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LAOLA1-Analyse: Das steckt hinter den NBA-Trades

LAOLA1-Analyse: Das steckt hinter den NBA-Trades

Rund eine halbe Stunde nach dem Ablauf der NBA Trading Deadline vermelden US-Medien das Highlight auf das Fans und Experten gehofft haben. Philadelphia-Forward Evan Turner und Indianas früherer Franchise-Player Danny Granger tauschen die Arbeitskleidung. 

Es ist, zumindest auf den ersten Blick, einer dieser Trades, für den der Begriff „Win-win-Situation“ erfunden wurde, nicht nur in sportlicher Hinsicht.

Auf der anderen Seite gibt es Deals, bei denen man zweimal hinsehen muss, um die Beweggründe der General Manager zu erkennen und die Auswirkungen zu verstehen.

LAOLA1 analysiert das Geschehen des Deadline Days und wagt einen Blick hinter die Tauschgeschäfte:

Win-Win

Die Indiana Pacers geben nicht nur auf dem Parkett eine gute Figur ab. Das beste Team der Eastern Conference schlägt der Konkurrenz auch am Deadline Day ein Schnippchen. Die Akquisition von Philadelphias Small Forward Evan Turner stellt für das Team aus Indianapolis ein nicht zu unterschätzendes Upgrade im Titelkampf dar.

Turner soll bei den Pacers für den Scoring-Punch von der Bank sorgen. Dort hatte das defensivstärkste Team der NBA bisher seine Schwächen.

Dank des 2,01-Meter-Mannes, der passenderweise ein begabter Verteidiger ist, hat das General-Manager-Duo David Morway und Larry Bird einen weiteren Trumpf in der Hinterhand. Sollte Beinahe-Allstar Lance Stephenson im Sommer nicht gehalten werden können (oder wollen), stünde Turner bereit.

Tradepartner Philadelphia, der auch noch Lavoy Allen abgibt, erhält im Gegenzug  Danny Granger und einen Second-Round-Pick. Der 30-Jährige, bis zu seiner Knieverletzung Indianas Franchise-Player, kann in dieser Saison nicht an seine besten Tage anschließen.  

Aus Sicht der 76ers macht der Trade auch deshalb Sinn, weil Grangers Vertrag mit Saisonende ausläuft, womit Platz unter dem Salary Cap frei wird. Doch wer weiß, vielleicht bietet GM Ed Stefanski dem ehemaligen All Star im Sommer sogar einen neuen Vertrag an, um einen Leader von Format in den Reihen zu haben?

Für die Pacers ist Evan Turner (re.) eine weitere Scoring-Option

Picks, Picks, Picks

Philadelphia ist nicht nur das aktivste Team am Deadline Day, die Sixers können getrost auch als größter Gewinner bezeichnet werden. Das Vorhaben, Platz unter dem Salary Cap freizuschaufeln und zukünftige Draft-Picks abzustauben, ist mehr als gelungen. So wurde der 6,5-Millionen-Vertrag von Center Spencer Hawes nach Cleveland abgeschoben.

Als Gegenleistung erhält Philly zwei Zweitrundenpicks für 2014 und 2015 aus Cleveland. Damit nicht genug: Die 76ers schalten sich als drittes Team in den Andre-Miller-Trade zwischen Denver und Washington ein und stauben dabei zwei weitere Zweitrundenpicks (Washington) ab.

Einen der fünf Picks müssen die Sixers im Byron-Mullens-Deal zwar an die Clippers abtreten, aber damit kann das Management leben, denn der Center, der noch in seinem Rookie-Vertrag ist, ist längstens noch bis Sommer 2015 gebunden. Philadelphia ist flexibler denn je.

Startschuss zum Playoff-Run?

Den 76ers um nichts nach stehen die Cleveland Cavaliers, die die Hoffnung auf einen Playoff-Run noch nicht aufgegeben haben. Interims-GM David Griffin tut jedenfalls alles dafür, die drei Spiele Rückstand auf Platz acht ehestmöglich aufzuholen.

Die Verpflichtung von Spencer Hawes, bringt den Cavs bislang nicht vorhandenes Spacing. Weil der Center fast 40% von jenseits der 7,24-Meter wirft, entsteht automatisch Platz für die Drives von Kyrie Irving und Kollegen. Am anderen Ende des Feldes blockt Hawes 1,5 Würfe pro Spiel.

Cleveland gibt neben den Picks Earl Clark und Henry Sims ab. Einen Preis, den Hawes in jedem Fall wert sein kann. Und falls nicht, läuft sein Vertrag im Sommer ohnehin aus. Griffin lässt Vorgänger Chris Grant damit ganz schön alt aussehen.

Neue Möglichkeiten für Washington

Apropos alt. Andre Miller findet seine neue Heimat in Washington. Der Trade des 37-jährigen Point Guards galt seit dem Zerwürfnis mit Nuggets-Coach Brian Shaw als beschlossene Sache. Für Denver springt der auslaufende Vertrag von Big Man Jan Vesely heraus.

