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Fastbreak: Freud und Leid

Fastbreak: Freud und Leid

Thank God it's Wednesday!

Eine weitere Woche in der besten Basketball-Liga der Welt ist Geschichte. Zeit für die LAOLA1-Redaktion, die jüngsten Ereignisse in der NBA revue passieren zu lassen.

Wie gewohnt blicken wir dabei nicht etwa (nur) auf die Ergebnisse, sondern beleuchten unter anderem die Tops und Flops, die besten Clutch-Performances und das Power-Ranking. Ganz nebenbei räumen wir die Statistik-Ecke auf, analysieren den historischen Trade-Deadline-Day und diskutieren kontroverse Themen im "One-on-One".

Einsteigen, anschnallen! LAOLA1 startet den Fastbreak.

 

 Das erstmals eine ganze Woche andauernde All-Star-Break dauerte schon eine gefühlte Ewigkeit, als uns die NBA am vergangenen Donnerstag dann doch endlich wieder hatte - und wie! Zum "Auftakt" der zweiten (kürzeren) Saisonhälfte zeigten die Spurs und die Clippers bei ihrem Aufeinandertreffen im Staples Center, warum jeder Tag ohne NBA-Spiel ein verlorener ist. Die Gastgeber gewannen ein umkämpftes Spiel, in dem die Führung 20 Mal wechselte, das neunmal unentschieden stand, in dem Tim Duncan (30 Punkte) wieder einmal die Uhr der Zeit zurückdrehte und Chris Paul in der Schlussphase eine Augenweide war, schlussendlich mit 119:115.

 In eben jenem Spiel wurde allerdings auch einmal mehr eine der größten Schwachstellen des Basketball-Reglements offensichtlich. Über weite Strecken der zweiten Halbzeit praktizierten die Spurs nämlich "Hack-a-DeAndre", foulten also Clippers-Center DeAndre Jordan pausenlos, um Freiwürfe (Fehlwürfe) zu erzwingen und den Ball zurückzubekommen. Auch wenn diese Taktik oftmals erfolgreich sein mag, für das Fan-Auge ist sie mangels Spielflusses ein absoluter Graus. Hier bedarf es endlich einer Regeländerung. Zwei Freiwürfe und Ballbesitz für die gefoulte Mannschaft (wie nach einem "Flagrant Foul") oder die Möglichkeit, die Freiwürfe nicht anzunehmen und den Ball an der Seite einzuwerfen, würden dem unschönen Spiel einen Riegel vorschieben.

 Die Cleveland Cavaliers sind – gemessen ab dem 15. Januar – mit 16 Siegen aus 18 Spielen das erfolgreichste Team der NBA. Sah es vor wenigen Wochen noch so aus, als müssten LeBron James & Kollegen sogar um das Heimrecht in der ersten Playoff-Runde zittern, meldet das Starensemble, in dem endlich auch Kevin Love mehr und mehr glänzt, nun plötzlich höhere Ambitionen an. Und nicht nur die Sieg-Ausbeute passt. In besagtem Zeitraum führen die Cavs die Liga in der Punkte-Differenz (+12.5) und dem Offensive-Rating (113,3 Punkte pro 100 Angriffe) an. Wie weit es für die Cavaliers in dieser Saison in dieser Form tatsächlich gehen kann, darüber ist man sich in der LAOLA1-Redaktion auch nicht einig (siehe: "One on one").

 Für die Miami Heat folgte auf die sehr, sehr gute Nachricht – den Trade von Goran Dragic – eine niederschmetternde. Big Man Chris Bosh musste aus gesundheitlichen Gründen die Saison vorzeitig beenden. Beim 30-Jährigen wurde ein Blutgerinnsel in der Lunge festgestellt. Die selbe Diagnose zwang vor einigen Wochen schon Nets-Spieler Mirza Teletovic zum vorzeitigen Saisonende. Blazers-Legende Jerome Kersey (52) verlor aufgrund dessen zuletzt sogar sein Leben. Laut übereinstimmenden Berichten aus dem Umfeld des NBA-Stars, soll sich Bosh aber nicht in Lebensgefahr befinden. Akut gefährdet sind hingegen die restliche Saison sowie womöglich auch die Karriere des Derrick Rose. Die Bulls ließen am Dienstag-Abend (Ortszeit) die Bombe platzen: Der Point Guard zog sich einen Meniskus-Einriss im rechten Knie zu und muss operiert werden. Es ist die selbe Verletzung, im selben Knie, die ihn schon 2014 die Saison im Grunde komplett aussetzen lassen hatte. Seit der Saison 2012/13 verpasste der ehemalige MVP damit 165 der 221 Regular-Season-Partien wegen diverser schwerer Verletzungen (Kreuzband, Meniskus).

