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Was tut sich bei den Favoriten? F1-Teamcheck, Teil 2

Was tut sich bei den Favoriten? F1-Teamcheck, Teil 2

Beim ersten Sieg freut sich jeder mit dir, ab dem zweiten betrachtet man dich als Feind.

Das Sportgeschäft ist wahrlich nicht immer einfach. Doch Sebastian Vettel und Red Bull Racing haben es geschafft: 2010, 2011 und auch 2012 gingen Fahrer- und Konstrukteurs-WM-Titel an die derzeit beste Paarung in der Königsklasse des Motorsports.

Da Seriensiege(r) auf Dauer allerdings langweilig werden, steigt die Anzahl derer, die sich eine Wachablöse an der Spitze der Formel 1 wünschen.

Ecclestone hofft auf Ferrari

Dazu gehört auch Bernie Ecclestone. Gegenüber dem "Corriere della Sera" betonte der Zampano: "Red Bull hat viel für das Ansehen unseres Sports getan, die Formel 1 muss dem Rennstall dankbar sein. Doch nach drei Jahren wäre es nicht schlecht, wenn es zu einem Wechsel an der Spitze käme, vielleicht im Zeichen Ferraris."

Die Überlegenheit Red Bulls zu durchbrechen, wird allerdings schwer, zumal es heuer - aufgrund des großen, technischen Umbruches 2014 - kaum Modifikationen im Reglement gibt.

Im Vergleich zur letzten Saison hat sich die Nutzung des DRS-Heckflügels verändert. Das Regelwerk besagt, dass die Piloten den Flügel im Training nur noch in den DRS-Zonen verstellen dürfen - so, wie es 2012 während der Rennen der Fall war. Auch die Frontflügel-Tests wurden verschärft, zukünftig ist nur noch eine streng limitierte Biegung erlaubt. Das Minimalgewicht der Boliden wurde minimal erhöht, da auch die neuen Pirelli-Reifen an Gewicht zugelegt haben.

Die Konkurrenz zeigt sich derweil wenig respektvoll ob der Dominanz Red Bulls in der jüngeren Vergangenheit. Speziell Sebastian Vettel bekommt von seinen Mitstreitern direkt und indirekt sein Fett weg.

Weder wird der Heppenheimer als schärfster Rivale im Kampf um die WM-Krone gesehen, noch darf er sich laut eines McLaren-Piloten schnellster Deutscher nennen.

In der neuen Saison ein gutes Team?

Red Bull: Never change a winning team

Jahrelang hatte RBR keine anderen Sponsoren, heuer gibt es mit Infiniti gleich einen neuen Titelsponsor - somit heißt das Team nun "Infiniti Red Bull Racing". Die Piloten dagegen bleiben dieselben - Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel sowie Mark Webber (WM-Sechster) besetzen erneut die Cockpits bei den "Bullen". Kein Wunder, fuhren die beiden doch 14 Podestplätze - darunter sieben Siege - ein und gewannen mit 460 Punkten das dritte Jahr in Folge die Konstrukteurs-WM.

Doch nicht immer harmonierten die beiden Piloten, zuletzt attestierte der Motorsportbeauftragte Helmut Marko Webber fehlenden Teamgeist und kritisierte die mangelnde Unterstützung des Australiers, der in Brasilien seinen Teamkollegen sogar abdrängte. Red-Bull-Boss Didi Mateschitz und Teamchef Christian Horner setzten sich allerdings für den 26-Jährigen ein, sodass dessen Vertrag um ein weiteres Jahre verlängert wurde.

Der spannende Kampf um den WM-Titel, der erst im letzten Rennen entschieden wurde, scheint allerdings seinen Tribut zu fordern. Die verlängerte Entwicklungszeit am alten Auto hat laut Chefdesigner Adrian Newey Auswirkungen auf die Saison 2013. "Wenn ich ehrlich bin, hat das den Zeitplan für das neue Auto mehr beeinflusst, als uns das lieb war", so der RBR-Stardesigner gegenüber "Autosport". Durch die Reglementänderungen - Verbote des auspuffangeblasenen Diffusors im Heck sowie der flexiblen Frontflügel und Einschränkungen bei den Motormappings - wurde lange nach einem Weg gesucht, den verlorenen Anpressdruck wieder zurück zu bekommen. Zusätzlich verbot die FIA mehrere Entwicklungen des Briten, der daraufhin vor Vereinheitlichung warnte und mehr Entwicklungsfreiraum forderte.

