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Ein Tag im Leben eines Formel-1-Weltmeisters

Ein Tag im Leben eines Formel-1-Weltmeisters

Zum Leben eines Formel-1-Weltmeisters gehört mehr, als „nur“ Rennen zu fahren und sich darauf vorzubereiten.

Auch Fans, Journalisten, Sponsoren und Partner wollen unterhalten und zufriedengestellt werden.

Am Mittwoch vor dem Österreich-Grand-Prix etwa steht ein Medientermin nach dem anderen auf dem Kalender von Sebastian Vettel.

Meet and Greet

Während man am Vormittag in Wien auf ihn wartet, dreht der 26-Jährige bereits mit dem ZDF-Experten Hasan Salihamidzic. Das Interview über die Lage des deutschen Fußballs und die aktuelle WM dauert länger als geplant („Es war ganz lustig. Fußball ist im Moment DAS Thema in jedem Land. Wir haben über die aktuelle Situation gefachsimpelt.“)

Als der Red-Bull-Pilot dadurch verspätet zum ersten Wiener Medientermin eintrifft, erwartet ihn bereits eine Traube Kameras, die ab dem ersten Schritt des Deutschen beim Aussteigen aus dem Auto alles einfängt, was dieser von sich gibt.

Zunächst gibt es allerdings für die Journalisten nicht allzu viel zu hören: Die ersten Gespräche führen ein paar glückliche Meet-and-Greet-Gewinner, die hinterher begeistert von der „Bodenständigkeit“ und „sympathischen Art“ des Formel-1-Piloten schwärmen.

"Etwas ganz besonderes"

Nachdem das Ehrenmitglied von Eintracht Frankfurt noch geduldig ein Tippspiel ausfüllt, wird umgebaut – kurzerhand packt der 39-fache-GP-Gewinner mit an, von Stress keine Spur.

Geduldig erzählt Vettel – höchstwahrscheinlich nicht zum ersten Mal -, wie sehr er sich auf das "Heimrennen" und die Rückkehr nach Spielberg freue.

Denn exakt auf diesem Kurs drehte der Heppenheimer 2001 seine allersten Meter in einem Rennauto. „Ich war damals gerade erst 13 Jahre alt. Das darf man eigentlich gar keinem sagen. Ich hatte damals die Gelegenheit, ein paar Runden zu drehen, das war etwas ganz Besonderes.“

Vettel posiert mit den stolzen Kids

Kein Heimvorteil

Einen großen Vorteil aufgrund der Streckenkenntnisse sieht er für sich allerdings nicht: "Seitdem die Strecke Red Bull Ring heißt, war ich natürlich öfter da. Aber nicht im Formel-1-Auto. Es ist jetzt schon zwei Generationen an Rennfahrern her, dass man das letzte Mal dort gefahren ist. Es ist für alle ein neuer Schritt", sagt er und erinnert daran, dass es auch Simulatoren gibt, mit Hilfe derer man sich auf die Strecke vorbereiten kann.

"Ich freue mich genauso darauf, wie das ganze Land hier. Es ist natürlich super, dass das so spontan geklappt hat, normalerweise dauert es länger, bis ein GP ausgetragen werden kann“, so der Red-Bull-Fahrer.

Gewinn für die Region

"Für alle in der Red-Bull-Familie ist es etwas Besonderes, alles hört sich sehr gut an. Es ist alles soweit angerichtet, man gibt sich seitens der Organisation sehr viel Mühe, um ein richtiges Volksfest daraus zu machen und die gesamte Gegend putzt sich heraus und freut sich, dass der GP wieder im Lande ist. Als Fahrer freut man sich doppelt, wenn man mitkriegt, welche Freude die ganze Region hat", sagt Vettel, dessen Rennfahrer-Karriere im Hof der Familie mit einem Kart begann.

Doch nicht nur Fragen beantworten gehört an diesem Tag zum Job des Deutschen, auch Kinderbetreuung darf der Jung-Papa gleich einmal üben.

