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"Für mich ist die Entscheidung nicht verständlich"

"Es ist schade, dass das Potential nicht genutzt wird."

Barbara Hansel ist die Enttäuschung im Gespräch mit LAOLA1 ein wenig anzumerken. Gerne hätte das Beach-Girl das "Intermezzo" mit Stefanie Schwaiger fortgesetzt.

"Wenn Steffi mir angeboten hätte, weiter mit ihr zu spielen, hätte ich es sicher angenommen. Wir sind momentan die zwei erfahrensten Spielerinnen auf der Tour und nachdem die Olympischen Spiele nur mehr zwei Jahre entfernt sind, wäre das die Möglichkeit gewesen, dort erfolgreich zu sein", begründet Hansel.

Platz neun beim ersten (und einzigen) gemeinsamen Antreten in Gstaad lässt erahnen, was für das Duo Schwaiger/Hansel langfristig möglich wäre.

"Man hat gesehen, was für ein Potential in diesem Team stecken würde. Es ist schade, dass dieses Potential nicht genutzt wird", findet Hansel.

Schnelle Entscheidung

"Es waren schon einige Punkte dabei, die noch besser funktionieren hätten können. Aber wir haben davor nur ein paar Tage zusammen trainiert und trotzdem gegen die Top-Teams gut mitgehalten und sogar gewonnen. Da denkt man dann schon, was wäre drinnen, wenn man den Weg weitergehen würde. Es war schön zu sehen, dass es funktionieren würde."

Steffi Schwaiger hat sich nach dem Rücktritt ihrer Schwester Doris bekanntlich nicht für Babsi Hansel, sondern für Nachwuchsspielerin Lisa Chukwuma als neue Partnerin entschieden. Die Wahl auf die 22-Jährige fiel allerdings schon vor dem Turnier in Gstaad.

"Ich hätte mir gewünscht, dass Steffi sich noch Zeit lässt und mit allen Spielerinnen, die sie im Auge hatte, zumindest zwei Turniere spielt. Ein Wettkampf ist dann doch wieder etwas anderes als ein Training, wo man keinen Druck hat", sagt Hansel. "Aber ich akzeptiere ihre Entscheidung natürlich."

Besseres Gefühl mit Chukwuma

Warum die Wahl letztendlich auf Chukwuma und nicht auf sie fiel, weiß die Salzburgerin nicht.

"Sie hat zu mir nur gesagt, dass sie mit Lisa ein besseres Gefühl hat. Normalerweise liegt man mit dem Gefühl ja richtig, aber ich denke, andere Faktoren haben in die Entscheidung mit hineingespielt. Zum Beispiel die Frage nach dem Trainingsmittelpunkt oder wie man Sponsoren kombiniert. Wir beide hätten in dieser Hinsicht sicher mehr Kompromisse machen müssen."

Die Tatsache, dass Hansel vorerst nur bis zu den Olympischen Spielen in Rio 2016 plant, soll die Entscheidung nicht beeinflusst haben.

"So viel ich weiß, plant Steffi auch nur bis Rio. Es kann aber auch sein, dass sie etwas Längerfristiges im Kopf hat", sagt die 30-Jährige.

"Entscheidung nicht verständlich"

Die Olympischen Spiele sind auch der Grund, warum die Salzburgerin dem neu formierten Gespann etwas skeptisch gegenüber steht.

"Für mich ist Steffis Entscheidung nicht ganz verständlich. Es ist vielleicht nicht der richtige Moment, mit einer jungen Spielerin anzufangen. Nächstes Jahr zählt in Hinblick auf Olympia jedes Turnier. Man weiß, wie sich neue Teams auf der Tour entwickeln. Es dauert normalerweise ein paar Jahre, bis man an die Weltspitze anschließen kann", sagt Hansel.

"Ich weiß, was es bedeutet, mit einer jungen Spielerin anzufangen. Das geht normalerweise nicht so schnell, man braucht schon eine gewisse Zeit." Die 30-Jährige spricht aus Erfahrung. Auch sie hat nach dem Rücktritt ihrer langjährigen Partnerin Sara Montagnolli mit jungen Talenten gespielt, ehe sie im letzten Herbst einen Neustart mit Bianca Zass gewagt hat.

"Man weiß nicht, wie schnell man sich entwickelt, wenn man mit jemandem Unerfahrenen beginnt. Das ist eine Entscheidung mit großem Risiko. Für Steffi wäre es mit einer erfahrenen Spielerin sicher leichter gewesen, man hätte von einem ganz anderen Level starten können."

