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Loeb in Deutschland geschlagen - Mini ganz groß

Loeb in Deutschland geschlagen - Mini ganz groß

Vonwegen alle Neune!

Ein Reifenschaden auf der berüchtigten Panzerplatte, der 14. von 19 Sonderprüfungen, verhindert Sebastien Loebs neunten Sieg bei der Deutschland-Rallye in Serie.

Die Citroën-Stallorder sah einen Sieg des Weltmeisters vor, doch dann "erbte" Teamkollege Sebastien Ogier den Erfolg. Loeb musste sich mit einem Rückstand von 39,8 Sekunden mit Platz zwei begnügen und der 28-jährige Ogier darf beim seinem 42-WM-Start seinen sechsten Sieg bejubeln, den ersten WM-Triumph auf Asphalt.

Loeb: "Jede Serie geht einmal zu Ende!"

"Ich habe schon vor der Rallye gesagt, dass jede Serie irgendwann ein Ende hat", erklärt Loeb im Ziel. "Es kann nicht in jedem Jahr perfekt laufen. Wir sind eine gute Rallye gefahren, haben am Samstag einfach Pech gehabt. Dagegen konnte ich nichts machen."

Ogier zeigt sich im Ziel überglücklich: "Das ist eine Rallye bei der mein Teamkollege extrem stark ist. Hier den Sieg zu holen, macht das Wochenende perfekt." Und der Youngster gibt sich kämpferisch: "Für mich geht es weiterhin um die Meisterschaft. Rechnerisch ist noch alles drinnen, also werde ich weiter kämpfen."

In der Power-Stage kann sich Loeb revanchieren, nimmt Ogier zwei Sekunden ab und sichert sich so noch drei Zusatzpunkte für die WM-Wertung. Dort liegt Loeb nach neun von 13 WM-Läufen mit 192 Punkten vor Ogier (167 Punkte) und Hirvonen (156 Zähler) voran.

Mini feiert

Wie einen Sieg feierte das Mini-WRC-Team den dritten Platz des Spaniers Dani Sordo, der mit 1:55 Minuten Rückstand auf das Citroën-Duo über die Ziellinie fuhr. "Ich bin sehr glücklich. Wir haben ein tolles Auto und ein tolles Team. Das Podium ist für Prodrive und Mini extrem wichtig", erklärte der Spanier.

Kleiner Wehrmutstropfen: Teamkollege Kris Meeke kämpfte lange Zeit mit Petter Solberg um Platz fünf, musste aber zwei Prüfungen vor dem Ziel sein Auto mit nachlassender Motorleistung abstellen.

Der Plan von Prodrive-Boss David Richards ging dennoch auf.

In Deutschland sollte sein Team zum ersten Mal das volle Potenzial des Mini WRC zeigen, auch um Konzernmutter BMW vom Erfolg des Projekts zu überzeugen.

"Wir wollten die Fahrer ein wenig von der Leine lassen. Es war Zeit zu zeigen, was im Auto steckt", meinte Richards. "Auch wenn wir noch nicht ganz vorne sind, so sind wir nicht weit weg. Auf das, was wir beim dritten Start und unserer ersten Asphalt-Rallye zeigten, kann das gesamte Team stolz sein."

Die erstarkten Minis machten das Ford-Disaster in Deutschland komplett.

Jari-Matti Latvala beendete die Rallye nach einer ganzen Reihe von Reifenschäden und einem Motorenproblem jenseits der Punkteränge, Mikko Hirvonen konnte nicht in den Kampf um das Podium eingreifen und musste sich mit Platz vier begnügen.

Falsche Reifenwahl bei Ford-Desaster

Ausgangspunkt für die herbe Niederlage war die falsche Reifenwahl auf der zweiten Prüfung, als die Ford-Piloten im plötzlich einsetzenden Regen sprichwörtlich baden gingen. "Es war ein schweres Wochenende, aber ich glaube wir haben teilweise einen guten Speed zeigen können. Wenn wir hart weiterarbeiten und das Auto weiterentwickeln, dann werden wir vielleicht eine Chance auf einen Asphalt-Sieg bekommen", übte sich Hirvonen in Zweckoptimismus.

