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Nash: „Habe geschuftet wie ein Hund“

Nash: „Habe geschuftet wie ein Hund“

Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.

Der zweimalige "Most Valuable Player" (MVP) der NBA (2005, 2006), Steve Nash, steuerte in der jüngeren Vergangenheit mehr und mehr auf zweiteres zu.

Seit seinem Wechsel von den Phoenix Suns zu den Los Angeles Lakers zur Saison 2012/2013 plagen den 40-Jährigen Kanadier, dessen 27-Millionen-Dollar-Vertrag noch bis zum Sommer 2016 läuft, komplizierte Verletzungen. Aufgrund eines Beinbruchs und Nervenproblemen im Rückenbereich absolvierte Nash in den ersten beiden Saisonen als Laker nur 67 von 168 möglichen Spielen. Doch damit nicht genug.

Kurz vor dem Start in seine letzte Karriere-Saison zog sich der drittbeste Assistgeber der NBA-Geschichte beim Heben eines Gepäckstückes so schwere Rückenschäden zu, dass er auch 2014/2015 kein Parkett betreten wird.

Doppelter Schlag ins Fan-Gesicht

Für die Fans der erfolgsverwöhnten Franchise aus Los Angeles, der Jahre im Liga-Mittelmaß blühen könnten, ein herber Rückschlag. Die - aufgrund des hochdekorierten Backcourts um die beiden Altstars Nash und Kobe Bryant - gehegten Mini-Hoffnungen auf die Playoffs waren damit endgültig dahin.

Die Enttäuschung der gold-lila Anhängerschaft schlug jedoch wenig später in Ärger und Unverständnis um, als Nash ein Video ins Netz stellte, auf dem er seinen Golf-Schwung zum Besten gab.

"Er casht seine Millionen, während die Lakers mit fünf Niederlagen starten", kommentierte ein Fan. "Super, fünf Niederlagen und der Typ steht auf der Range", ein anderer.

Aufschluss über Verletzungen

Der achtmalige All-Star reagierte prompt – und nicht nur durch das Löschen des besagten Videos. Am Samstag veröffentlichte der als Vorzeigeprofi und Nicht-Exzentriker geltende Basketballer via "Facebook" und "Twitter" einen offenen Brief an die Fangemeinde in Los Angeles.

"Es soll keine Ablenkung sein, aber ich halte es für das Beste, wenn jeder von mir, in meinen eigenen Worten, hört", beginnt er sein sieben Absätze umfassendes "Rechtfertigungsschreiben". Gefolgt von detaillierten Informationen zu seinem Gesundheitsstand.

Er habe schon "einige Meilen auf dem Buckel", erlitt bereits drei Bandscheibenvorfälle und habe aktuell mit einer Stenose (Verengung, Anm.) der Nervenbahnen und Spondylolisthesis (Instabilität der Wirbelsäule, Anm.) zu kämpfen. Außerdem sei sein Sitzbeinnerv beschädigt. "Ich konnte nach den Spielen oftmals nicht einmal im Auto sitzen, was einige interessante Fahrten zur Folge hatte", erklärt Nash, die Folgen nach mehr als 1300 NBA-Einsätzen.

"Ich wünschte, es wäre anders"

Er sage das nicht, weil er Mitleid wolle, sondern "um Klarheit zu schaffen."

Die aufgrund des Golf-Videos aufgekommenen Vorwürfe, die Schwere der Verletzungen nur vorzutäuschen, entkräftet der Kanadier. "Es mag für jene, die nie NBA-Basketball gespielt haben, hart zu verstehen sein. Aber es ist ein Riesenunterschied zwischen diesem Spiel (NBA-Basketball, Anm.) und dem Schwingen eines Golf-Schlägers, Wandern, oder sogar dem Schlagen eines Tennisballs oder dem Basketballspielen im Park", versichert Nash und fügt hinzu, dass ihn ein einziger Einsatz in der NBA zwei Wochen außer Gefecht setzen würde.

Er verstehe jedoch den Ärger der Fans. "Ich war bislang nicht in der Lage (in Los Angeles) auf diesem Level zu spielen, das wir uns alle erwartet hatten. Aber leider ist das Teil des Profisports. Es passiert jedes Jahr, bei jedem Team. Ich wünschte, es wäre anders."

In Phoenix avanciert Nash zweimal zum "wertvollsten Spieler"

"Habe geschuftet wie ein Hund"

Trotz aller Rechtfertigungen lässt er sich "Wettkampfwillen, Professionalität und die Naivität, zu glauben, es würde besser werden" nicht absprechen.

"Ich war immer einer der härtesten Arbeiter der Liga. In den vergangenen Jahren habe ich geschuftet wie ein Hund. Nicht nur, um die Verletzungen hinter mich zu bringen, sondern auch, um beim letzten Kapitel meiner NBA-Karriere den Fans in Los Angeles etwas zu geben", unterstreicht Nash seinen Ehrgeiz. Nachsatz: "Leider endete beides im Desaster."

Aber das Ende des Schreckens ist im Falle Nashs, im Gegensatz zur sportlichen Perspektivlosigkeit der Lakers, zumindest für Sommer 2015 abzusehen.

Dann, spätestens aber bei der Aufnahme in die "Hall of Fame" (frühestens fünf Jahre nach dem Karriereende, Anm.), wird Nash den Fans als jener 1,91m große Playmaker in Erinnerung bleiben, der die Liga fünfmal bei den Vorlagen anführte, seine Mitspieler auf spektakuläre Art und Weise besser machte und als einer der besten Shooter aller Zeiten gilt.

Und dann kann er auch in Ruhe an seinem Handicap arbeiten.

 

Kevin Bell