 

  • 0 - Bei Ex-MVP Derrick Rose von den Chicago Bulls wechseln sich Licht und Schatten in dieser Spielzeit allzu oft ab. Beim 87:71 über Milwaukee blieb der Point Guard zum ersten Mal in seiner Karriere ohne erfolgreichen Zweipunkte-Wurf. Er verfehlte zwölf seiner 13 Würfe aus dem Feld, lediglich ein Dreier fand den Weg durch den Ring.
  • 3 - Russell Westbrook kam bei Oklahomas 105:92 über Indiana auf 20 Punkte, elf Rebounds und zehn Assists und markierte als dritter Spieler (Rajon Rondo, Michael Carter-Williams) sein drittes Triple-Double der Saison. Zum dritten Mal in seiner Karriere benötigte er dafür weniger als 30 Minuten.
  • 3:1 - Die Toronto Raptors entschieden durch den 105:80-Auswärtserfolg am Freitag die "Season Series" gegen die Atlanta Hawks mit 3:1 für sich. Die "Drakes" sind damit auch das bislang einzige Team, das den Ost-Leader mehr als einmal bezwingen konnte.
  • 6 - Seit 2014 spielt Drew Gooden für die Washington Wizards. Es ist sein zehntes Team in seiner 13. NBA-Saison. Insgesamt wurde der Big Man sechsmal getradet – Rekord unter den aktiven Spielern! (Ronny Turiaf und Keith Bogans wurden siebenmal getradet, stehen aber derzeit in keinem Kader; Anm.)
  • 10 - Das 83:101 der New York Knicks gegen die Cleveland Cavaliers war bereits das zehnte Saison-Spiel, in dem das Team von Coach Derek Fisher nicht eine Sekunde führte.
  • 14 - Dem Spanier Pau Gasol (Chicago Bulls) gelangen vor dem All-Star-Game erstmals in seiner Karriere 14 aufeinanderfolgende Double-Doubles. Um den Franchise-Rekord von Michael Jordan (15) einzustellen, hätte er zumindest ein weiteres gebraucht, welches ihm beim 91:100 gegen Detroit mit zwölf Punkten und acht Rebounds aber nicht gelang.
  • 18 - Timberwolves-Juwel Andrew Wiggins unterstreicht seine Ambitionen auf die Auszeichnung zum "Rookie of the Year". Der Forward brachte es in dieser Saison (55 Spiele) bereits 18 Mal auf 20 oder mehr Zähler. Und damit öfter als alle anderen NBA-Rookies zusammen.
  • 763 - Am 18. Januar 2013 stand der mittlerweile 34-jährige Jason Richardson letztmals auf einem NBA-Parkett. 763 Tage später, am 20. Februar 2015 feierte der zweimalige Slam-Dunk-Champion (2002, 2003) sein Comeback bei den Philadelphia 76ers. Er zeigte sich "rostig", denn sein erster Wurf nach seiner langen Knieverletzung, ein langer Zweier, war ein Airball.

 

Mit weniger als vier Sekunden Restspielzeit und drei Punkten Rückstand sah sich Boston-Celtics-Guard Avery Bradley konfrontiert, als er im Sonntags-Spiel gegen die Los Angeles Lakers den Ball aus den Händen von Evan Turner bekam. Nach einem kurzen Dribbling setzte er gegen Gegenspieler Jeremy Lin zum Distanzwurf an und verwandelte diesen sehenswert zum Ausgleich. Es waren seine Punkte sechs, sieben und acht in den letzten 27 Sekunden der Begegnung, doch der Buzzer-Beater brachte den Kobolden schlussendlich nichts. Die Lakers siegten 118:111 nach Overtime.

 

Commissioner Adam Silver machte auch in dieser Woche erneut mit einer (zugegeben nicht neuen) Forderung auf sich aufmerksam.

Geht es nach dem 52-Jährigen, soll es schon bald möglich sein in weiten Teilen der USA legal auf Sportergebnisse zu wetten. Anders als hierzulande ist dies im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" zurzeit nur sehr begrenzt - nämlich nur im Bundesstaat Nevada - möglich.

"Ich glaube, dass es an der Zeit ist, das Geschäft mit den Sportwetten aus dem Untergrund und damit an die Oberfläche zu holen, wo es besser kontrolliert werden kann", begründet Silver.

Schätzungen zufolge werden in den USA gegenwärtig bis zu 400 Milliarden Dollar jährlich auf den Ausgang von Sportereignissen gewettet, lediglich eine Millarde davon auf legalem Wege in Las Vegas.

 

Wir tendieren nicht dazu überzureagieren, aber: was war das für ein ereignisreicher, geradezu historischer Trade-Deadline-Day?