Im Anschluss an die Präsentationen eines Werbespots dürfen die Hauptdarsteller – zwei Kinder und eine Seifenkiste – den Weltmeister kennenlernen.

Vettel mixt den "Weltmeistersaft"

Kinderfreundlich

Der Umgang mit den Kindern erscheint ungezwungen und freundlich, auch als die Kameras aus sind und der enge Terminplan nun den Gang zur Safttheke vorsieht, widmet er sich noch einmal in Ruhe und ohne, dass alle zuhören, den beiden Darstellern.

Nachdem er seinen persönlichen Saft zusammengemixt hat, geht die Reise weiter.

Geduld gefordert

Es wird auch allerhöchste Zeit, denn ähnlich früh aufgestanden wie der Weltmeister sind viele Fans und Autogrammjäger, die seit sechs Uhr früh vor und in der „Wien Mitte Mall“ ausharren, um gegen Mittag die Unterschriften ihrer Idole Sebastian Vettel und Daniel Ricciardo zu ergattern.

Mehr als 3000 Fans warten an der eigens eingerichteten "Boxengasse" und müssen Geduld beweisen, denn die Verspätung vom ersten Wien-Termin schiebt auch diesen nach hinten.

Fleißiges Autogramme schreiben

Schnitzel und Seen

Doch dann ist es soweit – gemeinsam mit seinem Teamkollegen und dem Überraschungs-Sieger des Kanada-Grand Prix, Daniel Ricciardo, tritt er vor die versammelten und geduldig wartenden Fans.

Was dann kommt, wird ihm bekannt vorkommen – er darf erzählen, wie sehr er sich auf den Österreich-GP freut. Auch Ricciardo darf sich äußern: „Ich bin das erste Mal in Wien, doch ich war schon einige Male in Österreich, in Salzburg und Fuschl, wo ich zum allersten Mal in meinem Leben in einem See geschwommen bin. Die Leute sind freundlich und ich liebe Wiener Schnitzel", fasst der "Grinsemann" seine Eindrücke zusammen.

Mehr als 3000 Fans kamen in die Mall

Respekt vor Teamkollegen und Konkurrenz

Auf die Frage, ob Vettel noch etwas von seinem Teamkollegen lernen kann, antwortet dieser: "Es ist nicht so, als hätte ich in den letzten Jahren nichts von Mark (Webber, Anmerk.) gelernt. Man treibt sich immer gegenseitig voran. In diesem Jahr sind aufgrund der Änderungen im Reglement viele Sachen anders als in der Vergangenheit. Aber als Fahrer muss man versuchen, mit dem zurechtzukommen, was man hat, und das Beste herausholen. Leider lief es bei mir bisher nicht immer so gut und wir hatten ziemlich viele Probleme mit der Technik. Bei Daniel hat es Gott sei Dank immer gehalten und er hat das Beste daraus gemacht."

Der Respekt vor der Konkurrenz ist ebenfalls groß: „Ich glaube, die alte Streckenführung würde uns mehr entgegenkommen als die jetzige. Es wird schwer, man muss im Moment einfach anerkennen, dass Mercedes in einer Superform ist. Aber wir müssen schauen, dass wir so nah wie möglich dran sind und wenn sich die Chance ergibt, diese auch – ähnlich wie in Kanada – nutzen."

(K)ein Ende in Sicht

Nach dem Erfüllen der Autogrammwünsche ist der Medien-Marathon in Wien für die beiden Red-Bull-Piloten nicht beendet.

In der Kärntner Straße steht noch am selben Tag eine Simulationsfahrt an und bereits am Donnerstag finden die offiziellen Interviews auf der Rennstrecke in der Steiermark an.

Freitag erfahren die beiden wünschenswerterweise in ihren Autos endlich die verdiente „Ruhe“ und können den Fokus ganz auf ihre Leistungen legen...

 

Henriette Werner