news

Ein Crash mit Ansage und Käse in der Klimaanlage

Ein Crash mit Ansage und Käse in der Klimaanlage

Neben offenen Duellen gab es auch die klaren. Manchmal aufgrund der sportlichen Leistungen, manchmal auch aufgrund von Team-Entscheidungen.

Hier sind fünf davon:

Sieg der Schande in Österreich 2002

Der Weltmeister und die ewigen Zweiten

Egal wen man an seiner Seite fahren ließ, Micheal Schumacher zeigte ihm die Grenzen auf und – im Falle des Falles – war auch das Team zur Stelle und pfiff den Kollegen zu Gunsten des Kerpeners zurück.

Schon zu seiner Zeit bei Benetton war die Hackordnung klar. Im ersten Jahr schlug er Teamkollegen Nelson Piquet im Qualifying in 15 von 16 Duellen. 1992 saß Martin Brundle im zweiten Auto und musste sich ebenfalls deutlich geschlagen geben. Schumacher holte seinen ersten Rennerfolg (Spa) und wurde WM-Dritter. Genauso verlief es mit Riccardo Patrese, der 1993 30 Punkte weniger als der Deutsche machte.

In seiner ersten, mitunter sehr turbulenten und tragischen, Weltmeister-Saison hatte Schumacher mit JJ Lehto, Johnny Herbert und Jos Verstappen gleich drei Teamkollegen, die aber mit eigenen Problemen und Unfällen zu kämpfen hatten. Ein Jahr später lag Herbert mit Respektabstand hinter dem Deutschen.

Durch den Wechsel zu Ferrari änderte sich mit Eddie Irvine zwar der Name des Kollegen, die Vormachtstellung blieb aber die Gleiche. Nur ein Unterschenkelbruch und eine damit verbundene Pause von sechs Rennen sorgten dafür, dass Irvine 1999 am Ende vor Schumacher lag.

Die Dominanz des Deutschen änderte sich auch nicht mit dem Teamkollegen Rubens Barrichello. Doch plötzlich schritt das Team ein.

Die Saison 2001 verlief bis dahin eng. Schumacher lag vor dem Rennen in Österreich acht Zähler vor David Coulthard (McLaren). Der Schotte war schneller als beide Ferraris. Barrichello lag nach seinem Boxenstopp vor Schumacher. Eine Runde vor dem Ende ertönte schließlich Jean Todts Satz für die F1-Geschichtsbücher: „Let Michael pass for the championship.“ Der Brasilianer leistete der Anweisung Folge und Schumacher erbte sechs statt vier Punkte.

Ein Jahr später wiederholte sich das Theater. Diesmal waren die Vorzeichen aber gänzlich andere. Schumacher dominierte die Saison, Fans klagten über gähnende Langweile. Barrichello war auf dem besten Weg zu einem Start-Ziel-Sieg, als er in der letzten Runde, wieder auf Geheiß des Teams, Schumacher Platz machte.

Von den Zuschauern in Spielberg gab es Pfiffe und Buhrufe für eine der skandalösesten Entscheidungen der Formel-1-Geschichte. „In der Vergangenheit haben wir dreimal in Folge im letzten Rennen die Fahrer-WM verloren, und wir wissen, dass wir starke Gegner haben. Deshalb müssen wir aus jeder Situation das Meiste rausholen“, versuchte Teamchef Jean Todt seine Entscheidung damals zu verteidigen.

In derselben Saison narrte Ferrari die Fans noch einmal. In Indianapolis versuchten die überlegenen Schumacher und Barrichello den knappsten Zieleinlauf der Geschichte zu konstruieren. Durch einen überraschenden „Bremser“ überließ Schumacher seinem Teamkollegen den Sieg und revanchierte sich damit für die Aktion in der Steiermark. Kritik gab es dafür allerdings erneut genug.

Die Folge war das Verbot von Team-Order nach der Saison 2002. Vorbei war es damit aber in Folge noch lange nicht.

2008: Piquet kracht absichtlich in die Mauer

Alles für Fernando

Bekanntlich ging aus Schumachers erstem Weltmeisterteam Benetton das Team Renault hervor. Jene Mannschaft, für die Fernando Alonso seine beiden WM-Titel erringen konnte.

Ähnlich deutlich wie Schumacher und Ferrari fiel damals die Rollenverteilung innerhalb des Teams aus. War das Kräfteverhältnis zwischen ihm und Jarno Trulli noch nicht so dramatisch, holte Alonso 2005 mit 133 Punkten mehr als doppelt so viele wie Giancarlo Fisichella (58). Bei Triumph Nummer zwei war es ähnlich deutlich (134 zu 72).