Entgegen anders lautender Gerüchte über einen Wechsel zu Ferrari hielt auch Horner seinem Arbeitgeber die Treue. Gegenüber "Sport Bild" dementierte Marko kolportierte Verhandlungen des Teamchefs mit der Scuderia humorvoll: "Wie kann Christian in Maranello verhandeln? Wir haben seinen Vertrag bis 2017 verlängert."

Massa und Alonso - eine optimale Beziehung

Ferrari: Besser als im Vorjahr

Vize-Weltmeister Fernando Alonso sowie Felipe Massa (WM-Siebenter) arbeiten weiterhin für Ferrari und werden den am 1. Februar präsentierten F138 lenken. "Ich denke, es gibt zwei oder drei Teams, die die Siege unter sich ausmachen werden, und ich hoffe, dass wir eines davon sein werden," so Alonso bei der Präsentation des neuen Boliden in Maranello. Da die Italiener seit Beginn der WM immer dabei sind, ist der F138 schon das 59. Formel-1-Modell Ferraris.

Trotz Vettels drittem Erfolg in Serie sieht Alsonso den Deutschen, der ihm zweimal innerhalb von drei Jahren im letzten Rennen den Titel weggeschnappt hat, nicht als seinen größten Konkurrenten an. Beim alljährlichen Saisonauftakt-Event "Wrooom" sagte er: "Wer ist der stärkste Gegner? Wer ist der stärkste Fahrer? Meine Antwort ist Hamilton."

Seine eigenen Chancen schätzt Alonso als sehr viel besser ein als im Vorjahr. Gerade bei den Testfahrten werde man besser abschneiden, so der Spanier, denn "schlechter zu beginnen, als wir das letztes Jahr getan haben, ist wahrscheinlich unmöglich." Auch sieht er seinen Teamkollegen Massa weiter vorne. Der Brasilianer dachte laut italienischen Medien schon an einen Rücktritt: "Es ist mir viel Negatives passiert. Auch wenn ich dachte, gute Leistungen erbracht zu haben, gab es immer etwas, was nicht richtig lief. Oft habe ich an einen Rückzug gedacht."

Die Wende brachte ein Familienurlaub, seitdem habe er wieder Spaß an der Formel 1 und sei konkurrenzfähig. Dies bestätigten seine starken Leistungen gegen Saisonende, sein Aufschwung begann mit einem zweiten Platz beim Großen Preis von Japan. Der 31-Jährige ist davon überzeugt, dass er von seinem spanischen Teamkollegen unterstützt wird: "Sollte ich in der neuen Saison wettbewerbsfähig sein, bin ich überzeugt, dass Fernando mir helfen wird. Mit Fernando habe ich eine optimale Beziehung."

Rennkalender

Das erste Rennen der Saison 2013 findet am 17. März in Melbourne statt. Ingesamt werden 19 Grands Prix bestritten.

Ursprünglich hatte Ecclestone geplant, wie schon im vergangenen Jahr 20 Rennen zu veranstalten. Da sich jedoch die Premiere eines zweiten US-Rennens, das in den Straßen New Jerseys für Furore sorgen sollte, wegen Bauverzögerungen und Finanzproblemen verschiebt, musste der Terminplan noch einmal korrigiert werden.

Zäh verliefen auch die Gespräche bezüglich des Deutschland-GPs. Erst nach langen Verhandlungen mit der insolventen Betriebsgesellschaft Nürburgring wurde eine Einigung erzielt, das Rennen findet nun doch auf der Traditionsstrecke in der Eifel statt. Der Hockenheimring war bereits als Alternative in Betracht gezogen worden.

Nicht länger dabei ist der Valencia Street Circuit, der in den vergangenen fünf Jahren fixer Bestandteil des Rennkalenders war.

Teamcheck, Teil 2 (>>> HIER geht's zu Teil 1 <<<)

Hohe Ambitionen bei Perez und Button

McLaren: Nicht zu unterschätzen

Jenson Buttons (WM-Fünfter) neuer Teamkollege Sergio Perez (WM-Zehnter) kommt von Sauber, bringt drei Podestplätze aus der letzten Saison mit und nimmt den Platz von Lewis Hamilton ein. Damit wird Button bei McLaren zum Teamleader. Der Brite, letzter Saisonsieger 2012, kann den Saisonbeginn kaum erwarten: "Es ist immer spannend, wenn man denkt, dass man gute Chancen im Kampf um die Weltmeisterschaft hat."