Insgesamt gingen 39 Spieler in nicht weniger als zwölf Trades über den imaginären Ladentisch. Insgesamt 17 Teams waren in die  Tauschgeschäfte involviert, was die Anzahl jener Teams, die in dieser Saison bereits auf dem Trade-Market aktiv gewesen sind, auf 22 (aus 30!) in die Höhe schraubte! Auch wenn kein Superstar verschifft wurde, könnte der ein oder andere Handel die NBA-Landschaft (kurzfristig) verändern. Im "Trade-Market Extralarge" analysieren wir deshalb die wichtigsten Deals im Detail. 

Gewinner & Verlierer

Pat Riley hat es wieder einmal allen gezeigt. Der "Godfather", wie der Erfolgs-GM der Miami Heat gerne genannt wird, lotste Point Guard Goran Dragic nach Florida. Zwar wird der Slowene im Sommer Free Agent und war in Phoenix (auch aufgrund des Überangebots an Aufbauspielern) nicht mehr glücklich. Aber: Einen amtierenden Most-Improved-Player und All-NBA-Team-Akteur für sehr wenig Gegenwert (Danny Granger Justin Hamilton, Norris Cole, Shawne Williams, Erstrunden-Picks 2017, 2021) zu holen, gelingt nicht alle Tage. Dragic ist für die schlechteste Point-Guard-Rotation der Association jedenfalls ein Top-Upgrade, das auch mit Sicherheit im Sommer verlängern wird. 

Die Suns hingegen trennten sich nicht nur von Goran Dragic, sondern misteten ihr "Point-Guard-Sammelbecken" noch weiter aus. Auch Isaiah Thomas, der erst im Sommer nach Arizona gekommen war, wurde abgegeben – an die Celtics. Warum sich ausgerechnet Boston des kleinen Aufbaus annahm, ist nicht unbedingt klar, da das Team eigentlich Draft-Pick Marcus Smart forcieren wollte. Thomas scheint auch bei seinem dritten NBA-Team "nur" ein Trade-Chip zu sein.

Doch zurück zu den Suns, den womöglich großen Verlierern der Trade-Deadline. Neben Dragic und Thomas verließen auch Miles Plumlee und Tyler Ennis die Franchise. Sie wurden im Austausch für Point Guard Brandon Knight an Milwaukee abgegeben. Knight könnte jedoch die Suns im Sommer verlassen, dann stünden die Suns plötzlich ohne Aufbau (außer Eric Bledsoe) da, wer hätte das vor wenigen Tagen gedacht?

Ein weiterer Verlierer sind die Minnesota Timberwolves. Was hat Trainer und Manager Flip Saunders geritten, für die Rückholaktion von Oldie Kevin Garnett aus Brooklyn einen derart hohen Preis (Thaddeus Young) zu bezahlen? Dabei hätte man den Pivoten, der zwischen 1995 und 2007 zur Timberwolves-Legende und 2004 zum Liga-MVP wurde, auch billiger haben können. Nämlich dann, wenn dieser sich mit seinem Ex-Klub auf einen Buyout geeinigt hätte oder im Sommer als Free Agent unterschrieben hätte.

Untätigkeit und Steal

Neben den 39 Transaktionen ging die (teilweise) Untätigkeit einiger Teams fast ein wenig unter. So ist es durchaus überraschend, dass die Brooklyn Nets keinen weiteren Deal einfädeln konnten und nun bis auf weiteres auf Deron Williams, Brook Lopez, Joe Johnson und deren Millionen-Verträgen sitzen bleiben.

Auch der Stadtrivale, die New York Knicks, war weniger aktiv als erwartet. Dabei hoffte Präsident Phil Jackson (zu Recht), Point Guard Jose Calderon gewinnbringend loswerden und (zu Unrecht) das Monstergehalt von Andrea Bargnani gegen Gegenwert tauschen zu können.

Der Steal des Abends könnte den Houston Rockets gelungen sein, die sich Sixers-Lichtblick K.J. McDaniels, einen 22-jährigen Small Forward mit Potenzial zum elitären Verteidiger, quasi zum Nulltarif (Isaiah Canaan und einen Second-Round-Pick) sicherten. Zu den Gewinnern zählt auch Oklahoma City. Die Thunder gaben "Unruheherd" Reggie Jackson an Detroit ab und erhielten in Kyle Singler, DJ Augustin und Enes Kanter Shooting, einen formidablen Backup-Point-Guard und eine (offensive) Lowpost-Waffe.

Wem das alles zu viel war, für den hat die US-Plattform "Grantland" den hektischen Trade-Deadline-Day in einem einzigen Satz zusammengefasst:

"The Suns Regroup, the Heat Reload, and the Sixers Re-Tank!"


