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F1-Chefetagen werden immer mehr rot-weiß-rot

F1-Chefetagen werden immer mehr rot-weiß-rot

Das Bild der Formel 1 hat sich auch aus österreichischer Sicht gründlich verändert.

Sorgten früher rot-weiß-roten Piloten für das nationale Interesse an der Motorsport-Königsklasse, geben nun immer öfter Österreicher in Führungsrollen den Ton an.

Dietrich Mateschitz, Helmut Marko (Red Bull), Franz Tost (Toro Rosso), Toto Wolff (Williams) und Monisha Kaltenborn (Sauber) etwa.

Auch beim bevorstehenden Börsengang der Formel 1 spielt mit Peter Brabeck-Letmathe ein Österreicher eine führende Rolle.

Wichtige neue Position

Der Nestle-Verwaltungsratschef wird nach übereinstimmenden Medienberichten nicht-exekutiver Vorsitzender der neuen Formel-1-AG, die noch heuer in Singapur ihre Erstnotierung (IPO) durchführen will.

Der 67-jährige Villacher soll dabei auch einen erhöhten Anteil an der obersten F1-Holding Delta Topco, deren Vorstandsmitglied er ist, erhalten.

Das berichtet u.a. das Medienportal "pitpass" (www.pitpass.com). Die Formel 1 wird derzeit auf einen Gesamtwert von sechs bis sieben Milliarden Euro eingestuft.

Lob von Ecclestone

Der von Bernie Ecclestone ("Peter ist super") offenbar hoch geschätzte Brabeck-Letmathe ist damit einer der mächtigsten Männer der Formel 1.

Brabeck-Letmathe hatte Anfang Mai in einem SN-Interview seine diesbezügliche Rolle bestätigt und dabei auch erklärt, dass jedes Mitglied des Boards innerhalb von 24 Stunden ersetzbar sein sollte. Also auch der 81-jährige Ecclestone selbst.

Mateschitz hatte 2005 nach dem Kauf des Jaguar-Teams und der Umwandlung desselben in Red Bull Racing das kleine Österreich fulminant zurück auf die Formel-1-Landkarte gebracht.

Rot-weiß-rote Teamanteile

Unter rot-weiß-roter Flagge wurde RBR 2010 und 2011 zweimal Champion, der deutsche Pilot Sebastian Vettel Doppelweltmeister. Dazu besitzt der in Salzburg beheimatete Steirer, der auch persönlich in den AG-Aufsichtsrat gehen würde, mit Toro Rosso auch noch ein zweites Team.

Zumindest zu Mitbesitzern aufgestiegen sind auch Finanzinvestor Wolff (40) bei Williams und die ebenfalls aus Wien stammende Monisha Kaltenborn (41) beim Schweizer Sauber-Team. Ex-Rennfahrer Wolff mischt auch rennstrategisch immer mehr mit und bejubelte kürzlich den Comeback-Triumph seines Teams durch Pastor Maldonado in Barcelona.

Bei Williams sind zudem die beiden Ex-Piloten Alexander Wurz als Fahrer-Mentor und Christian Klien als Simulatortester aktiv.

Beliebte Österreicher

Kaltenborn wird von Teamchef Peter Sauber als Nachfolgerin aufgebaut und hat kürzlich ein Drittel der Sauber-Anteile erhalten. Eine rationale Erklärung für das "Österreicher-Phänomen" hat auch Kaltenborn nicht.

"Offenbar kommen wir mit unserer Mischung aus Seriosität und Charme in der Formel 1 ganz gut an", vermutete sie schmunzelnd.

Mit Brabeck-Letmathe, Mateschitz, Wolff oder Kaltenborn ist der Kreis der Österreicher im globalen Milliardenzirkus Formel 1 längst nicht geschlossen.

Helmut Marko ist ebenfalls Direktor bei Red Bull Racing, der Salzburger Josef Leberer macht seit 25 Jahren Asse von Ayrton Senna bis Sergio Perez fit, der Steirer Christoph Ammann stellt Sicherheitspersonal.

Im Catering sind u.a. Karl-Heinz Zimmermann - als persönlicher Wirt von Ecclestone - und der burgenländische Winzer Willi Opitz präsent.

Wann kommt wieder ein Pilot?

Selbst Niki Lauda (Jaguar) und Gerhard Berger (Toro Rosso) waren nach ihren Karrieren als Teamchefs tätig. Berger, Jochen Rindt, Lauda und zuletzt Wurz sind die bekanntesten der bisher 15 österreichischen F1-Piloten.

Berger kann sich nicht wirklich erklären, warum noch 2005 mit Wurz, Klien und Patrick Friesacher gleich drei Fahrer aus der Alpenrepublik kamen, es seit Wurz 2007 und einem Kurzauftritt von Klien 2010 aber kein Österreicher mehr auch nur in die Nähe der Formel 1 geschafft hat.

"Es gibt so Phasen, das hat aber auch mit der Förderung zu tun", meinte Berger. Der zehnfache GP-Sieger ist aber überzeugt: "Es gibt talentierte österreichische Fahrer, man kennt sie nur nicht. Ich bin sicher, die Österreicher werden wieder nachlegen, denn mit Leistung hat man immer eine Chance."

So ein Talent könnte Bergers Neffe Lucas Auer sein. Der 17-jährige Tiroler wurde vergangenes Jahr Meister in Asien und stand kürzlich beim Debüt in der deutschen Formel 3 zweimal auf Pole. Mit Rene Binder (20) ist auch ein weiterer Neffe eines früheren F1-Piloten (Hans Binder) in dieser Serie engagiert.