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Vettel vs. Alonso: Das Duo im Head-2-Head

Vettel vs. Alonso: Das Duo im Head-2-Head

Aller guten Dinge sind drei, heißt es so schön.

Sebastian Vettel und Fernando Alonso würden sofort zustimmen, geht es doch für beide im Finish der Formel-1-Weltmeisterschaft um den jeweils dritten Titel.

Zwar dürfen sich mit Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton, Mark Webber und Jenson Button vier weitere Piloten noch theoretische Chancen auf die Krone ausrechnen, wirklich realistisch erscheint die Option eines lachenden Dritten allerdings nicht.

Während das Top-Duo durch sechs Punkte getrennt um den Platz an der Sonne kämpft, weist der drittplatzierte Räikkönen bereits einen Rückstand von 48 Zählern auf.

Bei nur noch vier ausstehenden Rennen - in Indien, Abu Dhabi, den USA und Brasilien - müssten Vettel UND Alonso gleich mehrfach patzen.

Angesichts ihrer bisher gezeigten Leistungen sind Ausrutscher dieser Art nicht zu erwarten, sodass wir uns voll und ganz auf den Deutschen und seinen spanischen Kontrahenten konzentrieren.

Im Head-2-Head nehmen wir aber nicht nur die Piloten selbst unter die Lupe, sondern auch ihr Team, das Restprogramm und den "Backup" im eigenen Rennstall.

Bis zur Sommerpause lag Fernando Alonso klar auf Kurs in Richtung WM-Titel. Doch ein Update-Paket brachte Sebastian Vettel und seinen RB8 zurück ins Rennen. RBR-"Mastermind" Adrian Newey wurde seinem Ruf als bester Designer der Welt einmal mehr gerecht und entwickelte neben einer überarbeiteten Frontpartie auch einen neuen Heckflügel, der ein Doppel-DRS ermöglicht. Dadurch soll Vettel auf den Geraden um bis zu 8 km/h schneller sein als zuvor und den Top-Speed-Rückstand, den Red Bull zuvor hatte, wettgemacht haben.

Der F2012 konnte hingegen in den letzten Wochen keinen Entwicklungssprung hinlegen. "Mit einem Auto wie diesem kannst du die Weltmeisterschaft nicht gewinnen", urteilt Flavio Briatore gegenüber "tuttosport" und schreibt Alonso bereits frühzeitig ab. Laut David Coulthard lag die Scuderia "zuletzt nicht weit zurück", dennoch ist das Urteil in diesem Fall klar - Vorteil VETTEL.

In Milton Keynes wird höchst erfolgreich auf Hochtouren gearbeitet, dennoch beschleicht einen das Gefühl, dass bei Red Bull längst nicht alles eitel Wonne ist. Die Transfergerüchte um Vettel, der ausgerechnet zu Ferrari wechseln soll, sorgen für Unruhe. Einziges Gegenmittel ist permanenter Erfolg. In Maranello hingegen wird an einem Strang gezogen. Alle für Alonso - Alonso für alle.

Mit der Vertragsverlängerung von Felipe Massa ist die Fahrer-Thematik ad acta gelegt, für das Saisonfinale werden alle Kräfte gebündelt. "Red Bull hat das bessere Auto, aber wir haben das bessere Team", frohlockt Alonso und zieht dabei ein psychologisches Ass aus dem Ärmel. Die Mechaniker und Ingenieure stehen bedingungslos hinter Ferraris Nummer eins - leichter Vorteil ALONSO.

Zu Saisonbeginn war es ein ständiges Hin und Her. Vettel erwischte in Melbourne den etwas besseren Start, Alonso durfte sich dafür in Malaysia früher über den ersten Sieg freuen. Das Spielchen hielt sich bis zum Grand Prix von Europa. (siehe Grafik)

Während Alonso sein Heimrennen in Valencia glorreich als Sieger beendete, schmiss Vettel seine Handschuhe bereits in Runde 34 nach einem Defekt wutentbrannt zur Seite. "Das ist scheiße gelaufen", urteilte der Heppenheimer.

Während sein Stern kurzzeitig am Sinken war, lief der Spanier zur Höchstform auf. 44 Zähler Vorsprung auf seinen inzwischen schärfsten Rivalen nahm Alonso vom Hungaroring mit, nur noch kühne Optimisten trauten dem Titelverteidiger ein Comeback zu.

Sie sollten Recht behalten, denn mit zuletzt drei Siegen in Folge - während Alonso zweimal Dritter wurde und einen Ausfall verzeichnete - hat sich der 25-Jährige nicht nur wieder rangekämpft, er ist sogar am Weltmeister der Jahre 2005 und 2006 vorbeigezogen. Punkto Form ist daher klar: Vorteil VETTEL.

Wirft man einen Blick auf den Stand in der Fahrer-Weltmeisterschaft, wird schnell deutlich, dass Vettel über den stärkeren Kollegen an seiner Seite verfügt. Während Mark Webber zwei Siege einfuhr und bei 152 Zählern hält, komt Felipe Massa auf nur einen Podestplatz und 81 Punkte.

Allerdings: Webber hat selbst noch theoretische Titelchancen, während Massa heilfroh ist, überhaupt bei Ferrari bleiben zu dürfen. In Sachen Loyalität kann sich Alonso über die Unterstützung der Nummer zwei sicher sein. Da Massa allerdings kaum in Situationen kommt, in denen er seinem Chef helfen kann, Webber aber sehr wohl das Potenzial hat, sich zwischen Vettel und Alonso zu drängen, entsteht ein leichter Vorteil für VETTEL.

Vier Grands Prix sieht der Rennkalender in dieser Saison noch vor. Austin ist dabei die große Unbekannte, hier macht die Formel 1 Mitte November erstmals Station. Indien, Abu Dhabi und Brasilien bedeuten hingegen kein Neuland und geben Aufschluss darüber, wie stark Vettel und Alonso dort zu erwarten sind. Gerade im Qualifying schlägt das Pendel klar für Vettel aus.

Im letzten Jahr stand er in allen drei Rennen auf Pole Position, während sein Herausforderer nie über den vierten Platz (in Indien, ansonsten jeweils Fünfter) hinaus kam. An den Sonntagen standen für Vettel die Ränge eins und zwei bei einem Ausfall (Abu Dhabi/Reifenplatzer in der 1. Runde) zu Buche. Alonso blieb zwar ohne Sieg, holte aber je einen zweiten, dritten und vierten Platz. Bei einer Wiederholung wäre er zwar Weltmeister, ein echter Vorteil lässt sich allerdings nicht erkennen. REMIS.

 

Christoph Nister