Bowl schon deutlich dezimiert. Da wird man sehen, wie sich das heuer entwickeln wird. Wir werden sicher mehr Hänger als letztes Jahr haben, können nicht andauernd gute Spiele abliefern. Wichtig ist, einen guten Standard abzuliefern und den zu halten. Das ist nicht immer der schönste Football, aber gut genug, um zu gewinnen.

LAOLA1: Dahingehend ist Kontinuität wichtig: Quarterback Kyle Callahan, Austrian-Bowl-MVP Talib Wise und Defensive-MVP John Clements konnten etwa zurückgeholt werden.

Fatah: Das war sehr wichtig für uns, dass wir die drei wieder zu uns holen konnten. Mit Chris James haben wir noch dazu eine echte Maschine holen können, war er doch auch die letzten drei Jahre das Herzstück der Vikings-Defense. Da hat man schon ein gutes Gefühl.

LAOLA1: Ziel kann dann ja nur Titelverteidigung lauten, oder?

Fatah: Wir wollen auf jeden Fall wieder in die Finali, das sind die Ansprüche, die wir haben. Wenn wir dann keinen Titel holen sollten, geht die Welt auch nicht unter. Aber wir sind anspruchsvoll, Tirol ist anspruchsvoll und für einen Titelgewinn wird viel gemacht. Deswegen ist das ja auch ein einzigartiger Verein. Von daher habe ich auch keine Angst, wir müssen einfach schauen, dass wir reinkommen.

LAOLA1: Sie fühlen sich in Innsbruck wohl. Können Sie sich vorstellen, hier langfristig zu arbeiten?

Fatah: Ich würde sicherlich sehr gerne heimisch werden und irgendwo wie die Langzeit-Coaches im College Football bleiben. Aber die heutige Zeit ist so schnelllebig, die Leute geben einem sehr wenig Zeit und gefragt ist der sofortige Erfolg. So ist die Gesellschaft aufgebaut. Es kommt auch auf die Organisation und die Zielsetzung an. Wenn jemand damit zufrieden ist, dann kann man sicher fünf, sechs Jahre wo bleiben. Aber es gibt ja auch wechselndes Management, dann gibt es Leute mit anderen Visionen und man ist ganz schnell weg. Ich gebe mich keinen Illusionen hin, es ist ein Geschäft, in dem man gewinnen muss. Tut man das, ist man sicher.

LAOLA1: Die Raiders haben auch einen neuen Manager. Überrascht?

Fatah: Ich war schon überrascht, bin aber auch zu kurz dabei, um zu wissen, wie sich Verein und Daniel (Dieplinger, Anm.) auseinandergelebt haben. Das erschließt sich mir nicht. Daniel ist in jedem Fall seit 20 Jahren ein Freund von mir und wird das auch unabhängig davon bleiben. Peter Schwazer macht einen tollen Job, ist ein Analytiker, super in seinem Metier und wird das auch erfolgreich weiterführen. Da bin ich relativ gefühllos, die Ablöse ist auch sehr reibungslos vonstatten gegangen.

LAOLA1: Ihr Running Back Andreas Hofbauer bloggt bei uns (Hier geht's zur ersten Ausgabe vom "Touchdown Talk"). Was können Sie wiederum über den Jungen erzählen?

Fatah: Er ist Tiroler Sprintchampion, ein Ausnahmeathlet und ein toller Kerl. Er wird diese Saison vermehrt Spielanteile bekommen. Florian Grein wird weiterhin spielen, aber Andreas wird mehr und mehr zum Zug kommen, damit es irgendwann zur Wachablöse kommt.

LAOLA1: Einige Spieler haben bereits aufgehört. Wird es an der Spitze enger?

Fatah: Es wäre in jedem Fall vermessen zu glauben, es läuft noch einmal so wie vergangenes Jahr. Ich denke auch, dass die Mannschaften nun wissen, wie wir hier in Tirol arbeiten. Die werden sich sicher nicht noch einmal überraschen lassen. Es war vergangene Saison sicher etwas Unwissenheit hinsichtlich meiner Handschrift dabei. Aber jetzt wird sich mit Händen und Füßen gewehrt, das sieht man auch an den Imports, die geholt worden sind - da ist sehr viel Speed dabei. Die Teams haben schon ihre Hausaufgaben gemacht, ich erwarte in jedem Fall einen harten Kampf und keinen souveränen Gang. Es wird sehr schwer.

LAOLA1: Die Liga hat nur noch sechs Teams. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Fatah: Ehrliche Antwort: Die Liga muss zusehen, dass sie wieder auf acht Teams kommt - die auch alle überleben können. Es muss darauf geachtet werden, dass die Liga stabilisiert wird. Sechs Teams kann nicht die Antwort sein. Die Liga muss wieder größer und wettkampfbetonter - im Sinne von Chancengleichheit - werden. Das kann nur insofern erreicht werden, als dass etwa dem Aufsteiger auch eine echte Chance gegeben wird, und man nicht die Spieler abwirbt. Wenn man die Hausaufgaben macht, dann ist es eine tolle Liga, die sehr gut organisiert ist. Von der Substanz ist sie aber eben dünn.

LAOLA1: Würde es Sinn machen, mit weiteren internationalen Klubs a la Erste Bank Eishockey Liga zu arbeiten?

Fatah: Mir scheint, der Ansatz des Verbandes geht in die ganz andere Richtung. Es ist alles mehr Österreich-fixiert, das sieht man auch an der neuen Ausländerregelung, wonach nur noch zwei Imports pro Spiel dabei sein dürfen. Da kann ich mir nicht vorstellen, dass eine Internationalisierung der Liga entsteht, das würde mich wundern.

LAOLA1: Würden Sie es aber begrüßen?

Fatah: Natürlich! Ich bin ein absoluter Verfechter der Marktöffnung, weil am Ende der Zuschauer profitiert. Ich finde auch die Beschränkung auf zwei Imports falsch, es ist das falsche Signal. Rein marketingtechnisch gesehen sind das Stars und zwei medienträchtige Möglichkeiten, auf die verzichtet werden. Ich bin für mehr Offenheit, Regeln ausweichen und einfach ein tolles Produkt für die Fans auf das Feld zu bringen. Im Endeffekt geht es nur darum.

LAOLA1: Der AFBÖ geht also den falschen Weg?

Fatah: Es ist das ausführende Organ, die Vereine haben so entschieden. Meine private Meinung ist aber, dass es nicht die richtige Richtung ist. Deutschland hat etwa die Europäer-Regelung komplett weggemacht und das hat schon einen Grund. Da gehen viele in Europa diesen Weg, Österreich aber den komplett anderen. Es gibt hinsichtlich Import-Regelung nur ganz wenige Länder, die noch weniger einsetzen. Hierzulande hat man ja den Anspruch, international auf Klub-Ebene mitzuspielen. Da kann man nicht auf zwei Amerikaner reduzieren, wenn die anderen fünf bringen. Das geht nicht. Zudem ist es ja so, dass Amerikaner den Level der Österreicher im Training und Spiel heben. Das kommt dazu, deswegen aus meiner Sicht: Das ist die falsche Richtung.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler