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"Europa hat fast schon eine Vormacht-Stellung"

2012 endete der erste gemeinsame Klagenfurt-Auftritt von Clemens Doppler und Alexander Horst mit einer schweren Enttäuschung.

Ohne Satzgewinn musste das Duo bereits nach der Gruppenphase die Koffer packen.

Die Rückkehr an den Wörthersee erfolgt ein Jahr später und völlig anderen Voraussetzung. Im zweiten Jahr der Partnerschaft haben sich Doppler/Horst in die Weltspitze gespielt.

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Im Favoritenkreis

Das unterstreicht auch ein Blick auf die Tour-Rangliste, die das Duo aktuell als Nummer 6 und damit drittbestes europäisches Team ausweist.

Die Favoritenrolle können und wollen Clemens und Alex im Gespräch nicht von sich weisen. Wobei Horst betont: "Es gibt etwa 10 Teams, die um die Medaillen spielen werden. Wir gehören dazu."

Partner Doppler will die Euphorie, die mancherorts herrscht, dämpfen: "Es hat schon geheißen, wenn nicht heuer, wann soll dann ein Sieg in Klagenfurt gelingen."

Starke europäische Teams

Schließlich handle es sich 2013 "nur" um eine EM, damit würden Top-Teams aus Brasilien und den USA fehlen. Diesem Argument kann wieder die Rangliste entgegengehalten werden. In den Top 10 finden sich aktuell nicht weniger als sieben europäische Teams wieder.

Beim letzten World-Tour-Turnier in Long Beach standen mit Herrera/Gavira und Nicolai/Lupo zwei Europa-Teams am Sieger-Podest - und das trotz Abwesenheit einiger Top-Teams wie Brouwer/Meeuwsen oder Samoilovs/Smedins.

Die Fans können sich also auf Top-Beachvolleyball freuen. Im Idealfall mit starkem rot-weiß-roiten Einschlag.

Vor dem großen Saison-Highlight traf LAOLA1 Clemens Doppler und Alex Horst zum Interview:


LAOLA1: Was ist der Unterschied zwischen Doppler/Horst 2012 und DopplerHorst 2013?

Alex Horst: Abgesehen davon, dass wir mit Robert Nowotny einen neuen Trainer haben, der sehr viel gute Stimmung reinbringt, glaube ich, dass wir konstanter spielen. Wir hatten letztes Jahr auch einige gute Turniere, wie die Olympia-Quali oder Saisonfinale in Polen. Aber es hat auch immer wieder mehrere Downs gegeben. Dieses Jahr scheint es, dass wir unsere Konstanz gefunden haben. Das war das große Ziel, deshalb sind wir im Moment sehr souverän.

LAOLA1: Die Konstanz wurde angesprochen, ihr ward bei den letzten fünf World-Tour-Turnieren immer in den Top Ten. Was fehlt zum nächsten Schritt – einem Semifinale oder mehr?

Clemens Doppler: Da brauchst du ein bisschen Auslosungsglück, eine sehr gute Tagesverfassung und Turnierform. Wenn wir so weiterspielen, ist es nur eine Frage der Zeit, dass wir das eine oder andere Semifinale schaffen werden. Jetzt haben wir den ersten Grundstein gelegt mit der konstanten Leistung. Jetzt kommt der nächste Schritt, das ist das Semifinale.

LAOLA1: Abgesehen von der Konstanz: Hat es auch Umstellungen im Spiel gegeben?

Horst: Keine groben. Es ist einfach unser Zwischenspiel und die Annahme konstanter geworden. Im ersten Jahr ist es normal, dass man in engen Situationen noch nicht weiß, was macht der andere. In der zweiten Saison ist es leichter und ich hoffe, dass es so weitergeht.

LAOLA1: Hat sich allgemein am Spiel etwas geändert. Stichwort Weltmeisterschaft und Hau-drauf-Teams?