Sind die Cavs, entgegen der Prognose von LeBron James ("Wir sind noch nicht bereit!") vor der Saison, schon 2015 ein Meisterschaftsfavorit?

Contra (Hubert Schmidt): Die Cleveland Cavaliers mausern sich zu dem Team, das den vor der Saison gestellten Erwartungen entspricht. Coach David Blatt hat die Skeptiker zumindest vorerst verstummen lassen und seine international gesammelten Meriten nach einem langsamen Start auch in NBA-Siege ummünzen können. Der Kader wurde den Bedürfnissen angepasst: Timofey Mozgov und Kendrick Perkins sind durchaus akzeptabler Ersatz für den verletzten Anderson Varejao und machen die Inside-Rotation neben Kevin Love und Tristan Thompson kompakt. Defense-Ass Iman Shumpert hilft mehr als Unruheherd Dion Waiters, und J.R. Smith fügt sich überraschend problemlos ein. Dennoch bleiben einige Fragezeichen: Kann sich Kevin Love mit seiner "Nr.-3-Rolle" hinter LeBron James und Kyrie Irving über einen längeren Zeitraum arrangieren? Ist die offensiv stärkste Line-up defensiv gut genug, um die Powerhouses des Westens in Zaum zu halten? Reicht die bescheidene Playoff-Erfahrung der Schlüsselspieler, mit Ausnahme von James? Macht es bei den Bulls nicht langsam Klick (ohne Rose unwahrscheinlicher als zuvor), ist Cleveland gemeinsam mit den Atlanta Hawks im Osten zu favorisieren. Aber fällig für den Titel? In einem Finals-Matchup gegen die toughen, "schlachterprobten" Teams des Westens? Meiner Meinung nach nein! Noch nicht. Kyrie Irving, Kevin Love und Co. müssen noch durch die eine oder andere Playoff-Serie gehen, um bereit für den großen Wurf zu sein. Zudem besteht Bedarf an einem erfahrenen Backup-Point-Guard, der zumindest 15 Minuten lang Routine bringen kann.

Pro (Kevin Bell): Anders als meine Kollegen Hubert Schmidt und Manuel Preusser sah ich die Cleveland vor der Saison nicht an der Spitze des Ostens und räumte ihnen auch keine Chance auf den Titel ein. Im Sport kommt es aber oftmals anders, als man denkt. Und du sprichst es an, Hubert, maßgeblichen Anteil daran hatten die klugen Verstärkungen. Wichtiger als jeder Neuzugang ist jedoch, dass das Kollektiv endlich zu funktionieren scheint. Cleveland ist die beste Mannschaft der jüngsten sechs Wochen (17:2). Die Defense (98,8 Gegenpunkte pro Spiel) bewegt sich im Liga-Mittelmaß, die Offense (102,6 Punkte pro Spiel) im Spitzenfeld. "King James" ist seiner Topform extrem nahe und die Cavaliers praktizieren mehr und mehr "LeBron Ball". Der Superstar zieht in die Zone, vier Mann stehen draußen und "warten" auf den Pass, keep it simple and stupid. Das bringt nicht nur die Stärken von LeBron, sondern auch die von Kevin Love zur Geltung. Der Forward trifft im Februar bislang ein Season-High von rund 46 Prozent aus dem Feld (44% Dreier). Ähnliches gilt für Point Guard Kyrie Irving (49.8% aus dem Feld, 48.2% Dreier). Ich verstehe die Gegenargumente, aber der Weg stimmt, alle scheinen verstanden zu haben, was ihre jeweiligen Rollen sind und: ein (halbwegs) funktionierendes Kollektiv um LeBron James ist immer ein Titelfavorit! Auch wenn die Cavs mit den besten West-Teams nicht mithalten können, müssen es am Ende "nur" vier Siege gegen die vermeintlich übermächtige Konkurrenz sein.

 

"Michael? Er war eigentlich nur Durchschnitt was Größe, Stärke, Geschwindigkeit und Sprungkraft betrifft!" - Ex-NBA-Coach Bill Walton (Blazers, Clippers, Celtics) im Rahmen einer ESPN-College-Übertragung über Michael Jordan.

Ob er es wirklich ernst meinte, ist nicht ganz klar. "His Airness" wird es aber so oder so verkraften, er feierte in der Vorwoche seinen 52. Geburtstag. Happy Birthday im Nachhinein!

 

Kevin Bell

Bell
Schmidt
  1. Memphis Grizzlies
  1. Memphis Grizzlies
  1. Golden State Warriors
  1. Golden State Warriors
  1. Atlanta Hawks
  1. Atlanta Hawks
  1. Cleveland Cavaliers
  1. Cleveland Cavaliers
  1. Dallas Mavericks
  1. Oklahoma City Thunder