Olympia-Quali wird schwer

So muss das neu formierte Duo Schwaiger/Chukwuma nun von Null beginnen. Keine leichte Aufgabe, wie Hansel glaubt.

"Lisa ist ein Riesen-Talent, das ist keine Frage. Sie kann sicher einmal zu den besten Spielerinnen Österreichs zählen. Aber wenn du kein Überflieger bist, dauert es einfach ein paar Jahre. Die Frage ist, ob dem neuen Team genügend Zeit bleibt."

Die Salzburgerin spielt damit auf die bevorstehenden Großereignisse, die WM und Olympia, in den nächsten zwei Jahren an.

"Für die beiden wird es ganz schwierig, sich für Olympia zu qualifizieren. Man muss ja auch auf das Punktesystem schauen. Mit wenigen Punkten zu starten ist sehr, sehr schwierig. Dann hat man es in der Quali schon mit starken Teams zu tun. Das habe auch ich heuer zu spüren bekommen. Es ist nicht einfach."

Erfolgserlebnis in Klagenfurt?

Für Babsi Hansel und ihre Partnerin Bianca Zass verlief die bisherige Saison nicht ganz nach Wunsch. Das Duo, das seit dem Vorjahr gemeinsam auf der Tour unterwegs ist, wartet noch auf große Erfolgserlebnisse.

"Wir können unsere Leistungen vom Training noch nicht auf das Spiel umlegen. Wir wissen, dass wir auch gegen gute Teams gewinnen können. Aber wenn die Erfolgserlebnisse fehlen, immer nur Teile eines Spiels gut laufen, dann wird es mental schwierig. Auf Dauer knabbert das natürlich am Selbstvertrauen", erklärt Hansel.

Die Blockspielerin und ihre Partnerin hoffen nun, das bisher fehlende Erfolgserlebnis beim Heim-Turnier in Klagenfurt (LIVE auf LAOLA1.tv) einfahren zu können.

"Ich bin jetzt schon das 12. Mal in Klagenfurt dabei, aber man ist trotzdem aufgeregter und nervöser als bei anderen Turnieren. Sobald das Spiel losgeht, treibt dich das Publikum an, das pusht einfach. In Klagenfurt herrschen sicher die besten Voraussetzungen, um zu zeigen, was wir wirklich können. Wenn wir unser Spiel abrufen, können wir sicher gegen gute Teams mithalten."

"Top-10-Platz unrealistisch"

Druck will sich das Duo beim Grand Slam am Wörthersee aber keinen machen.

"Wir haben uns von der Platzierung her nicht viel vorgenommen. Ein Top-10-Platz wäre unrealistisch, aber bei einer guten Auslosung ist der Aufstieg in die K.O.-Phase möglich. Wir spielen momentan einfach zu unkonstant, um einen Platz als Ziel auszugeben", zeigt sich Hansel realistisch.

Die Vorfreude auf das Spektakel trübt das aber nicht. "Man hat nicht oft die Möglichkeit, vor so vielen Menschen zu spielen. Es ist einmalig. Irgendwie wird man es nicht gewöhnt, es ist jedes Jahr wieder eine Riesen-Aufregung."

Herren stärker als Damen

Passend zum Publikum wollen sich auch die österreichischen Teams in Klagenfurt von ihrer besten Seite präsentieren. Die Salzburgerin traut ihren Kollegen einiges zu, wobei sie die Herren in diesem Jahr stärker einschätzt.

"Vor allem Huber/Seidl sind vor ihrem Heimpublikum ein heißer Tipp. Die machen immer eine Show. Doppler/Horst sind mit ihrer Routine sowieso nicht außer Acht zu lassen. Ich denke, dass es beide in die Top 10 schaffen werden, auch ein Viertel- oder Semifinale ist möglich."

Die Damen werden den Vorjahressieg der Schwaiger-Sisters nur schwer wiederholen können.

"Für die Damen wird das Achtelfinale generell schwierig. Von Schwaiger/Chukwuma darf man nicht viel erwarten. Es ist erst ihr zweites Turnier, die Nervosität wird da sein. Für Lisa ist es sicher eine große Sache, in Klagenfurt auf dem Centercourt zu stehen. Es wird nicht ausreichen, um gegen Top-Teams zu gewinnen, aber sie haben nichts zu verlieren."

Man wird sehen, welches Team sein Potential am besten nutzen kann.

 

Daniela Kulovits

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