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Reifen: Änderungen geringer als angenommen

Reifen: Änderungen geringer als angenommen

In der Formel 1 wird wieder einmal Politik gemacht.

Die hochsensiblen Reifen, im bisherigen Saisonverlauf die Hauptdarsteller, sollen stabiler werden.

Nach einem Einspruch des Automobil-Weltverbandes (FIA) werden die Änderungen aber geringer ausfallen als angenommen. Alles andere wäre wettbewerbsverzerrend, hieß es vor dem Grand Prix von Monaco aus der obersten Sportbehörde.

FIA beruft sich Reglement

Im Angesicht von im Schnitt vier Boxenstopps je Auto in Barcelona hatte der Hersteller Pirelli für das übernächste Rennen in Montreal eine Rückkehr zu einem Reifen ähnlich dem Vorjahresmodell angekündigt - sehr zur Freude der Teams Red Bull oder Mercedes, die mit den Pneus bisher nicht optimal zurechtgekommen sind.

Auch F1-Rechteinhaber Bernie Ecclestone begrüßte die Chance auf mehr Vollgas, musste aber zurückstecken.

Die FIA beruft sich auf Artikel 12.6.3 des technischen Reglements, wonach die Reifenspezifikationen für eine Saison jeweils ab 1. September des Vorjahres bekannt sein müssen - und nur bei Sicherheitsbedenken oder Zustimmung aller Teams geändert werden dürfen. Ferrari, Lotus oder Force India, die ihr schonenden Umgang mit den Gummis bevorteilt, dürften sich verweigern.

Keine Rückkehr zu 2012er Reifen

Also muss auch der Hersteller zurückrudern. "Unser Ziel ist es, dass die Änderungen nur minimale Auswirkungen auf das sportliche Gleichgewicht haben", betonte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery.

"Die notwendigen Änderungen dürften weniger groß sein, als es zuerst ausgesehen hat." Im Mittelpunkt steht es, die Delamination (Ablösen der Laufflächen) der Hinterreifen zu verhindern.

"Das ist auch ein Sicherheitsaspekt", erinnerte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Dieser sei laut Hembery aber in den Griff zu bekommen, ohne auf den 2012er-Reifen zurückgehen zu müssen. "Einige Teams haben hart daran gearbeitet, ihr Paket aus Chassis und Reifen zu maximieren. Wir werden versuchen, diese Arbeit so wenig wie möglich zu verändern", versicherte Hembery.

"Situation für alle gleich"

Red Bull hatte sich deutlich mehr erhofft, ist man mit dem permanenten Haushalten doch überhaupt nicht zufrieden. "Das hat nichts mehr mit Automobilrennsport zu tun", hatte Besitzer Dietrich Mateschitz in Barcelona kritisiert.

"Generell ist die Situation für alle gleich, trotzdem muss man sich mittel- bis längerfristig überlegen, ob es so, wie es im Moment ist, das Richtige ist - für alle", ergänzte Weltmeister Sebastian Vettel.

Vettel nahm aber auch das eigene Team in die Pflicht: "Wir müssen die Reifen besser verstehen. Es schaut so aus, als ob andere Leute da im Moment besser sind als wir." Lotus mit seinem ersten WM-Verfolger Kimi Räikkönen etwa. Das Rennfahren sieht der Finne nicht entwertet. "Früher hat man mehr mit den Spritmengen gespielt, jetzt eben mit den Reifen. Grundsätzlich ist es aber dasselbe", sagte der "Iceman".

"Hirn einschalten"

Pirelli erinnerte daran, dass mit Ausnahme von Suzuka die Strecken mit dem größten Gummiabrieb bereits absolviert sind. In Monte Carlo etwa werden am Sonntag nur zwei Stopps je Fahrer erwartet.

"Pirelli könnte auch Reifen produzieren, die man vor dem ersten Saisonrennen aufsteckt und nach dem letzten herunternimmt", erklärte Ecclestone. "Das wäre aber einfach, sehr einfach."

In den vergangenen Jahren hätten die Fahrer ohne Rücksicht auf das Material angreifen können. "Jetzt müssen sie das Hirn wieder einschalten", sagte Ecclestone. Vergangene Woche hatte er noch anders geklungen. "Die Reifen sind falsch", wurde der 82-Jährige in englischen Medien zitiert. "Daher wird sich ab Kanada auch etwas ändern", versicherte Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda. Die Frage ist nur wie viel.