Die 24 Stunden von Le Mans waren an der Spitze der LMP1 eine Triumphfahrt für Porsche.
Doch in der Klasse der Privatteams feierte mit Dominik Kraihamer ein Österreicher den wohl größten Erfolg seiner Karriere. Er lenkte den Rebellion Nummer 13 zusammen mit dem Schweizer Alexandre Imperatori und dem Deutschen Daniel Abt auf Endrang 18, was den Sieg in der LMP1-L bedeutete.
Nach einer dreimonatigen Sommerpause wird nun wieder in die WEC-Lenkräder gegriffen. Beim Debüt am Nürburgring soll der Erfolg bestätigt werden.
Im Interview stehen mit Kraihamer und Abt zwei Drittel des Trios Rede und Antwort: Mit welchen Erwartungen man nach Deutschland reist und was mit den Le-Mans-Pokalen passiert ist.
Frage: Die Sommerpause in der FIA WEC ist vorbei. Es steht die Premiere am Nürburgring auf dem Programm. Wie groß ist die Vorfreude?
Kraihamer: Nach einer so langen und heißen Sommerpause ist sie natürlich riesig. Ich hatte während des Sommers, bis auf die zwei Wochen rund um meine Leistenoperation, gut Zeit, meine Energiereserven mittels viel Training wieder aufzustocken. Jetzt ist es genug, es wird Zeit, dass ich wieder in das Rennauto steige. Noch mehr freut es mich, dass wir erstmals mit der Langstrecken-WM in Deutschland gastieren. Ich bin schon gespannt, welche Massen an Motorsport-Begeisterten dort aufkreuzen werden.
Abt: Der Nürburgring ist eine super Rennstrecke, und nun mit einem LMP1-Auto dort an den Start zu gehen, wird sicher eine tolle Erfahrung. Das Feeling und die Fans vor Ort sind immer ganz speziell, und daher bin ich mir sicher, dass es eine gelungene Veranstaltung wird.
Frage: Der Nürburgring ist heuer neu im WEC-Kalender. Wie gut kennt ihr die legendäre Nordschleife?
Kraihamer: Ich kenne den Ring ein wenig von einem Rennen im Jahr 2010. Damals befand ich mich in den Anfängen meiner Karriere, ging mit Boutsen Energy Racing in der damaligen "Formula Le Mans"-Kategorie an den Start. Obwohl meine Erinnerungen schon etwas eingerostet sind, habe ich die Strecke noch in sehr positiver Erinnerung.
Abt: Die Nordschleife und der Grand-Prix-Kurs sind zwei komplett unterschiedliche Strecken. Auf der Nordschleife selbst bin ich noch nie Rennen gefahren - dort habe ich nur Erfahrung mit dem Straßenauto. Auf der Grand-Prix-Strecke bin ich schon einige Rennen in ADAC Formel Masters, Formel 3 und GP2 gefahren, daher weiß ich sehr gut, was auf mich zukommt. Trotzdem ist es jetzt schon zwei Jahre her, dass ich das letzte Mal dort Rennen gefahren bin. Umso mehr freue ich mich, jetzt wieder dort an den Start zu gehen.
Frage: Ihr habt bei den 24 Stunden von Le Mans mit eurem Team den Wertungssieg in der LMP1-L Klasse gewonnen. Wo habt ihr eure Pokale aufgestellt?
Kraihamer: (lacht) Meinen Pokal wollte ich eigentlich nach Wien mitnehmen. Aber nachdem ich kurzfristig in eine WG gezogen bin, in der ich nur bis Dezember bleiben werde und daher keine Pokale aufstelle, habe ich die Trophäe in die Hände meiner Schwestern gelegt und gesagt: "Macht damit, was ihr wollt". Und sie haben ihn auf einem großen Musik-Flügel im Wohnzimmer platziert. Sobald ich im Jänner mit meiner Freundin zusammengezogen bin, bekommt er natürlich einen beleuchteten Ehrenplatz.
Abt: Der hat einen besonderen Platz in einem neu eingerichteten Raum bekommen, in dem ich mir einen eigenen Rennsimulator aufgebaut habe.
Frage: Wie lange hat es gedauert, bist realisiert wurde, was ihr mit diesem Erfolg geschafft habt?
Kraihamer: (lacht) Ich möchte hier kein Spielverderber sein, aber es hat gar nicht lange gedauert. Ich habe mich im Rennen zu 100 Prozent auf mich selbst konzentriert, darauf geachtet, dass ich fehlerfrei bleibe und dabei die bestmögliche Leistung zeige. Es ist schön, das Rennen in der LMP1-L-Kategorie gewonnen zu haben, aber mir war primär wichtig, eine tolle Pace zu gehen. Darum wusste ich sofort nach dem Rennen, wieviel mir das wert ist.
Abt: Bei mir hat es schon ein bisschen gedauert. Am Anfang konnte ich den Erfolg gar nicht richtig einordnen. Aber nach den vielen Glückwünschen, Nachrichten und Emotionen von den Menschen um mich herum, habe ich sehr schnell gemerkt dass, uns da wirklich etwas tolles gelungen ist.
Frage: Jetzt heißt es, die Leistung am Nürburgring zu bestätigen. Mit welchen Zielen geht ihr ins Rennen?
Kraihamer: Mein Ziel ist dasselbe wie vor Le Mans: Mich ausschließlich, und das ist keinesfalls egoistisch gemeint, auf mich selber zu konzentrieren und so schnell wie möglich ans Limit zu kommen. Um Welten einfacher gesagt als getan, so viel kann ich verraten.
Abt: Ich will auf jeden Fall an den Erfolg von Le Mans anknüpfen und gemeinsam mit meinen Teamkollegen den Klassensieg einfahren. Wichtig ist, dass wir uns weiter als Team vorantreiben und uns stetig verbessern. Dann sehe ich keinen Grund, warum uns das nicht gelingen sollte.