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Flashback: Was es ist

Flashback: Was es ist
Es ist Absicht
sagt der Hamilton.
Es ist ein Rennunfall
sagt der Rosberg.

Es ist unglaublich
sagt der Wolff.
Es ist eine tolle Show
denkt sich der Ecclestone.

Es ist unterhaltsam
sagen die einen.
Es ist kindisch
sagen die anderen.

Es ist was es ist
sagt der Flashback.

Und es ist verdammt spannend.

  • HOT AND NOT

Daniel Ricciardo

Wie strahlend kann ein Sieger überhaupt sein? Der Australier hat mit seinem sensationellen dritten Triumph in dieser Saison gleich an mehreren Fronten gewonnen. Erstens hat er den großen Krach bei Mercedes perfekt ausgenutzt und damit Red Bull Racing nach einem ernüchternden Saisonstart einmal mehr glänzen lassen. Zweitens hat er als Newcomer Sebastian Vettel zum neunten (!) Mal im zwölften Rennen besiegt und 58 Punkte Vorsprung auf den vierfachen Weltmeister. Und drittens macht er dem überlegenen Silber-Duo langsam Feuer unterm Hintern. Was bei Mercedes jetzt passiert, kann noch keiner sagen. Aber Ricciardo scheint für alles bereit. Oder wie formulierte er es selbst auf Facebook? "Freak yeah. Get yo freak on."

Sebastian Vettel

Sie gehen auf und sie gehen unter, die Sterne am Formel-1-Firmament. Nach vier Titeln setzt Vettel 2014 den Sinkflug nach der Sommerpause fort. Probleme am Auto verhinderten einen Einsatz im zweiten Training und es folgte ein Motorentausch. Hoffnung keimte am Samstag auf, als der Heppenheimer sich plötzlich auf Startplatz drei wiederfand. Im Rennen war aber alles wie gehabt. Kein Speed, keine Chance - ganz im Gegensatz zum Teamkollegen. Komisch. "Man schickt mich an die Front und es wird scharf geschossen. Da komme ich mir vor wie mit einem Holzknüppel", war Vettel nach dem Rennen um einen flotten Spruch nicht verlegen. Sein Auftreten in den Interviews sagte aber einiges. Er hat sich bockig der Situation ergeben, schießt noch ein paar Giftpfeile auf das eigene Team und hat die Saison abgehakt. In der WM wurde er am Sonntag von Valtteri Bottas überholt und ist Sechster.

  • NEWCOMER-CHECK

Wir haben einen Neuzugang im Newcomer-Check - wer hätte das gedacht? Caterham und dem lieben Geld sei gedankt, dass wir hier nun auch Andre Lotterer besprechen dürfen. Marussia wäre ja gerne nachgezogen, aber Max Chilton hat im Handschuhfach noch ein Bündel Scheine gefunden. Zum Glück! - Keine Angst, Kevin Magnussen wird nicht vergessen, ist diesmal aber im Teamcheck darunter das Thema.

Also der Reihe nach:

Mit 32 Jahren durfte Andre Lotterer doch noch sein Debüt in der Königsklasse feiern (seine Geschichte), dieses war jedoch ein kurzes Vergnügen. Bereits in Runde zwei musste der Deutsche seinen Boliden wegen eines defekten Antriebs abstellen. "Ich habe am Anfang versucht zu verstehen, was ich noch machen kann, aber es ging nichts mehr. Natürlich war ich bitter enttäuscht." Dennoch freut er sich über die "schöne Erfahrung" und schließt weitere Gaststarts nicht aus. "Es würde mich nicht stören, wenn ich noch eine Chance bekäme."

Zum fünften Mal in den Punkterängen landete hingegen der 19-Jährige Daniel Kvyat - der im nächsten Jahr mit Max Verstappen einen noch jüngeren, sogar minderjährigen, Teamkollegen bekommen wird (Der jüngste F1-Pilot aller Zeiten). Der Russe musste um seinen neunten Platz bis zum Schluss fighten. "Ich musste meine Position gegen Nico Hülkenberg, der auf frischen weichen Reifen unterwegs war, am Ende des Rennens verteidigen. Das war sehr spannend."

Ein recht unauffälliges Wochenende war es für Marcus Ericsson, der mit Rang 17 immerhin sein drittbestes Saisonergebnis herausfahren konnte und das, nachdem er im Qualifying noch auf dem letzten Platz lag. Dennoch gibt es wohl einen Grund zur Freude für den Schweden: Er soll Medienberichten zufolge - dank seiner Förderer - einen Stammplatz im Caterham-Cockpit für die kommende Saison sicher haben.

  • TEAM-CHECK: Button vs. Magnussen

"Es war eine gute Show", sagte Teamchef Eric Boullier. Wie recht er doch damit hatte. Hinter dem Führungstrio ging es in den letzten Runden heiß her und beide McLaren-Piloten waren mittendrin im Kampf um wertvolle Punkte. Bei der Zieldurchfahrt hatte Kevin Magnussen noch Platz sechs inne. Diesen wurde er aber aufgrund einer 20-Sekunden-Strafe wieder los. Die Stewards unterstellten ihm zu hartes Fahrverhalten gegen Fernando Alonso. Der Spanier wollte auf frischeren Reifen am Dänen vorbei, der ihn dann von der Bahn abdrängte. "Auch wenn ich am Ende bestraft wurde, so hat mir das ganze Wochenende doch sehr viel Spaß gemacht", nahm Magnussen die Strafe locker. Jenson Button konnte Alonso am Ende noch knacken und Platz sechs einnehmen. Auch der Routinier hatte seine Freude am Rennsonntag. Der Kampf um Platz fünf bei den Konstrukteuren ist damit weiterhin offen. Derzeit liegt McLaren zwei Pünktchen vor Force India.