Indes hat sich für "Checo" Perez einiges verändert - vor allem die Erwartungshaltung: "Bei Sauber ging es darum, das Maximum aus den Rennen herauszuholen, nicht so sehr aus dem Qualifying. Hier ist es das Ziel, auf der Pole-Position zu stehen und den Grand Prix zu gewinnen." Er ist nicht mehr auf die Experimente eines kleineren Teams angewiesen. "Normalerweise ist die schnellste Taktik die mit mehr Reifenwechseln und Vollgas die ganze Zeit." Sauber setzte als Kontrast zu den Top-Teams zumeinst auf eine reifenschonende Strategie, um einen Boxenstopp einzusparen. Der Mexikaner weiß, das er sich von Button noch einiges abschauen kann. Er soll sich laut Sportdirektor Sam Michael gut integriert und seine Arbeitsmethoden schnell angepasst haben.

Sauber-Teammanager Beat Zehnder gerät über seinen ehemaligen Schützling gegenüber "auto-motor-und-sport.de" ins Schwärmen: "In Sachen Reifen-Management ist er ein Naturtalent. Er hat ein unglaublich gutes Gefühl, wie er das Beste aus den Pneus herausholt und sie gleichzeitig am Leben hält. Wir haben schon ein paar Mal gesehen: Wenn alles zusammenpasst, dann fliegt er förmlich." Derartige Aussagen stärkten Perez' Selbstbewusstsein, sodass dieser sogar schon offen von Titel-Ambitionen sprach.

F1-Legende und Dreifach-Weltmeister (1969, 1971, 1973) Jackie Stewart dagegen traut Button, dem Weltmeister von 2009, einen weiteren Titel zu: "Er muss sich nicht mehr länger mit Lewis auseinandersetzen. Es ist an der Zeit, dass er sich als Nummer-eins-Fahrer sieht."

McLaren sollte also keineswegs unterschätzt werden, zumal das Team in der vergangenen Saison sieben Siege und acht Poles holte - ebensoviele wie RBR. Am 31. Jänner präsentierte der Rennstall sein neues Auto, das sich rein äußerlich kaum von seinem Vorgänger unterscheidet. Teamchef Martin Whitmarsh gab sich kämpferisch und kündigte an: "2013 fahren wir natürlich um Siege mit."

Platz drei fest im Visier

Lotus: Denn sie wissen, was sie tun

Der Weltmeister von 2007, Kimi Räikkönen (WM-Dritter 2012), bleibt auch im zweiten Jahr seines Comebacks bei Lotus. Daneben besetzt Romain Grosjean (WM-Achter), der im letzten Jahr für einige Probleme sorgte, weiterhin das zweite Cockpit.

Lotus präsentierte als erstes Team seinen neuen Boliden, der dem alten aufgrund der wenigen Regeländerungen relativ ähnlich sieht und ist. Vielleicht kein schlechtes Zeichen, verfehlten doch in der Vergangenheit technische Innovationen wie der Coanda-Auspuff oder das Doppel-DRS desöfteren ihre Wirkung. Räikkönen - wie gewohnt wortkarg - machte in einem schriftlichen Interview aus seinen Zielen keinen Hehl: "Natürlich gibt es einen ziemlich harten Wettkampf und jeder möchte gewinnen. Das Team hat aber schon jeden geschlagen, und es gibt keinen Grund, warum das nicht wieder gelingen sollte", so der Finne, der in seinem Comeback-Jahr sieben Mal aufs Podium fuhr, in Abu Dhabi seinen 19. GP-Triumph schaffte und somit alle Kritiker verstummen ließ. Unvergessen sein Spruch, während er zum Sieg fuhr: "Lasst mich in Ruhe, ich weiß, was ich tue."

Sein Teamkollege Grosjean schien dies hingegen 2012 nicht immer zu wissen und sorgte für so manche Kollision, womit er sich den Unmut der Konkurrenz zuzog. Vor allem in den Anfangsrunden zeichnete er gleich mehrfach für völlig übermotivierte und unnötige Unfälle verantwortlich. Höhepunkt war der Crash in Spa-Francorchamps, der ihm ein Rennen Sperre einhandelte.

