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Die Formel 1 steht unter Strom

Die Formel 1 steht unter Strom

Laut Informationen der "Sportbild" denken mehrere Teams über einen Boykott des Auftaktrennens in Melbourne nach. Grund dafür sind Sicherheitsbedenken nach dem Unfall von McLaren-Pilot Fernando Alonso in Barcelona.

Noch immer ist nicht geklärt, was den Crash des Spaniers ausgelöst hat, die Teams fordern daher eine rasche Aufklärung.

Sollte tatsächlich, wie vielfach vermutet, ein Stromschlag den Unfall ausgelöst haben, wäre das ein Super-Gau für die Hybrid-Technik in der Formel 1. Denn ein Stromschlag im Rennen könnte tödliche Folgen nach sich ziehen.

Ein Teamchef, der nicht genannt werden möchte, erklärt der "Sportbild": "Wenn ein Flugzeugtyp abstürzt und auch nur das geringste Risiko besteht, dass der Absturz wegen eines fehlerhaften Systems passiert ist, wird keine Maschine dieses Typs mehr in die Luft gelassen." Ähnlich würde sich das ganze mit den Hybrid-Antrieben in der Formel 1 verhalten.

Keine Garantien

Keine Garantien
McLaren hält sich bisher mit Details zum Unfallhergang zurück

Eine hundertprozentige Garantie dafür, dass es zu keinem Stromschlag kommt, können auch die bisher in der Formel 1 vertretenden Motorenhersteller nicht erteilen.

Sie sichern ihre Hochleistungsbatterien aber mit fünf getrennten Sicherheitssystemen ab, um die Gefahr zu minimieren. Neueinsteiger Honda soll Gerüchten zufolge seinen Antrieb nur mit drei Sicherheitssystemen abgesichert haben.

Sky Italia will währenddessen aus dem Umfeld des spanischen Doppel-Weltmeisters erfahren haben, dass er vor seinem Unfall einen heftigen Schlag im Rücken gespürt haben will. An alles weitere könne er sich nicht mehr erinnern.

"Fernando hat einen ordentlichen Schlag abbekommen, mit ernsten Konsequenzen. Seine Adern waren geplatzt, er konnte kaum fokussieren", berichtet auch Fabrizio Barbazza in der Zeitung "La Repubblica". Woher diese Informationen des ehemaligen Formel-1-Piloten stammen, ist aber unklar.

Medizinische Sicht

Medizinische Sicht
Alonso bei der Entlassung aus dem Krankenhaus in Barcelona

Fernando Alonso war zum Unfallzeitpunkt nicht sonderlich schnell unterwegs, sein seitlicher Aufprall war für Formel-1-Verhältnisse relativ sanft. Unterschätzen sollte man derartige Unfälle allerdings nicht, da es keine Knautsch-Zone gibt und der Anprall ungefiltert weiter gegeben wird.

Ein Modell-Athlet wie der Spanier sollte einen derartigen Anprall normalerweise dennoch überstehen - es sei denn, er hätte vorher schon ein medizinisches Problem, dass dafür sorgen würde, dass er sich nicht auf einen Einschlag vorbereiten und die Nackenmuskeln anspannen kann.

Der frühere Formel-1-Rennarzt Gary Hartstein zweifelt nicht daran, dass Alonso eine Gehirnerschütterung erlitten hat. "Jeder Mediziner hat schon starke Gehirnerschütterungen ohne große Symptome gesehen. Ebenso gibt es aber auch schwache Erschütterungen, die den Patienten in eine andere Welt befördern können", schreibt er auf seinem Blog.

"Aktuell gibt es daher nichts Verdächtiges - sollte Alonso aber auch das zweite Rennen absagen, sprechen wir von einer ganz anderen Geschichte."

Zweifel an der Version von McLaren

Auch die offizielle Kommunikation von McLaren wirft schiefes Licht auf den Unfall.

Anfangs hieß es, Alonso habe eine Gehirnerschütterung erlitten, am Tag darauf wurde er als unverletzt bezeichnet, bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hieß es, er wäre zu 100% fit.

Bei der Mitteilung, das Alonso in Melbourne nicht starten wird, wurde wieder auf die Gefahr einer zweiten Gehirnerschütterung hingewiesen.

Für die Bekanntgabe der angeblichen Unfallursache benötigte man über einen Tag, am Ende soll der Seitenwind daran schuld sein. Angesichts der Aussagen von Sebastian Vettel, der direkt hinter Alonso gefahren war und keine Probleme mit dem Wind gehabt hatte, wurde die offizielle Variante stets bezweifelt.

Kritik kam auch vom spanischen Pressefotografen Jordi Vidal Conejo, der zum Unfallzeitpunkt in Kurve drei gestanden war und klarstellt: "Da gab es keinen Wind."

Dafür berichtet er ausführlich über die Rettungsaktion, der Arzt habe Alonso mehrmals auf den Helm geschlagen, doch der wäre über zehn Minuten lang regungslos in seinem Auto sitzen geblieben.

Aufklärung wird gefordert

"Wenn einer meiner Fahrer einen derartigen Unfall gehabt hätte, würde ich alle Teams einladen, die Daten zu studieren, einfach nur, um Gewissheit zu haben. Honda muss jetzt gemeinsam mit der FIA Antworten liefern, die wir bisher nicht gekommen haben", so der nicht namentlich genannte Team-Chef gegenüber der "Sportbild."

Ähnliches hatte bereits Gerhard Berger gefordert, für ihn ist klar, dass McLaren die Telemetrie-Daten offen legen muss um alle Zweifel zu beseitigen.

Und auch der Verunfallte selbst scheint großes Interesse an einer Aufklärung zu haben. Die spanische "El Mundo" berichtet, dass Alonso intern Antworten fordert und erst nach einer vollständigen Klärung zurück ins Cockpit des McLaren kehren will.

 

Alexander Neuper