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Frauenpower soll Williams wieder flottmachen

Frauenpower soll Williams wieder flottmachen

Red Bull, Ferrari, Mercedes, Lotus. Die Rollen der Spitzenteams in der Formel 1 sind nach den ersten drei Rennen klar verteilt.

Dahinter ist noch schwer abzusehen, wer mit den Besten mithalten kann. Ein Team kann es bislang mit Sicherheit nicht: Williams.

Die Truppe aus Grove steht mit null Punkten da, klagt, wie zuletzt in China, über Zeitverluste von zwei Sekunden pro Runde und steckt noch dazu in einem entscheidenden Umbruch in der Führungsetage.

Vom einstigen Weltmeister-Team, das neun Konstrukteurs-Titel und sieben Fahrer-Titel erreichen konnte, ist wenig übrig.

Anfangs Zuversicht, nun Ernüchterung

Neuzugang Valtteri Bottas war in Malaysia mit Rang elf noch den Punkten am nächsten und Pastor Maldonado musste sich in Shanghai überhaupt freuen, zum ersten Mal in der Saison ins Ziel gekommen zu sein.

Im Vergleich zur Vorsaison ist das ein klarer Rückschritt. 18 Punkte hatte man zum gleichen Zeitpunkt 2012 auf dem Konto. Dazu machte der Sieg von Maldonado in Barcelona zusätzliche Hoffnung, den Weg zurück an die Spitze eingeschlagen zu haben. Dem war offensichtlich nicht so.

Bottas (li.) lieferte bisher die bessere Rennperformance ab als Maldonado (re.)

Dabei herrschte vor Beginn der Saison noch Zuversicht. Zwar stellte man als letztes aller Teams seinen Boliden für 2013 vor, die Fahrer zeigten sich aber angetan vom FW35.

"Das Auto sieht in Sachen Zuverlässigkeit und auch in Sachen Performance sehr gut aus", schwärmte Maldonado noch Ende Februar und sah großes Potenzial in seinem Boliden.

Optimismus für Rennen in Bahrain

Zwei Monate später hörten sich die Aussagen schon ganz anders an. „Wir haben heute das Maximum aus dem FW35 herausgeholt“, sagte Technikdirektor Mike Coughlan nach dem letzten Rennen, in dem die Positionen 13 und 14 das Endergebnis waren.

Was fehlt, ist das Tempo. Zudem bereitet der Coanda-Auspuff noch immer Probleme und macht das Auto instabil.

Trotz allem ist das Team für das bevorstehende Rennen in Bahrain überraschend optimistisch. „Der Verschleiß der Bremsen wird eine Rolle spielen, außerdem werden die Hinterreifen hart rangenommen, und die Lufttemperaturen sind hoch. Wir haben das Gefühl, dass unser aktuelles Auto, auch wenn es nicht so konkurrenzfähig ist wie wir es gerne hätten, wegen dieser Faktoren in Bahrain besser sein könnte", prophezeit Coughan.

Frank Williams gibt Führung ab

Ob die Hoffnung auf Besserung Berechtigung hat, sei dahingestellt. Immerhin waren die Leistungen von Williams in Sakhir bei den letzten Rennen enttäuschend. Der letzte Pilot, der in der Wüste die Zielflagge sah, war Nico Rosberg 2009.

Frank Williams wurde kürzlich 71

Die Suche nach dem sportlichen Potenzial geht also weiter. Inzwischen hat sich auf der Führungsebene ein nicht unwesentlicher Generationenwechsel vollzogen. Sir Frank Williams hat die Geschicke des Teams an seine Tochter Claire übergeben.

Offiziell wurde die 36-Jährige zwar unlängst zur stellvertretenden Teamchefin ernannt, in Shanghai nahm sie, aufgrund der Abwesenheit von Vater Frank, dessen Position als Teamchef bereits ein. Grund dafür war auch der Tod von Franks Lebensgefährtin Virginia Anfang März.

Skepsis über Tochter als Nachfolgerin

Seit zehn Jahren ist Claire im Team, das 1977 von ihrem Vater und Patrick Head gegründet wurde. Zu Beginn hatte Frank, der kürzlich 71 Jahre alt wurde, keine Freude mit dem Engagement seiner Tochter, die als Pressesprecherin vor zehn Jahren ins Familienunternehmen einstieg.

„Dad sagte: ‚Das kommt gar nicht in Frage‘“, erinnert sich Claire. Am Ende stand der Familienaspekt aber doch im Zentrum der Überlegungen. Doch auch von ihren Fähigkeiten scheint Claire ihren Vater überzeugt zu haben. „Wenn er nicht der Meinung wäre, dass ich diesen Job ausführen könnte, dann hätte er ihn mir auch nicht gegeben.“

Die Ziele der neuen Chefin sind klar: „Ich möchte das Team wieder dorthin bringen, wo wir hingehören.“ Eventuell sorgt dafür zusätzliche Frauenpower. Unter Chefin Williams ist Susie Wolff bekanntlich als Entwicklungsfahrerin unterwegs, strebt aber den Erwerb einer Superlizenz und damit ein baldiges Fix-Cockpit in einem Formel-1-Team an.

Ausstieg von Wolff erzeugt kein Finanzproblem

Wolffs Gatte Toto kehrt derweil seinem ehemaligen Team gänzlich den Rücken. Bisher noch Anteilseigner bei Williams, will der Mercedes-Motorsportchef nun seine Aktien loswerden.

„Es wirft kein gutes Licht auf die Sache“, begründete er seine Entscheidung. An den erstbesten Bieter wolle Wolff die Anteile aber nicht abgeben, sondern hofft auf einen potenten Sponsor.

Ob mit oder ohne Wolff: Finanzprobleme stünden Williams nicht bevor, heißt es vonseiten des Rennstalls. "Es gibt keine Bedenken, dass wir im nächsten Jahr nicht mehr hier sein werden", sagt Claire.

Die Frage ist wohl nur, wo dann die Piloten im Feld zu finden sein werden.

 

Andreas Terler