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Sauber-Causa: Kaltenborn schweigt zu Vorwürfen

Sauber-Causa: Kaltenborn schweigt zu Vorwürfen

Die Klage-Posse zwischen dem Sauber-Formel-1-Team und dem niederländischen Piloten Giedo van der Garde beim Saisonstart in Australien geht weiter.

Es ist aber Land in Sicht. Der nächste Verhandlungstermin zwischen Sauber und dem Piloten, der einen Platz als Stammfahrer erklagt hat, wurde für Samstag angesetzt. Der Richter hat aber erstmals auch eine außergerichtliche Lösung angeregt.

Und die diesbezüglichen "ernsthaften" Gespräche haben offenbar auch begonnen. Das meldete zwei Tage vor dem ersten Saisonrennen zumindest das Umfeld van der Gardes am Freitagabend.

Der vorjährige Sauber-Reservefahrer hat einen von mehreren Gerichten bestätigten und offenbar gültigen Fahrervertrag für 2015. Sauber hat aber mit Marcus Ericsson (SWE) und Felipe Nasr (BRA) zwei weitere Piloten gemeldet und mit diesen auch die Winter-Testfahrten bestritten.

Van der Garde kommt, Mechaniker treten ab

Van der Garde hatte deshalb in der Schweiz sowie am Supreme Court von Victoria in Australien erfolgreich geklagt und vor dem ersten Training auch sein Recht wahrgenommen, ins Rennauto zu klettern. Nicht ohne Probleme freilich.

Erst nachdem man ihm einen Zutrittspass besorgt hatte, konnte er am Freitag ins Fahrerlager. Dann ließ er sich den Sitz im Auto des etwa gleich großen Ericsson anpassen und benutzte auch dessen Renn-Overall. Bis auf drei Mechaniker verließen alle Sauber-Mitarbeiter aber demonstrativ die Box.

Am Ende konnte Van der Garde aber doch nicht starten, weil man ihm die fehlende Superlizenz nicht rasch genug erteilen konnte. Sauber ließ Ericsson und Nasr dennoch erst im zweiten Training auf die Strecke, um keine Beschlagnahmung zu riskieren.

Diese droht ebenso wie eine Haftstrafe. Van der Garde hat Teamchefin Monisha Kaltenborn nämlich auch persönlich geklagt und dabei eine Strafe bzw. sogar Gefängnis für die Österreicherin gefordert.

Kaltenborn selbst wollte sich deshalb zu der Causa nicht äußern. "Dazu kann ich nichts sagen", wiederholte die 43-jährige, aus Indien stammende Wienerin auf alle Fragen bei der üblichen Freitags-Pressekonferenz der Teamchefs.

Vertrag nur mit Van der Gardes Firma?

Auch über die Gründe, warum die beiden Sauber-Piloten im zweiten Training fahren konnten, äußerte sie sich nicht.

Sie fühle sich aber weiter in der Lage, das Team zu führen und habe keine Intentionen, zurückzutreten, betonte die Juristin, die auch ein Drittel des Teams besitzt. Auch die Position von Team-Gründer Peter Sauber habe sich nicht geändert.

Damit bleibt weiter unklar, warum das Schweizer Team, das im Vorjahr erstmals seit der Teilnahme an der Formel-1-WM ohne Punkt geblieben war, mit mehr als zwei Fahrern Verträge abgeschlossen hat.

Bei Sauber ist man der Ansicht, den Vertrag nicht persönlich, sondern lediglich mit der Firma Van der Gardes abgeschlossen zu haben und diesen zudem auch wieder beendet zu haben.

Kaltenborn: "Hat definitiv negative Auswirkungen"

Als Einsatz-Fahrer waren termingerecht Ericsson und Nasr genannt worden. Beide haben dem Vernehmen nach deutlich mehr Sponsorgelder mitgebracht als Van der Garde. Sauber, dessen Jahres-Budget auf 85 Mio. Euro geschätzt wird, braucht diese Mitgiften.

Das seit 1993 bestehende Team aus Hinwil, das mit Raffaele Marciello den italienischen GP2-Teamkollegen des Österreichers Rene Binder als Ersatzfahrer beschäftigt, fordert seit langem einen Sparkurs.

"Das alles hat definitiv sehr negative Auswirkungen auf das Team", lautet eine der wenigen Stellungnahmen Kaltenborns. Sie deutet aber ebenfalls an, dass Bewegung in die leidige Affäre gekommen ist.

Lauda: "Was gibt es da zu rätseln?"

"Die Situation war einige Zeit unklar, jetzt laufen Aktionen." Man habe eine klare Sicht von dem, was man getan habe. "Der momentane Ausgang ist aber ein anderer, mehr kann ich dazu nicht sagen."

Kaltenborns Kollegen bedauerten vor allem, dass die Klags-Causa den Saison-Auftakt in Melbourne überschattet.

"Wir kennen keine Details. Aber die Saison so zu starten, ist nicht gerade perfekt", sagte Toto Wolff von Mercedes. "In der Formel 1 hat es aber immer Kontroversen gegeben."

Ex-Weltmeister Niki Lauda hatte seine eigene Sichtweise. "Sauber ist mehrfach verurteilt worden. Was gibt es da zu rätseln? Ich kann auch meine Hotelrechnung nicht bezahlen und am nächsten Tag einfach wiederkommen."