Während das Ford-Team trauert, ist die Stallorder bei Citroën eines der beherrschenden Themen der Rallye rund um Trier.

"Am Freitagabend haben wir uns für eine Stallorder entschieden. Es gibt noch vier WM-Rallyes und wir führen in der Herstellerwertung. Wir müssen die Interessen von Citroën vertreten", erklärte Sportchef Olivier Quesnel am Ende der zweiten Etappe.

Alles sprach für Loeb

Der Citroen-Boss weiter: "Seb (Ogier) hatte eine faire Chance. Ich habe zuerst mit ihm gesprochen und gefragt, ob er das Gefühl hätte, dass er die Rallye gewinnen könnte. Er sagte, dass es sehr schwierig sein würde, da Loeb auf den Prüfungen am Samstag im Saarland und auf der Panzerplatte viel mehr Erfahrung hat. Also war es in diesem Fall logisch. Außerdem mussten wir die Panzerplatte zwei Mal fahren, was für die Autos sehr anspruchsvoll ist."

Lange Zeit führte Sebastien Loeb die Rallye mit knappem Vorsprung an, dann fing er sich auf der letzten Prüfung am Samstag einen Reifenschaden ein und fiel hinter Ogier zurück.

Als dieser von seiner Führung erfuhr, brach aus dem jüngeren Seb die ganze Frustration heraus: "Ich bin nicht zufrieden, wenn mein Teamkollege ein Problem hat, aber ich bin froh zu sehen, dass es im Sport Gerechtigkeit gibt."

Ogier erntet wenig Verständnis von Citroën

Die Chefetage von Citroën zeigt wenig Verständnis für diese Aussage: "Er ist noch jung und das kann passieren. Er hat noch nicht viel Erfahrung. Er muss noch lernen und ich hoffe, dass er versteht, dass das was er gemacht hat nicht so klug war. Aber ich glaube, dass er es verstehen wird. Keiner ist ihm böse, denn er ist noch jung und so etwas kann passieren.

Sebastien Loeb sieht die ganze Sache pragmatischer.

"Die Entscheidung liegt nicht bei mir, aber in manchen Situationen ist es normal, dass eine Team eine solche Entscheidung trifft. Wir hatten beide fast zwei Minuten Vorsprung und Citröen wollte den Doppelsieg sicher stellen. So war es schon immer, also ist das normal", sagte der Weltmeister.

Kimi Räikkönen mit bestem Saison-Ergebnis

Kimi Räikkönen konnte in Deutschland mit Platz sechs sein bislang bestes Saisonergebnis einfahren. 2010 konnte er noch die Bestzeit auf dem abschließenden Rundkurs "Circus Maximus" setzen, diesmal bremste ihn ein Reifenschaden ein.

"Im vergangenen Jahr waren die Bordsteinkanten kein Problem, jetzt geht der Reifen kaputt", ärgerte sich der Finne und zeigte sich selbstkritisch. "Ich musste erkennen, dass ich noch einmal hierher kommen muss. Ich habe zu viele Fehler gemacht und bin einfach nicht gut gefahren."

Hinter Räikkönen kommen Henning Solberg mit der österreichischen Beifahrerin Ilka Minor und Armindo Araújo auf den Plätzen sieben und acht ins Ziel.

Während Peter van Merksteijn jr. als Neunter endlich seine ersten WM-Punkte feiern konnte, betrieb Landsmann Dennis Kuipers mit Rang zehn Schadensbegrenzung. Der Ford-Privatier war lange Zeit in den Kampf um Platz sechs involviert, ehe auch ihn ein Reifenschaden zurückwarf.