Nach dem unrühmlichen "Gastspiel" bei McLaren kehrte Alonso zu Renault zurück, wusste aber um den technischen Rückstand seines Teams. Das hinderte Flavio Briatore aber nicht daran, seinen Schützling und Weltmeisterfahrer klar zu bevorzugen. Beim Großen Preis von Singapur machte der nach einem Defekt als 15. gestartete Alonso einen frühen Boxenstopp. Kurz darauf krachte Teamkollege Nelson Piquet jr. in die Mauer, löste eine Safety-Car-Phase aus und verhinderte damit Boxenstopps des restlichen Fahrerfelds.

Die Aktion stellte sich als von Briatore geplant heraus, damit Alonso das Rennen gewinnen konnte. Über ein Jahr später wurde der Teamchef lebenslang für alle FIA-Veranstaltungen gesperrt. Chefingenieur Pat Symonds wurde zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt. Beide Sperren wurden aber 2010 von einem französischen Gericht aufgehoben.

Bei Ferrari wurde Felipe Massa zum zweiten Fahrer degradiert. Das äußerte sich unter anderem 2010 beim Grand Prix in Deutschland, als der Brasilianer in Führung liegend Alonso vorbeiließ, aber erst nachdem sein Renningenieur den Satz: „Fernando ist schneller als du. Kannst du bestätigen die Botschaft verstanden zu haben?“ durchgab. Massa verstand, die FIA allerdings auch und verdonnerte Ferrari zu einer Strafe von 100.000 US-Dollar.

Nichtsdestotrotz blieb Alonso über die Jahre hinweg bei Ferrari die klare Nummer eins. Das spiegelt sich am deutlichsten in den Punkten wider. Von 2010 bis 2012 holte der Spanier mit 787 zu 384 Zählern über 400 Punkte mehr als Massa.

Senna und Berger: Zwei gute Freunde

Wenn der Schmäh rennt…

Im Jahr 1989 traf Gerhard Berger eine folgenschwere Entscheidung. Nach wenig zufriedenstellenden Jahren bei Ferrari entschloss er sich zu einem Wechsel zu McLaren. Technisch bestimmt kein Fehler, allerdings hieß sein Teamkollege dort Ayrton Senna. Von einem potenziellen Leader wurde so aus dem Tiroler die klare Nummer zwei hinter der Ausnahmeerscheinung aus Brasilien.

Die Überlegenheit in Zahlen. 1990: Senna 78, Berger 43 – 1991: Senna 96, Berger 43. Nur 1992 konnte Berger mithalten und belegte mit zwei Siegen im Gesamtklassement Rang fünf, einen Zähler hinter Senna.

So war der gebürtige Wörgler in seiner Zeit als Kollege von Senna weniger als schärfster Rivale, aber viel mehr als humoriger Zeitgenosse bekannt. Aus den zwei Jahren gemeinsamer Rennen bei McLaren sind unzählige Streiche überliefert, die sich die beiden lieferten und stets von Berger ausgingen.

In seiner Biografie gibt Berger mehrere Anekdoten preis. Vor dem Australien-Rennen 1990 soll sich zum Beispiel Folgendes abgespielt haben:

"Nach dem Abendessen haben wir aus Spaß Leute in den Swimming-Pool geworfen. Ich war gut darin mich zu verteidigen und entkam einem unfreiwilligen Sprung ins Nass. Senna rann davon, um nicht erwischt zu werden. Später fand ich ihn in seinem Zimmer und er warf ein Glass Wasser nach mir. Für einen Tiroler war das nichts, das bedeutete, dass das Spiel erst so richtig begonnen hatte. Wir verlängerten mit einem Schlauch einen Feuerlöscher und hielten ihn unter seine Zimmertür. Als wir abdrückten sprang Senna auf wie eine Rakete auf und lief davon."

Bei einem weiteren Streich versteckte Berger Getier (u.a. eine Schlange) in Sennas Zimmer, der außer sich war, sich aber mit einem stark riechenden Stück Käse, den er in Bergers Zimmer-Klimaanlage positionierte, revanchierte.

Zusammenfassend sagte Berger einmal über sein Verhältnis zu Senna: „Er verstand sofort, dass wir ein faires Spiel spielten, wenn wir uns auf der Strecke duellierten. Und es war Raum für Freundschaft. Und damit meine ich eine großartige Freundschaft über mehrere Jahre.“

Der Kämpfer und der "Unzerstörbare"

Blättert man in den Geschichtsbüchern ein wenig weiter zurück, sticht einem auch ein vergleichsweise deutliches Duell mit österreichischer Beteiligung ins Auge.