Horst: Die Weltmeister sind sicherlich so ein Hau-drauf-Team. Die haben bei der WM einen Super-Lauf gehabt und danach in Gstaad auch. Sie sind beide über zwei Meter und hauen wirklich auf alles drauf. Natürlich ist das ein anderes Spiel. Sie werden es aber nicht eine ganze Saison so durchziehen können. Das Niveau steigt einfach allgemein, vor allem in Europa. Es gibt schon viele europäische Teams, die World-Tour-Turniere gewonnen haben. Die Olympiasieger kommen aus Europa, die Weltmeister kommen aus Europa. Da sieht man, dass Europa fast schon die Vormacht-Stellung hat.

Doppler: Die Tendenz ist, dass die Spieler immer größer werden. Alex ist mit seinen 1,85 Metern fast schon eine Rarität. Dennoch war er bester Angreifer der WM. Je größer die Spieler werden, desto schneller wird das Service. Die können von höher oben das Sprung-Service machen. Es gibt auch weniger Shots, es wird mehr draufgehaut und vermehrt Power-Volleyball gespielt. Aber das muss nicht immer das Erfolgs-Rezept sein. Es wird immer kleinere Spieler geben, die ein sehr gutes Gefühl im Handgelenk haben und technisch raffinierter spielen.

LAOLA1: Ist der Druck durch den EM-Status von Klagenfurt noch höher?

Doppler: Klagenfurt ist Klagenfurt. Da ist die Erwartungshaltung von außen – von Fans, von Medien – an die österreichischen Teams höher. Dadurch, dass es heuer eine Europameisterschaft ist, ist es speziell. Es sind keine Brasilianer da, keine US-Amerikaner. Da sind schon viele Stimmen laut geworden, die gemeint haben: Wenn nicht heuer, wann dann. Aber es ist deshalb um nichts leichter. Wie Alex schon gesagt hat: Europa ist der Kontinent, der die besten Beachvolleyballer stellt. Es wird ungefähr zehn Teams geben, die um die Medaillen spielen. Wir gehören sicher auch dazu, das haben wir mit unserer bisher guten Saison und dem Sieg in Novi Sad unterstrichen. Es ist ein Leistungs-Druck, der nicht einfach zu handhaben ist. Aber wir werden das schon schaffen.

LAOLA1: Wie ist die Herangehensweise an Klagenfurt?

Horst: Wir versuchen, wie an jedes andere Turnier auch heranzugehen. Dass es nicht ganz so leicht umzusetzen wird, ist klar. In Klagenfurt ist rundherum einfach viel los. Wir haben sehr viele Sponsor-Termine, wir haben mehr Interviews als sonst. Wir werden schauen, dass wir das positiv nehmen. Die letzte Woche haben wir in Wien trainiert, hatten aus Deutschland sehr gute Trainingspartner da, die auch zu den Medaillen-Kandidaten gehören. Viel besser kann man sich eigentlich nicht vorbereiten.

LAOLA1: Sind die Erfolge auch aus finanzieller Sicht für das Team wichtig?

Doppler: Wir betreiben einen Sport, wo nur sehr wenige vom Preisgeld leben können. Wir sind aber seit Jahren auf Sponsoren-Seite sehr gut aufgestellt. Alles was dazukommt, ist natürlich sehr schön. Wir sind eine eigene kleine Firma, die sehr gut aufgestellt ist und so wollen wir weiterarbeiten.

LAOLA1: In Novi Sad konntet ihr am Weg zum Sieg viele enge Spiele für euch entscheiden. Im Spaß gefragt: Absicht zu Trainingszwecken?

Horst: Natürlich nicht. Wir waren schon ziemlich müde, die Wochen davor waren sehr anstrengend. Wir sind bei den Turnieren sehr weit gekommen und hatten daher viele Spiele. Novi Sad haben wir mitgenommen, damit wir nicht zwei Wochen vor Klagenfurt nicht spielen. Es war dort ähnlich heiß, wie es nun bei uns ist und daher nicht einfach zu spielen. Als Nummer 1 des Turniers waren wir die Gejagten, die anderen hatten gegen uns nichts zu verlieren. Im Endeffekt ist es super ausgegangen. Wir hatten viele enge Sätzen und fast alle gewonnen. Wir wissen, dass wir auch Rückstände aufholen können und das ist wichtig für die EM.