  • KNACKPUNKT DER WOCHE: Einigkeit zur Uneinigkeit

Der Knall bei den Silbernen sorgt für sehr viel Aufregung innerhalb und außerhalb des Fahrerlagers. Während sich die Teamverantwortlichen zunächst in Rage redeten, war später Wogen-Glätten angesagt. Von einem absichtlichen Unfall, wie Hamilton ihn sah, war vonseiten Toto Wolffs keine Rede.

"Nico hatte das Gefühl, seine Linie halten zu müssen. Er habe einen Standpukt setzen müssen. Lewis war der Auffassung, dass es nicht er war, der auf Nico Acht geben muss. Rosberg hat nicht nachgegeben. Er dachte, dass es an Lewis sei, ihm Platz zu lassen und dass Lewis keinen Platz gemacht hätte", schildert der Motorsportchef.

Es sei zwischen beiden Fahrern zu einer heftigen Diskussion gekommen, bei der keiner nachgeben wollte. Abschließende Worte des "Leitwolffs": "Sie einigten sich darauf, sich nicht einig zu sein. Das war aber kein absichtlicher Unfall. Das ist Unsinn."

Meine Damen und Herren: Das wird ein heißer Herbst.

PS: Bei all der Aufregung fast vergessen: Wer Rosbergs Kampf mit einem Gummifetzen noch einmal sehen möchte, wird hier glücklich.

Jenson Button Kevin Magnussen
Endplatzierung 6. 12.
Rückstand auf 1. 54,580 sek. 1:14,262 sek. (inkl. 20 sek. Strafe)
Topspeed 311,5 km/h (4.) 310,2 km/h (7.)
Schnellste Runde 1:53,483 (8.) 1:54,203 (15.)
Reifenstrategie (Runden) Soft (13), Soft (16), Medium (15) Soft (11), Soft (12), Medium (21)

  • ENTSPANNUNG DER WOCHE: Kamui macht Urlaub

Hektik? Stress? Streit? Ein Fahrer bekam von dem ganzen Wahnsinn in den Ardennen nichts mit: Kamui Kobayashi. Der Japaner wurde bekanntlich vor dem Wochenende in Spa durch Andre Lotterer ersetzt. Nun droht ihm sogar das völlige Aus bei Caterham. In Monza soll angeblich Robert Merhi zum Einsatz kommen, der von russischen Investoren unterstützt wird. Kobayashi machte das Beste aus seiner freien Zeit und besuchte die Stadt der Liebe - Paris. Irgendwie traurig. Irgendwie schön.

Die Nummer eins in Finnland: Valtteri Bottas
  • KLEINE SIEGE DER WOCHE: So much Finn

Die Finnen gewinnen - und zwar in zweierlei Hinsicht. Zum einen hat Valtteri Bottas fast unbemerkt seinen bereits vierten Podestplatz in dieser Saison eingefahren und damit sein Talent sowie die Klasse des Williams-Teams einmal mehr unterstrichen. Zum anderen gelang es Kimi Räikkönen zum aller ersten Mal in dieser Saison vor seinem Teamkollegen Fernando Alonso zu landen. Anscheinend tut die baldige Vaterschaft dem "Iceman" ganz gut. In punkto Nummer eins im Land muss er aber neidlos anerkennen, dass Bottas ihm heuer den Rang abgelaufen hat. "Ich denke, es war ein schöner Kampf", gibt sich der Williams-Pilot bescheiden über seinen Sieg gegen den Weltmeister.

 

  • ZAHLENSPIELEREIEN

3 - Der Triumph in Spa war bereits der dritte Sieg Daniel Ricciardos (der zweite in Folge), der damit in dieser Saison nur einen weniger auf dem Konto hat, als WM-Leader Nico Rosberg.

4 - Valtteri Bottas schaffte es in Belgien zum vierten Mal in dieser Saison, in den letzten fünf Rennen und in seiner Karriere aufs Podium. Damit hat er Williams bereits so viele Stockerl-Plätze verschafft, wie der Rennstall zuvor zwischen 2007 und 2013 zusammengebracht hat.

29 - So viele Punkte hat Rosberg dank seines 21. Podiumplatzes, dem zehnten in dieser Saison, in der WM-Wertung nun Vorsprung auf Teamkollege Lewis Hamilton, der zum dritten Mal heuer ein Rennen vorzeitig beenden musste.

50 - Jubliäum für Red Bull Racing: Ricciardos Sieg (der erste eines Australiers in Spa seit Jack Brabham 1960) war der 50. des Teams in der Formel 1 - nur fünf Jahre bzw. 103 Rennen nach dem ersten Sieg 2009 in China durch Sebastian Vettel.

150 - An so vielen Siegen war Adrian Newey direkt beteiligt - 100 sammelte er mit Williams und McLaren bevor er zu Red Bull wechselte.

12 - Auf Fernando Alonso ist Verlass. Der Spanier fuhr auch im zwölften Saisonrennen in die Punkteränge. Das schaffte 2014 sonst niemand.

100 000 000 - Diese enorme Summe zahlte F1-Boss Bernie Ecclestone in Dollar, damit das Verfahren um seine Person eingestellt wird. "Die Formel 1 braucht Bernie. Es gibt im Moment ein paar Probleme, die wir in den Griff bekommen müssen und es gibt keine Person, die diese Probleme besser lösen könnte als der kleine Mann höchstpersönlich", findet zumindest Christian Horner.

 

Andreas Terler / Henriette Werner