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Hast du den König, hast du eine Chance

Hast du den König, hast du eine Chance

"Wenn du LeBron James hast, hast du eine (...) Chance!"

Jim Boylan, Assistant Coach der Cleveland Cavaliers, bringt es auf den Punkt.

Nach dem Ausfall von Kyrie Irving ist der derzeit beste Basketballer der Welt nur noch von Rollenspielern umgeben.

Das hinderte den 30-Jährigen aber nicht daran, sein Team in der Nacht auf Montag auswärts gegen die Golden State zum 1:1-Ausgleich in den NBA Finals zu führen.

Nicht perfekt, aber dominant

Man muss James nicht mögen - nicht als Person, nicht seine Spielweise.

Man kann auch an den 24 Fehlwürfen aus dem Feld im zweiten Finalspiel etwas aussetzen.

Die Taktik, die Shot-Clock herunterzuspielen und damit das Tempo aus dem Spiel zu nehmen, funktionierte nur so lange, solange James Lösungen fand. Das Isolations-Set mit nicht vorhandener Ballbewegung und Fehlwürfen nach James-Einzelaktionen hätte beinahe noch den Sieg gekostet.

Doch mit einer Stat-Line von 39-16-11 und mit einem ersten "Co-Star" namens Timofey Mozgov in den Finals beim überragenden Team der Saison zu gewinnen, verlangt Respekt.

Zweiter Finals-MVP als Verlierer?

Sollten die Cavaliers in sechs oder sieben Spielen verlieren, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die ausgewählten US-amerikanischen Medienvertreter zum zweiten Mal in der Geschichte dazu entscheiden, den Finals-MVP-Award einem Spieler aus dem Verlierer-Team zuzuerkennen.

Jerry West wurde diese Ehre bei der Premieren-Vergabe 1969, als er 38 Punkte pro Spiel erzielte, als bislang einzigem "Verlierer" zuteil.

Die Wahrscheinlichkeit, dass James auf einen ähnlichen Schnitt kommt, ist recht groß: 44 und 39 Punkte erzielte er in den ersten beiden Partien und eine große Umverteilung der offensiven Last ist bei der dünnen Personaldecke der Cavs nicht zu erwarten.

Alles andere als "sexy"

Doch wer setzt nach Spiel zwei weiterhin alles darauf, dass die Warriors ihre personelle Überlegenheit auch tatsächlichen in eine Championship ummünzen können?

Die Art, wie die Cavs Golden State ihrer Stärken beraubte, lässt Hochspannung für den Rest der Serie erwarten.

Klar, Regular-Season-MVP Stephen Curry wird nicht nochmals nur fünf von 23 Feldwürfen treffen. Doch wird er konstant bessere Würfe bekommen als die gegen einen überragend verteidigenden Matthew Dellavedova?

James beschreibt es gut, indem er sagt, dass man von Cleveland keinen "sexy" Basketball erwarten könne.

"Alles ist tough. Wir gehen offensiv und defensiv mit einem aggressiven Mindset in das Spiel. So muss es für den Rest der Serie bleiben - egal, wie viele Spiele es dauert."

"Aus unserem Rhythmus gebracht"

Noch immer spricht viel für die Warriors. Viele fragen sich, ob Cleveland als Folge der kurzen Rotation nicht bald der Saft ausgehen wird.

Doch ein so eindeutiger Nachteil für das Team von David Blatt lässt sich in diesem vorerst gar nicht erkennen.

Zwar setzte Blatt zwei Spieler weniger ein als Steve Kerr, doch die Minuten der Bankspieler waren in Spiel zwei ausgeglichen (je 67).

Steph Curry machte sich einerseits keine Sorgen wegen eines einzelnen schlechten Wurftages, doch er erkannte auch, dass es beim nächsten Mal nicht automatisch besser laufen wird.

"Sie haben etwas getan, dass uns vielleicht aus unserem Rhythmus gebracht hat. Wir müssen herausfinden, was das genau ist", meinte der Warriors-Anführer.

Was passiert in der heimischen Arena?

Die Basketball-Welt blickt nun gespannt nach Cleveland wo am Dienstag und Donnerstag (Ortszeit) die nächsten beiden Partien stattfinden.

Können die Warriors den Heimvorteil zurückerobern oder sogar mit zwei Siegen eine Vorentscheidung herbeiführen?

Oder führt "King" LeBron James sein Team zu zwei Heimsiegen und sehr nahe an die Sensation des Titelgewinns heran?

Ein solcher würde den "Thron des Königs" auf eine ganz neue Stufe stellen.


Hubert Schmidt