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"EuroChallenge mindestens gleich viel wert wie ABL"

Ende Mai verblüfften die magnofit Güssing Knights ganz Basketball-Österreich und holten sensationell den Titel in der Admiral Basketball Bundesliga.

Knapp fünf Monate später geht das Märchen in der Kleinstadt mit dem Beginn des Europacups weiter.

In der Gruppe F der EuroChallenge treffen die Südburgenländer auf Atomerömü SE Paks (HUN), Trabzonspor Medical Park (TUR) und U-Banca Transilvania Cluj-Napoca (ROM).

Der Aufwurf erfolgt am Mittwoch (19 Uhr) im AktivPark mit einem Heimspiel gegen die Rumänen.

Point Guard Thomas Klepeisz führt die ABL mit 7,8 Assists pro Partie an, verpasste aber drei Spiele wegen eines Kapseleinrisses im Sprunggelenk.

Der 23-jährige Nationalspieler spricht bei LAOLA1 über das neue Team, gesteigerte Erwartungen, den durchwachsenen Start und den Stellenwert der EuroChallenge.

LAOLA1: Wie geht es dir nach deiner Verletzung?

Thomas Klepeisz: Bei hundert Prozent bin ich noch nicht, aber es wird mit jedem Training besser. Das Sprunggelenk ist schon recht stabil. Nach Belastungen habe ich noch Schmerzen, aber es hemmt mich nicht wirklich.

LAOLA1: In der Meisterschaft ist es bislang durchwachsen gelaufen. Bist du überrascht, dass ihr nach einem Viertel des Grunddurchgangs auf Rang sechs liegt?

Klepeisz: Über die Tabellensituation mache ich mir derzeit keine Gedanken, ich hätte ehrlich gesagt nicht einmal gewusst, dass wir Sechster sind. Es ist alles sehr eng beieinander und wir spielen gegen jedes Team noch dreimal. Ich habe mich nach dem Spiel gegen Oberwart zwar geärgert, dass wir so schwach aufgetreten sind und verloren haben, aber in den letzten Tagen habe ich mich fast nicht mit der ABL beschäftigt, sondern fast ausschließlich mit dem Beginn der EuroChallenge.

LAOLA1: Worin siehst du die Ursachen eurer 5:4-Bilanz?

Klepeisz: Es war nicht einfach für uns - die Vorbereitungsphase war extrem kurz, da wir drei österreichische und zwei bulgarische Nationalspieler haben, die sehr spät zum Team gestoßen sind. Vier neue Spieler zu integrieren, ist da nicht so einfach. Das soll aber keine Ausrede sein, denn andere Mannschaften hatten auch Probleme. Es ist noch nicht so gelaufen, wie wir es uns vorgestellt hatten. Wir brauchen noch ein bisschen, aber ich habe noch keinen Stress. Wir haben ein starkes Team, das sich gut versteht, aber noch Zeit braucht.

LAOLA1: Seid ihr nach dem Meistertitel anders in die Saison gegangen als in den letzten Jahren?

Klepeisz: Ja sicher, man geht mit ganz anderen Erwartungen an die Sache heran. Man weiß, dass man jetzt immer der Gejagte ist. Auch wenn wir in der letzten Saison gute Ergebnisse erzielt und lange Platz eins oder zwei belegt haben, waren wir doch über die gesamte Saison hinweg der Außenseiter. Keiner hat ernsthaft damit gerechnet, dass wir Meister werden können. Heuer gingen wir mit einer anderen Rolle in die Saison.

Klepeisz hat hohe Erwartungen an sich und sein Team

LAOLA1: Macht ihr euch dadurch auch mehr Druck?

Klepeisz: Ich denke schon, dass wir alle mehr Druck haben als in der letzten Saison. Wir erwarten selber mehr von uns und die Fans ebenso.

LAOLA1: Ihr habt heuer erstmals zehn "vollwertige" Spieler zur Verfügung. Wie nimmt man das als Spieler wahr?

Klepeisz: Es ist super! Im Training haben wir davon leider noch nicht viel gemerkt, weil immer wieder jemand verletzt war. Im letzten Jahr sind wir davon ja verschont geblieben, deswegen hatten wir im Training bislang dieselbe Spieleranzahl wie in der letzten Saison. Ich hoffe, dass es sich ab jetzt auswirkt. Vor allem mit der zusätzlichen Belastung durch die EuroChallenge ist es wichtig, einen breiten Kader zu haben, um in der Meisterschaft nicht abzufallen.

LAOLA1: Ist die erste Europacup-Teilnahme etwas Großes für den Verein?

Klepeisz: Auf jeden Fall! Es verlangt dem Verein organisatorisch sehr viel ab. Man merkt, wie die Zahnräder im Hintergrund rattern. Man muss den freiwilligen Helfern und Funktionären, die viel von ihrer Freizeit hineinstecken, großes Lob aussprechen. Als Spieler finde ich es großartig, dass wir einmal in Güssing die Chance haben, international zu spielen. Diese Chance wollen wir nützen, obwohl es klar ist, dass wir uns in einer deutlichen Außenseiterrolle befinden.

LAOLA1: Welchen sportlichen Stellenwert hat der Europacup für die Mannschaft? Ist er ein Bonus zur Meisterschaft oder mehr?

Klepeisz: Zurzeit ist die EuroChallenge für mich wichtiger, weil ich weiß, dass wir uns jetzt noch nicht in der kritischen Phase der Meisterschaft befinden. In der EuroChallenge ist schon das erste Spiel ein sehr, sehr wichtiges. Insgesamt ist die EuroChallenge mir persönlich mindestens gleich viel wert wie die ABL-Meisterschaft - und ich denke, das geht auch dem Rest der Mannschaft und dem Coach so.

LAOLA1: Freust du dich auf einen Gegner oder Gegenspieler in der Gruppenphase speziell?

Klepeisz: Vom Etat her ist Trabzonspor wahrscheinlich die größte Herausforderung. Ich freue mich aber auf jedes einzelne Spiel, weil es wirklich cool ist, einmal mit Güssing in den internationalen Vergleich zu gehen.

LAOLA1: Was erwartest du gegen den ersten Gegner Cluj?

Klepeisz: Cluj hat eine starke Mannschaft mit guten Legionären und rumänischen Nationalspielern. In erster Linie wird es aber darauf ankommen, dass wir selbst unser Tief überwinden und zu unserer Form finden.

LAOLA1: Mit dem Nationalteam hast du ja im Gegensatz zum Klub schon viele internationale Spiele bestritten. Was hast du von den starken Leistungen im Sommer mitgenommen?

Klepeisz: Es ist ziemlich bitter, dass es wieder nicht gereicht hat. Deutschland hätten wir auf jeden Fall schlagen können, vor allem zu Hause, wo wir sie lange dominiert haben. Mit meiner persönlichen Leistung war ich auch nicht zufrieden. Der Game-Winner gegen Polen hat den Sommer für mich ein bisschen gerettet, aber ansonsten war ich mit mir nicht zufrieden. Ich erwarte im Nationalteam einfach mehr von mir und habe da noch viel Potenzial nach oben.


Das Gespräch führte Hubert Schmidt