news

Krisenstimmung bei McLaren

Krisenstimmung bei McLaren

Noch ist kein Rennkilometer gefahren, trotzdem herrscht beim einstigen Erfolgsteam McLaren schon Krisenstimmung.

Um fast 2,4 Sekunden sah sich Australien-Vorjahressieger Jenson Button am Freitag im ersten Training für den Saisonauftakt der Formel 1 in Melbourne vom Weltmeister Sebastian Vettel im Red Bull distanziert.

Dem nach Ferrari zweitältesten Team, das 182 GP-Rennen, zwölf Fahrer- und acht Konstrukteurstitel gewonnen hat, droht Ungemach.

Neuer Hauptsponsor gesucht

Abgezeichnet hat sich das schon seit längerem, sichtbar wurde es erstmals durch den Weggang von Star-Pilot Lewis Hamilton zu Mercedes.

Zudem muss die erfolgsverwöhnte, aber unterkühlte Truppe mit der so mondänen Fabrik in Woking 2013 erstmals für die Mercedes-Motoren bezahlen.

Zudem wurde unmittelbar vor dem Saisonstart in Australien bekannt, dass sich am Jahresende auch Hauptsponsor Vodafone mit seinem auf 75 Millionen Euro geschätzten Etat von McLaren verabschieden wird.

"Richtige Enttäuschung"

"Die scheinen ein bisschen zu schwächeln. Zudem wird Hamilton als Fahrer fehlen. Er war auch eine starke Triebfeder für Jenson Button", hatte auch der frühere McLaren-Pilot Gerhard Berger schon vor der Abreise nach Australien Probleme für die "Chrompfeile" befürchtet.

Dabei hat McLaren die beiden letzten Rennen des Vorjahres in den USA und Brasilien gewonnen. Der danach aber völlig umgekrempelte MP4-28, mit dem Button und Perez um die WM kämpfen sollten, dürfte aber nicht das Gelbe vom Ei sein.

"Das war einer der schwierigsten Tage, an die ich mich erinnern kann. Eine richtige Enttäuschung", gestand Martin Whitmarsh in Melbourne am Freitag ein.

Button kämpferisch

"Wir hatten kaum Grip, es ist nicht viel nach vorne gegangen", gab der McLaren-Teamchef zu.

"Wir haben einiges am Auto geändert und verstehen noch nicht ganz, wie wir das Beste herausholen können. Aber die Saison ist lange."

Da hakte auch Button ein. Der 33-Jährige hat von den jüngsten vier Australien-Rennen drei gewonnen.

"Wir sind 2,4 Sekunden hinten, da wäre diesmal ein Platz in den Top-Ten schon eine Überraschung", war dem Weltmeister von 2009 bewusst, dass ein weiterer Erfolg wohl Utopie ist. "Aber noch ist nichts verloren. Es wartet zwar höllisch viel Arbeit, aber wir sind gut darin, das Steuer herumzureißen", gab sich Button kämpferisch.

Radikale Änderungen ein Fehler?

Einer der Gründe für die McLaren-Probleme könnte sein, dass Mercedes nicht nur Hamilton sondern auch den früheren Technikchef Paddy Lowe abgeworben hat. Zwar wird Lowe nach fast 20 Jahren bei McLaren vertragsbedingt erst 2014 für die Silberpfeile tätig sein können, bei McLaren ist er aber bereits frei gestellt.

Whitmarsh bestritt aber, dass Lowes Abgang Mitschuld an den aktuellen Problemen habe. Auch wenn er zugab, dass die Entscheidung, das neue Auto radikal zu ändern statt für das letzte Jahr mit V8-Saugmotoren einfach nur weiterzuentwickeln, womöglich falsch war.

"Bei so etwas gibt es eben immer ein Risiko. Wir glauben aber fest daran, dass wir eine ausbaufähige Plattform haben", beteuerte Whitmarsh. "Wir werden daher erst sehen, ob wir mit unserer Entscheidung richtig oder falsch lagen."

Der reichste Mann der Welt soll helfen

Zumindest in finanzieller Hinsicht zeichnet sich laut übereinstimmenden Medienberichten eine Lösung ab.

Niemand geringerer als der reichste Mann der Welt soll McLaren ab 2014 unter die Arme greifen.

Dank des jungen Hamilton-Ersatzes Sergio Perez könnte mit der Telmex des Telekom-Austria-Großaktionärs Carlos Slim wieder ein Mobilfunkunternehmen als tragende Finanzsäule bei McLaren dienen.