news

"Mir tut gar nichts leid. Ich würde es wieder machen"

Mit Rupert Hollaus, Bert Schneider, Eduard Stöllinger, Gerd Kafka, Klaus Klaffenböck/Christian Parzer und August Auinger hat Österreich einige Sieger in der Motorrad-WM hervorgebracht, Hollaus (1954) und Klaffenböck/Parzer (2001) waren sogar Weltmeister.

Auinger, bisher letzter heimischer GP-Sieger, wird Sonntag 60 Jahre alt. Er hat fünf WM-Läufe der 125er-Klasse gewonnen und war 1985 WM-Dritter.

Seinen runden Geburtstag begeht Auinger am Sonntag in Jerez in Spanien, also mitten im Pulverdampf der aktuellen Motorrad-Weltmeisterschaft.

Denn der mittlerweile in der Steiermark lebende Oberösterreicher betreut neben dem Formel-Fuhrpark auf dem Red Bull Ring auch den Rookies-Cup, eine Nachwuchsklasse, die im Rahmen der MotoGP auftritt.

Das wird noch einige Zeit so bleiben, denn mit Pension hat der sechsfache Staatsmeister und mehrfache Motorsportler des Jahres auch 25 Jahre nach dem Karriereende nichts am Hut.

Bergrennen am Anfang der Karriere

Bergrennen am Anfang der Karriere
Gustl Auinger betreut den Rookie Cup, im Rahmen der MotoGP

Begonnen hat die Laufbahn des am 3. Mai 1955 geborenen und gelernten Maschinenschlossers genau genommen 1974 mit Platz drei im lokalen Bergrennen in Bad Mühllacken.

"Ich habe als Kind nichts gut gekonnt außer Motorradfahren und habe alle beneidet, die irgendwo einen Pokal gewonnen haben.

Dann habe ich gleich bei meinem ersten Rennen selbst einen gewonnen und sofort gewusst, das ist es", erklärte Auinger die Initialzündung für sein folgendes Vollgas-Leben auf zwei Rädern.

Dieses fand statt in einer Zeit, als für eine Motorsport-Karriere Wille und Hartnäckigkeit vielfach noch wichtiger waren als Geld. Auinger tat dies ab 1978 und imponierte gleich in seinem ersten Grand Prix als Vierter.

Aber erst als auch noch Ex-Rennfahrer Harald Bartol als Tuner dazustieß, stellten sich beim mit 1,83 Meter für die Achtelliter-Renner eigentlich viel zu großen "Lulatsch" die großen Erfolge ein.

Finanziell harte Zeiten

Finanziell harte Zeiten
Auinger hofft durch Red Bull auf mehr österreichischen Nachwuchs

Die beiden letzten WM-Jahre, die Auinger wegen seiner Körpergröße in der Viertelliter-Klasse bestritt, hatten enorm viel Geld gekostet.

"Für einen Grand-Prix-Sieg gab es 30.000 Schilling. Investiert habe ich pro Jahr aber eine Million", rechnete Auinger vor.

"Ich war deshalb nach meiner Laufbahn im Niemandsland. Zehn Jahre habe ich gebraucht, um den enormen Schuldenstand abzuarbeiten." Auinger tat dies als Instruktor beim ÖAMTC. "Das hat mein Leben gerettet."

Heute lebt Auinger in Fohnsdorf, ohne eigenes Motorrad, nahe der wiederbelebten Rennstrecke in Spielberg und hat ein erfülltes Leben.

Erster GP-Sieg 1985

Der erste GP-Sieg gelang 1985 in Deutschland, der fünfte und letzte 1986 auf einer Bartol-Maschine in Misano. Zehn seiner 16 Jahre im Motorsport verbrachte Auinger als Profi und erreichte insgesamt 18 Podestplätze in der WM.

Der San-Marino-GP in Misano zählt für den Regenspezialisten Auinger zusammen mit Bad Mühllacken zu seinen zwei wichtigsten Rennen.

"Dunlop hat mich gebeten, endlich auch auf trockener Piste zu siegen, damit man nicht glaubt, die haben nur gute Reifen im Nassen. Und das in Italien", erinnerte sich Auinger lachend. "Dann habe ich erstmals in meiner Karriere auch noch den Start vermasselt, war nach der ersten Runde 13."

Als nichts mehr zu holen schien, fuhr der Österreicher aber doch noch zum Sieg. "Als der Druck weg war, lief es plötzlich wie von alleine. Seitdem weiß ich, was der Kopf bewirkt. Und dass fast alles geht, wenn du es wirklich willst."

Dies und anderes versucht Auinger heute jungen Nachwuchsfahrern beizubringen. Doch davor stand noch eine Prüfung. Denn ehe Auinger - wie sein ebenso in den 1980er-Jahren höchst erfolgreiches Motocross-Pendant Heinz Kinigadner - bei der Red-Bull-Familie andockte, musste er eine harte Zeit durchstehen.

"Ich würde es wieder machen"

"Mir tut gar nichts leid und ich würde es wieder machen. Nur halt nicht auch gleich jeden Fehler wiederholen", meinte er lachend vor seinem gemieteten Holzhaus in Sankt Stefan ob Leoben.

"Ich lebe heute noch von meinem Namen im Rennsport und habe einen Weitwinkel-Blick auf das Leben. Das erste Rennen hat mir einen Pokal gebracht, das letzte hat mich gescheiter fürs Leben gemacht."

Dass die MotoGP 2016 dank Red Bull ebenfalls an die Rennstrecke im steirischen Aichfeld zurückkehrt, macht Auinger eine "narrische" Freude.

"Die Fans werden gerne kommen. Denn der Motorradsport ist doch freier und zugänglicher als die heilige Formel 1", ist er überzeugt. Er hoffe, dass dies auch der heimischen Motorrad-Szene einen Ruck gebe.

Aufwind für die heimische Szene

Denn wie auf vier ist auch auf zwei Rädern talentierter heimischer Nachwuchs rar. Auch Sohn Bernhard hat die aktive Laufbahn als Autorennfahrer mehr oder weniger beendet und ist ebenfalls am Ring tätig.

Laut Auinger hakt es hauptsächlich deshalb, weil eine nationale Plattform fehlt und man extrem auf Gönner und Sponsoren angewiesen sei. "Außerdem redet man bei uns gerne über Probleme, aber nicht über Lösungen."

Seit "Gustls" Erfolgen hat es daher nicht mehr annähernd so erfolgreiche Österreicher in der Motorrad-WM gegeben. Umso mehr hofft Auinger, dass sich durch die Initiativen von Red Bull und die moderne Rennstrecke "etwas in Bewegung setzt".

Als "Unternehmer" hat Auinger, dessen Karriere im Buch mit dem bezeichnenden Titel "Vollgas" (Edition Reitwagen) verewigt wurde, auch mit 60 keine Pensionspläne.

"Ich arbeite nach wie vor gerne Nächte durch. Es ist das Schönste, das zu machen, was man gerne tut. Solange ich und die 'Buam' das wollen, sehe ich also keinen Grund, das Werkzeug zurück ins Kastl zu legen."

Mit dem Geburtstag selbst hat Auinger kein großes Problem. "Man kann die Zeit eben nicht aufhalten." So kokett ist der Jubilar aber doch, um am Ende zu scherzen: "Jeder, der meinen Geburtstag vergisst, bekommt ein Geschenk."