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Pastor Maldonado: Ein Schrecken mit Ende?

Pastor Maldonado: Ein Schrecken mit Ende?

Der Nationalsport Venezuelas ist Baseball, dann kommt Fußball und Basketball. Auch Pferderennen sind beliebt. Genauso der Hahnenkampf.

Schließlich gibt es da noch einen Formel-1-Piloten. Pastor Rafael Maldonado Motta. Er gewann 2010 die GP2-Serie ist seit nunmehr drei Jahren in der Königsklasse unterwegs. Erst für Williams und seit heuer für Lotus.

In Spanien 2012 erlebte Maldonado mit Pole Position und Sieg seine Sternstunde. Der Rest seiner Auftritte fällt zumeist unter die Kategorie Lach- und Krachgeschichten.  

Podest in Monaco: "Warum nicht?"

Besonders in dieser Saison reiht sich ein Lapsus nach dem anderen. Der 29-Jährige war bisher in jedem Rennen in einen Zwischenfall involviert und ist der einzige Pilot im Feld, der es noch nicht gechafft hat, seinen Teamkollegen im Qualifying zu schlagen.

Drei Mal nahm er bereits das Rennen vom Ende des Feldes auf, auch zuletzt in Spanien, als er im Q1 die Kontrolle über seinen Boliden verlor und in eine Mauer krachte.

Eines muss man Maldonado aber lassen. Von seinem Stolz hat der Bruchpilot - trotz seiner Patzer und dem damit einhergehenden Spott -  nichts eingebüßt. Ob das so gut ist, ist natürlich eine andere Frage. In Monaco hält er einen Podestplatz jedenfalls nicht für unmöglich.

„Man muss viel Glück haben, vor allem wegen des Verkehrs, besonders in Q2. Wenn man alles zusammenbekommt, warum nicht?“, lautet seine Prognose für das bevorstehende Wochenende.

Teamchef Lopez hat großes Vertrauen

Man kann also davon ausgehen, dass er alles geben wird. Da schrillen bei Teamchef Gerard Lopez – gerade vor dem Rennen in Monaco – die Alarmglocken. „Er ist ein Fahrer, der verstehen muss, dass er mit seinem Speed in manchen Momenten mit 95, 96 oder 97 Prozent dort hinkommt, wo er sein will. Erst in Q3 kann man dann voll ans Limit gehen“, verweist der Luxemburger auf den Vorfall in Barcelona.

Der 42-Jährige ist sich sicher, dass Maldonado genauso die Kurve bekommt wie Roman Grosjean. Auch der Franzose war vor nicht allzu langer Zeit noch als F1-Rowdy bekannt, entwickelte sich aber im letzten Jahr zu einem der verlässlichsten Fahrer im Feld.

„Die Leute haben ihn abgeschrieben, jetzt melden sie sich bei uns und wollen ihn abwerben. Wir werden das Ganze langfristig betrachten, im Moment haben wir noch keine Sorgen. Wir werden das Beste aus Pastor herausholen. Ich habe viel Vertrauen in ihn“, meint Lopez.

Unterstellungen und Uneinsichtigkeit

Es wäre eine Überraschung, sollte Maldonado eine ähnliche Wandlung hinbekommen. Während sich Grosjean nach seinen Unfällen durchaus einsichtig zeigte, hat man den Eindruck beim Venezolaner nicht unbedingt. Im Gegenteil.

Im Vorjahr unterstellte er seiner Crew bei Williams sogar, sein Auto manipuliert zu haben und nach dem bösen Crash heuer in Bahrain, als er den Sauber von Esteban Gutierrez abschoss und überdrehte, sah er sich umgehend selbst in der Opferrolle und erntete dafür Gelächter.

Wenn er so weiter macht, kann das Abenteuer Formel 1 schneller vorbei sein, als ihm lieb ist. Es ist kein Geheimnis, dass Maldonado hauptsächlich aufgrund der kräftigen finanziellen Mitgift des staatlichen Ölkonzernes PDVSA bei Lotus unterkam.

Venezuela beendet finanzielle Unterstützung

Jetzt ist damit aber Schluss. Sein Heimatland ist nicht mehr dazu bereit, Mittel zur Verfügung zu stellen. "Ich weiß, dass ich mir damit eine Menge Feinde machen werde, aber es wird kein einziger Dollar mehr in den Motorsport investiert", erklärt der venezolanische Sportminister Antonio Alvarez.

Er reagiert damit auf die angespannte Situation in seinem Land. Seit Jahresbeginn gibt es Unruhen und Proteste gegen den neuen Staatspräsidenten Nicolas Maduro. Hohe Inflation, Korruption und steigende Kriminalität machen dem Land zu schaffen.

Maldonado war ein Protegée von Vorgänger Hugo Chavez. Nach dessen Tod im Vorjahr gab es bereits Gerüchte über ein Ende der Unterstützung. "Damals haben alle gesagt, dass ich kein Cockpit mehr erhalten werde. Und ich sitze noch immer hier", bleibt er gelassen. Mal sehen, ob das so bleibt.

 

Andreas Terler