LAOLA1: Du hast im Finale den Matchball per Block verwandelt. Ein spezielles Gefühl?

Doppler: Dass es der Block zum Matchgewinn ist, war ein Traum (Das Video zum Finale). Wir haben eigentlich nicht mehr dran geglaubt, dass wir das Finale nach 6:10-Rückstand noch gewinnen können. Aber wir haben es mit unserer Routine gemacht. Ich hab mich in diesem Match gut gefühlt, habe gut blockiert und es war ein sehr schönes Ende für mich.

LAOLA1: Beim Zuschauen hat man den Eindruck, dass Alex die Chefrolle am Platz übernommen hat?

Horst: Das wirkt vielleicht von der Art her so, weil ich der Lautere bin. Es kommt aber viel aufs Match an und wer das Side-Out spielen muss. Vor allem bei großer Hitze hat der Side-Out-Spieler nicht viel Zeit für andere Sachen. Im Finale haben die Gegner viel auf mich serviert, weil ich speziell im ersten Satz viele Fehler gemacht habe. Clemens hat am Ende des dritten Satzes das Heft in die Hand genommen, eine Taktikumstellung angeordnet, die super funktioniert hat.

LAOLA1: Die Weltmeister Brouwer/Meeuwsen sind bei einer Bilanz von 0:5 eure Angstgegner. Habt ihr euch ein Rezept bereitgelegt, wie ihr sie schlagen könnt?

Horst: Angstgegner gibt es nicht. Sie sind aber sicher eines der besten Teams, sie sind nicht umsonst Weltmeister. Bisher haben wir noch nicht das Mittel gefunden, um sie zu schlagen. Wobei es bei der WM wirklich sehr, sehr knapp war. Sollten wir uns in Klagenfurt treffen, hoffe ich, dass es erst im Finale ist und dann werden wir sie schlagen.

Doppler: Es ist ein Team, das uns nicht so liegt. Aber es gibt nicht mehr diese vier, fünf unschlagbaren Teams, wie noch vor fünf Jahren. Mittlerweile ist jeder schlagbar. Sie spielen ein Volleyball, dass uns nicht so liegt. Aber der schönste Sieg gegen sie wäre sicherlich in Klagenfurt. Sollten wir dort auf sie treffen, hoffen wir, dass wir ein Mittel gegen sie haben.

LAOLA1: Kommt schon das Kribbeln vor der EM?

Doppler: Man merkt schon die Vorfreude. Letztes Jahr nach dem Grand Slam mit gesenktem Haupt vom Center Court verschwunden und haben uns gedacht: Nächstes Jahr haben wir die EM, wie wird das werden? Es war noch so weit weg, jetzt sind es nur mehr ein paar Tage. Die Vorfreude ist riesengroß, speziell für uns. Es ist eine lässige Abwechslung, dass wir mal eine Europameisterschaft in der Heimat haben. Den Zuschauern werden die Brasis und die Amis auch nicht abgehen. Es wird sicherlich hochklassiges Volleyball geboten.

LAOLA1: Womit wärt ihr am Ende der Woche zufrieden?

Horst: Wenn wir so spielen, wie bisher in dieser Saison. Das Ziel ist aber natürlich eine Medaille, das ist für uns beide klar. Clemens war schon zwei Mal Europameister, ich war Vize-Europameister. Das ist bei einer Heim-EM – oder eigentlich bei jeder EM – das Ziel eine Medaille. Ob wir es schaffen werden, werden wir sehen. Wie schon gesagt: Es gibt viele Teams, die Medaillen-Kandidaten sind. Ich hoffe, dass wir unsere Leistung wie in den letzten Wochen abrufen können. Mit dem Publikum in Klagenfurt, dass wie jedes Jahr verrückt im positiven Sinne, glaube ich, dass einiges möglich ist.

Das Gespräch führte Philipp Bachtik

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