Washington eröffnen sich durch den Erwerb Millers neue Möglichkeiten. Der Aufbau gilt immer noch als einer der intelligentesten Spieler der Association und schmeißt Ball und Nerven nur den seltensten Fällen weg. Die Rolle Millers ist klar. Der Veteran soll als Backup für All-Star-PG John Wall fungieren.

Der Oldie fühlt sich jedoch in von ihm selbst initiierten Halbfeld-Sets am wohlsten und könnte das Spiel der Wizards dadurch bremsen. Was aber - hier ist Coach Randy Wittman gefordert -nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Millers Vertrag ist im nächsten Jahr nicht garantiert, somit kann Washington nur gewinnen. Platz drei im Osten ist das Ziel.

Künftig Teammates: John Wall und Andre Miller

Morey hält sich zurück

Die „Klumpen“ stehen nicht lange ohne Backup für Ty Lawson da und sichern sich Aaron Brooks von den Houston Rockets. Im Gegenzug wechselt Jordan Hamilton nach Texas. Der Forward passt ins Konzept von General Manager Daryl Morey, dessen Team sich Outside-Shooting und Korblegern verschrieben hat. Außerdem läuft der Vertrag der Neuakquisition zum Saisonende aus.

Ansonsten bleibt es ruhig um die Rockets. Das bedeutet, dass auch der ausgebootete Defensiv-Center Omer Asik weiter auf der Gehaltsliste Houstons steht.

Die Clippers und die Heat nutzen den Deadline Day jeweils dazu, einen Kaderplatz frei zu machen und schicken Antawn Jamison (Hawks) bzw. Roger Mason Jr. (Sacramento) fort. Damit halten sich die beiden Contender die Möglichkeit offen, ihren Kader mit kurzfristigen Veteranen-Verträgen aufzuwerten. Miami tat selbiges vor rund einem Jahr, als „Birdman“ Chris Andersen geholt wurde.

Entlastung für Curry

Einen Backup-Point-Guard sichern sich auch die Golden State Warriors. Das Team aus Oakland fädelt ein Tauschgeschäft ein, das Steve Blake von den Los Angeles Lakers loseist. Was wohl bedeutet, dass Coach Mark Jackson mit Jordan Crawford nicht wirklich zufrieden ist. Auch wenn sich Steve Blake über seinen Umzug in die Bay-Area wenig begeistert zeigt, kann er im letzten Saisondrittel zu einem Faktor werden, wenn er Curry entsprechend entlastet.

Die Warriors schicken die auslaufenden Verträge von Kent Bazemore und MarShon Brooks als Gegenleistung nach Los Angeles.  Ersterer ist, ob seiner ausgefallenen Jubeltriaden auf der Ersatzbank, bisher eher ein Youtube-, als ein NBA-Star. Für Brooks geht es seit der starken Rookie-Saison 2012 stetig bergab. Die Lakers wollen also offensichtlich am Tabellenende bleiben, der frühe Pick in einem Top-Draftjahrgang ist zu verlockend.

Jason Terry darf sich das Trikot der Kings wohl nicht überstreifen

„Jet“ bleibt im Hangar

Bleiben noch die „Kellerkinder“ aus Sacramento und Milwaukee. Die Kings bauen sich seit geraumer Zeit einen Kader zusammen, der vorne und hinten nicht zusammenpasst. Das verzögert den Neuaufbau. Trotz massenhaft Talent und einer akzeptablen Starting Five mit Isaiah Thomas, Rudy Gay und DeMarcus Cousins, steht die Franchise auf dem letzten Platz im Westen.

Das Team nutzt die letzten Stunden des Tradefensters dazu, den überbezahlten Marcus Thornton (acht Millionen in den kommenden beiden Jahren) nach Brooklyn zu verfrachten. Die Kings erhalten Jason Terry und Reggie Evans, wobei für den ersteren wohl kein Trikot bedruckt wird. Beim „Jet“ wird ein Buyout angestrebt, sodass weiterer Cap-Space frei wird.

Milwaukee beendet das Missverständnis mit Gary Neal und schnürt ein Paket, das ihn und Luke Ridnour nach Charlotte schickt. Die Bucks erhalten Ramon Sessions und Jeff Adrien, sparen aber bis zu 3,5 Millionen Dollar an Gehalt ein.

No deal!

Mehr oder weniger überraschend kommt es in den großen Märkten Boston und New York zu keinem Deal. Die Celtics geben Point Guard Rajon Rondo, der sich seiner Bestform langsam nähert, also nicht ab. Was einerseits daran gelegen haben könnte, das Danny Ainge gleich zwei First-Round-Picks gefordert hatt. Andererseits aber auch daran, dass die „Kelten“ den Neuaufbau doch mit Rondo planen.

Die New York Knicks bleiben weiter auf dem Monster-Vertrag von Amare Stoudemire sitzen. Auch Guard Iman Shumpert bleibt in New York, was wohl auch seiner neuerlichen Knieverletzung geschuldet ist, denn ein Austausch mit Clippers-Guard Darren Collison stand im Raum.

 

Kevin Bell