Nach seinem erfolgreichen Debüt bekam Niki Lauda 1974 einen Vertrag von Enzo Ferrari, der damals alles andere als ein Spitzenteam anführte. Zunächst war sein Teamkollege Clay Regazzoni aber alles andere als eine „Nummer zwei“. In der ersten gemeinsamen Saison hatte Lauda 38 und der Schweizer als Vizeweltmeister 52 Punkte.

1975 spielte Lauda in einem weiterentwickelten Ferrari seine Dominanz aus. Überlegen sicherte er sich seinen ersten WM-Titel. Den ersten für Ferrari seit John Surtees 1964.

Ein Jahr später war die Paarung im Ferrari nicht ganz unproblematisch. In Brands Hatch hatte Lauda Pole Position. Regazzoni verursachte aber in Kurve eins eine verhängnisvolle Kollision. Er touchierte den Wagen Laudas, der seinen Boliden auf der Strecke halten konnte. Allerdings konnte James Hunt nach dem Dreher des Ferraris nicht mehr ausweichen und hob ab, konnte aber einen Überschlag verhindern. Den wiederholten Startversuch entschied erneut Lauda für sich. Allerdings wurde er im Verlauf des Rennens wegen Getriebeproblemen langsamer und musste Hunt an sich vorbeiziehen lassen. Der Brite gewann das Rennen – die Freude währte aber nur kurz. Ferrari legte nämlich Protest aus, welchem stattgegeben wurde. Hunt hätte am Neustart nicht mehr teilnehmen dürfen, weil er beim Zeitpunkt des Abbruchs bereits ausgeschieden war.

Interessanter Nebeneffekt: Regazzoni kostete der Unfall, respektive die Gefährdung Laudas in Kurve eins den Job bei Ferrari. Er musste am Ende des Jahres gehen. Der Österreicher hatte dennoch lobende Worte für den Schweizer: "Er war ein Vorbild für mich, eine starke Persönlichkeit. Ich habe sehr viel von ihm gelernt und er war ein ausgezeichneter Teamkollege. Er hat nie hinter dem Rücken anderer agiert, sondern Probleme ausdiskutiert und dann waren sie erledigt. Risiko prägte sein gesamtes Leben."

Jerez: Coulthard überließ Häkkinen den Sieg

Britische Fairness

Mika Häkkinen war bei McLaren die klare Nummer eins, allerdings hatte er mit David Coulthard einen Kollegen an seiner Seite, der nicht immer die Nummer zwei sein wollte.

1996 kam Coulthard zu McLaren, Häkkinen hatte zuvor schon drei Jahre bei den Briten verbracht und einiges erlebt. So etwa einen Horror-Crash beim Grand Prix von Adelaide 1995, als er mehrere Tage im Koma lag. Es war eine Zeit, die nicht nur den Finnen prägte. Teamchef Ron Dennis gab zu, dass er Häkkinen seit diesen Ereignissen näher stand.

Das musste wiederum Coulthard in den Folgejahren zu spüren bekommen. Nach Häkkinens erstem Sieg beim Saisonfinale 1997 in Jerez. Der führende Jacques Villeneuve wurde langsamer und die beiden McLaren liefen auf den Kanadier auf. Dennis befahl dem Schotten seinen Teamkollegen für den Sieg vorbeizulassen, was dann auch passierte.

Ähnlich kurios war der Auftakt des Folgejahres. Häkkinen hatte die Pole Position und führte. Plötzlich fuhr der Finne ohne Grund in die Box, jedoch nicht um bei der eigenen Crew zu halten. Coulthard ging in Führung. Häkkinen kämpfte sich aber zurück und überholte seinen Teamkollegen schließlich noch. Dieser zeigte keine Gegenwehr. Grund für den Zwischenfall soll ein Fehler im Boxenfunk gewesen sein. Coulthard schenkte Häkkinen den Sieg, da die beiden ausgemacht hatten, dass jener gewinnen sollte, der das Rennen zu Beginn anführt.

Der Rest der Saison verlief deutlich und der Finne fixierte mit fast doppelt so vielen Punkten wie Coulthard seinen ersten WM-Titel.

 

Andreas Terler

 

HIER geht es zurück zum ersten Teil der Story mit den heißesten Stallduellen!