Im Spiel verraten wir, wes Geistes Kinde wir sind.
Diese alte Weisheit des römischen Dichters Ovid lässt sich ganz wunderbar auf die Gerüchteküche in der Formel 1 umlegen.
Es ist nichts Anderes als ein Spiel, das gespielt wird. Von den Fahrern, den Teams, den Medien. Jahr für Jahr. Es geht eben nie ohne Silly Season.
Auch verschiedene Rollen kommen immer wieder vor. Es gibt den König, über den jeder spricht, die Dame, die auch nicht mit ihren Reizen geizt und den Buben, der den Unterschied ausmachen kann.
Dann sind da natürlich noch die kleineren Nummern im großen Spiel der Königsklasse, ein paar liegen verdeckt im Stapel - unter Umständen auch ein Ass - und jedes Jahr gibt es auch den einen oder anderen, der gar nicht mitspielt, weil er das nicht muss.
Also. Wir spielen Fahrersuche 2015. Es wird ausgeteilt.
DER KÖNIG: Fernando Alonso
"Mal gewinnt man, mal verlieren die anderen", lautet das Motto des Asturiers. Denn anders als heuer auf der Rennstrecke versteht es der Ferrari-Pilot sehr gut, im Fahrer-Poker zu gewinnen. Natürlich ist er aufgrund seiner fahrerischen Fähigkeiten ein gefragter Mann, aber die macht er sich auch zu Nutze, wenn es um neue Verträge geht. Schon im Vorjahr wurde ein heißer Flirt mit Red Bull Racing publik, heuer ist Alonso auch Thema bei McLaren, wo für das Honda-Comeback ein Top-Pilot gesucht wird. Der Pastor Maldonado unter den Gerüchten – sprich: besonders verrückt – kam Anfang der Woche aus Italien. Sebastian Vettel und Alonso würden die Cockpits tauschen, hieß es von „Sky Italia“. Ferrari und Red Bull Racing dementierten unisono. „Ich bin glücklich da, wo ich bin“, ließ der vierfache Weltmeister via „Sport Bild“ wissen. Und auch der neue Ferrari-Präsident Sergio Marchionne schob dem fliegenden Wechsel einen Riegel vor. „Sie (also Alonso und Räikkönen, Anm.) werden weiterhin für uns fahren“, so sein Zitat in der „El Mundo Deportivo“. Der zweifache Champion reagierte gar verärgert. "Manchmal ist es traurig, wenn so etwas aus Italien kommt, wo aus irgendeinem seltsamen Grund diese Gerüchte erschaffen werden, die Ferrari nicht helfen", seufzte Alonso. Aber auch der temperamentvolle Routinier weiß wohl: Egal ob er wechselt oder nicht. Auf jedes Fremdgeh-Gerücht folgte bislang eine Umgarnung der Roten Göttin. Vermutlich finanzieller Natur. Deshalb ist er der Sieger, auch wenn er wohl bei Ferrari bleibt.
DIE DAME: Sebastian Vettel
DER BUBE: Jenson Button
DIE VERDECKTEN: Nasr, Palmer, Juncadella...
Sie scharren in den Startlöchern, aber haben sie auch das nötige Kleingeld? Nicht nur Pay Driver, auch talentierte Nachwuchsfahrer suchen ihren Platz in der Königsklasse. Einer davon ist Jolyon Palmer, der derzeit die Fahrer-Wertung in der GP2 mit 41 Punkten Vorsprung anführt. Er rechnet aber nicht mit einem Cockpit. "Wir sprechen mit ein paar Leuten, aber es ist schwierig, den Schritt zu machen, sofern wir nicht ein Paket zusammenbekommen", sagte der 23-jährige Brite zuletzt. Felipe Nasr klingt da optimistischer. Der Williams-Testpilot bestätigte Gespräche mit dem einen oder anderen Team. Force India oder Sauber könnten es sein. Bei Williams hat er 2015 garantiert keinen fixen Platz. Apropos Force India. Auch der Testfahrer der Inder, Daniel Juncadella, will mehr. "Ein weiteres Jahr als Reservefahrer würde keinen Sinn machen", so der Spanier, der auch auf Sponsorenunterstützung bauen könnte. McLaren-Junior Stoffel Vandoorne belegt derzeit Rang drei in der GP2 und wäre ebenfalls eine Empfehlung für Höheres.
Team | Fahrer | Fahrer |
---|---|---|
Mercedes | Lewis Hamilton | Nico Rosberg |
Red Bull | Sebastian Vettel | Daniel Ricciardo |
Ferrari | Fernando Alonso | Kimi Räikkönen |
Williams | Valtteri Bottas | Felipe Massa |
McLaren | ? | ? |
Force India | ? | ? |
Toro Rosso | Daniil Kvyat | Max Verstappen |
Lotus | Pastor Maldonado | ? |
Sauber | ? | ? |
Marussia | ? | ? |
Caterham | ? | ? |
DIE ANDEREN: Warten, Bangen, Hoffen
Geduld und Taktik sind gefragt. Und zwar bei den Fahrern, die noch kein Cockpit für 2015 fix haben. Romain Grosjean zum Beispiel. Der konnte in dieser Saison kaum Werbung in eigener Sache machen. Deshalb kann er sich gut vorstellen, bei Lotus zu bleiben. "Aber wenn ich bei einem großen Team eine Chance erhalte, dann werde ich nicht nein sagen", so der Franzose. Auch bei Sauber ist noch Vieles möglich. Esteban Gutierrez will bleiben, aber er habe auch andere Möglichkeiten, kündigte er vor ein paar Tagen an. Je kleiner die Teams, umso unsicherer die Lage. "Wir sprechen mit den Fahrern, allerdings können wir wahrscheinlich erst im Dezember etwas Endgültiges sagen", sagt Marussia-Teamchef John Booth. Die Zukunft von Jules Bianchi und Max Chilton ist also ungeklärt. Ganz und gar nichts weiß man bei Caterham. Aber dort werden auch zwischen den Trainings die Fahrer getauscht, weil sich die Vertragslage auf wundersame Art und Weise geändert hat.
Andreas Terler