Inzwischen zeigt sich der Franzose reuig und schwört, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Er entschuldigte sich in der Vergangenheit mehrfach für seine Dummheiten und wertete es als gutes Zeichen, dass es in den letzten fünf Rennen keine weiteren Zwischenfälle mehr gab. Der 26-Jährige gelobt Besserung: "Ich habe jetzt viel mehr Erfahrung in der Formel 1. Ich weiß jetzt noch besser, wie ich mit den Ingenieuren zusammenzuarbeiten habe." Gegenüber französischen Medien fügte er hinzu: „Ich denke nicht, dass es mein Ziel sein kann, um alles auf der Welt zu gewinnen. Denn mein Traum ist es, eines Tages Weltmeister zu werden."

Lotus hat sich Webbers Renningenieur Ciaron Pilbeam geangelt, er kommt für Simon Rennie als neuer Chef-Renningenieur ins Team. Rennie hingegen nimmt Pilbeams Platz bei Red Bull ein - die beiden haben somit ihre Rollen genau getauscht. Das Saisonziel des Rennstalls ist ambitioniert, mindestens Platz drei soll in der Konstrukteurswertung am Ende herausspringen. Im Vorjahr reihte sich Lotus noch hinter Red Bull, Ferrari und McLaren an vierter Position ein. Teamchef Eric Boullier glaubt fest an eine Verbesserung: "Im vergangenen Jahr haben wir im Sommer ein bisschen Boden verloren, aber wir wissen, wo und warum das passiert ist. Wir haben aus unseren Fehlern gelernt."

Seit Jahren befreundet: Hamilton und Rosberg

Mercedes: Jahr eins ohne "Schumi"

Nach dem wohl endgültigen Rücktritt von Michael Schumacher bekommt Nico Rosberg (WM-Neunter) mit Lewis Hamilton den WM-Vierten als neuen Teamkollegen - viele erwarten ein hartes Stallduell der beiden Piloten.

Lewis Hamilton hat mit McLaren das Team, welches ihn von Kindesbeinen an unterstützt hat, verlassen, um bei Mercedes sein Glück zu finden. Es war ein Wechsel, der - angesichts der Silberpfeil-Performance der vergangenen Saison - für viele überraschend kam. Hamilton stapelte zunächst tief und bat seine Fans um Eingewöhnungszeit, da er befürchtete, nicht von Beginn an auf Sieg fahren zu können. Inzwischen glaubt er an den Erfolg mit seinem neuen Arbeitgeber: „Gebt mir ein gutes Auto, und ich kann noch mal Weltmeister werden. Ich fühle, dass hier gerade neue Geschichte geschrieben wird. Und ich will Teil davon sein,“ so der Weltmeister von 2008 gegenüber der "Bild am Sonntag".

Nico Rosberg - und nicht etwa Sebastian Vettel - wird von Sergio Perez für den schnellsten deutschen Fahrer gehalten: "Ich glaube, dass Nico Rosberg vom reinen Speed her der schnellste Deutsche ist." Der 27-Jährige selbst wünscht sich nach seinem ersten Grand-Prix-Sieg 2012 mindestens einen weiteren Erfolg in der neuen Saison.

Mercedes hat sein Team im Vergleich zum Vorjahr erheblich umstrukturiert: Der Abgang von Motorsportchef Norbert Haug - nach 22 Jahren - muss kompensiert werden. In seiner Ära fuhren Mercedes-Teams in verschiedenen Serien in ingesamt 986 Rennen 439 Siege ein. Fünf Wochen nach der Trennung präsentierten die Stuttgarter mit dem 41-jährigen Toto Wolff den neuen starken Mann. Der Wiener soll gemeinsam mit Niki Lauda, der die Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm, dafür sorgen, den Traditionsrennstall wieder auf die Erfolgsspur zu bringen.

Lange gab es Gerüchte, dass Paddy Lowe von McLaren zu Mercedes kommen und Teamchef Ross Brawn ablösen könnte. Vorerst bleibt Lowe jedoch bei McLaren, allerdings sieht das 2014 möglicherweise schon ganz anders aus. Nach einem Bericht von "Motorsport-Total.com" hat Brawn bei Mercedes bereits von sich aus mit Rücktritt gedroht. Er soll Probleme in der Zusammenarbeit mit Lauda und Wolff haben.

Mercedes präsentiert als letztes der großen Teams am 4.Februar seinen neuen Boliden, den Mercedes AMG Petronas F1 W04, bevor es dann am 5. Februar mit den Testfahrten der Formel 1 losgeht.

 

Henriette Werner

 

>>> "Ohne Moos nix los" - TEIL 1 des großen LAOLA1-Teamchecks <<<