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Der Winterschlaf ist vorüber - die F1-Teams im Check

Der Winterschlaf ist vorüber - die F1-Teams im Check

Von 5. bis 8. Februar finden in Jerez de la Frontera die ersten Testfahrten vor Beginn der neuen Formel-1-Saison statt. Nach und nach lüften die Rennställe die Geheimnisse ihrer neuen Boliden (Präsentations-Termine).

Doch bevor es losgeht, wirft LAOLA1 einen Blick darauf, welche Neuerungen die neue Formel-1-Saison mit sich bringt und was sich den Winter über getan hat.

Elf statt zwölf

Zunächst einmal werden in der neuen Saison mit Red Bull Racing, Ferrari, McLaren, Lotus, Mercedes, Sauber, Force India, Williams, Toro Rosso, Caterham und Marussia nur noch elf statt zwölf Teams an den Start gehen.

HRT wird nach drei Jahren Formel 1 in der kommenden Saison nicht mehr dabei sein – für 2013 wurde keine offizielle Einschreibung vorgenommen und auch Teamchef Luis Perez-Sala bestätigte bereits das Aus. "Es war nicht möglich weiterzumachen", sprach er die nicht länger bewältigbaren Finanzprobleme an.

Mit HRT verlässt das schwächste Team, welches mehrfach durch instabile Autos auffiel und mit Platz 15 durch Narain Karthikeyan in Monaco das beste Ergebnis einfuhr, die Königsklasse.

Allerdings kamen bereits Gerüchte auf, wonach es bald einen Nachfolger geben könnte, nordamerikanische Investoren wollen mit einem Team names Scorpion Race den freigewordenen Slot übernehmen. Sollte diese Option tatsächlich greifen, ist es jedoch wahrscheinlich, dass der Rennstall erst ab 2014 einsteigt.

Bleibt wieder nur ein Jahr: Nico Hülkenberg

Sauber: Viel Talent, wenig Erfahrung

Neues Jahr, neues Glück - Sauber versucht sich 2013 mit zwei neuen Piloten. Fuhren 2012 noch Sergio Perez (WM-Zehnter) und Kamui Kobayashi (WM-Zwölfter) für das Team von Monisha Kaltenborn, werden es 2013 Formel-1-Debütant Esteban Gutierrez sowie Nico Hülkenberg, der zuvor für Force India startete, sein.

Über GP-2-Aufsteiger Gutierrez munkelt man, dass der Mexikaner vor allem aufgrund seiner Sponsor-Millionen zum F1-Fahrer aufgestiegen ist - zumal Sauber nach dem Abgang von Perez sicherlich nicht gerne auf das Geld des mexikanischen Telekommunikations-Unternehmens Telmex verzichtet hätte. Kobayashi hingegen bekam kein neues Cockpit, obwohl er sich verzweifelt um private Spendengeber bemühte.

Hülkenberg hat erneut einen Einjahresvertrag unterschrieben. Der 25-Jährige fuhr zuvor schon für Williams und Force India.

Da Gutierrez ein F1-Neuling ist, gilt sein deutscher Teamkollege als Nummer eins. Die Leader-Rolle ist neu für den 25-Jährigen, doch auf der offiziellen F1-Homepage gibt er an, dass dies nicht viel ändere: "Bei Sauber bekommen beide Fahrer die gleiche Ausstattung und Behandlung. Ich werde einfach hart zusammen mit Esteban daran arbeiten, das Team nach vorn zu führen."

 

Finanzielle Probleme

Doch HRT ist nicht das einzige Team, das in Schwierigkeiten steckt.

Bei weiteren drei F1-Teams herrscht laut "BILD" akute Finanznot – Marussia, Caterham und Force India scheinen betroffen zu sein.

Bei ebendiesen Rennställen ist auch das zweite Cockpit noch zu vergeben, wobei die Rennställe wohl auf sogenannte „Bezahlfahrer“ hoffen.

„Bezahlfahrer“

In der Königsklasse braucht es längst nicht mehr nur Talent, um ein Cockpit zu ergattern. Heutzutage spielt auch die Mitgift der persönlichen Sponsoren eine entscheidende Rolle.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist Pastor Maldonado, bei dem 2011 neben seinen Erfolgen in der GP2 auch die Millionen der größten Erdölgesellschaft Venezuelas (PDVSA) bei Williams dafür sprachen, ihm ein Cockpit zu geben.

Die Verpflichtung zahlte sich durchaus aus, sorgte der Venezolaner doch 2012 beim großen Preis von Spanien für den ersten Williams-Sieg seit sieben Jahren.

Auch bei der Vergabe einiger aktueller Cockpits werden ähnliche Beweggründe vermutet.

 

Teil 1 des LAOLA1-Teamchecks: (>>> HIER geht's zu Teil 2 <<<)

Noch ist di Resta der einzige Force-India-Pilot

Force India: Hoffen auf Investoren

Beim indischen Team steht mit dem WM-14. des Vorjahres - Paul di Resta - bisher nur ein Pilot fest. Nico Hülkenberg hat den Rennstall in Richtung Sauber verlasssen.

Die besten Chancen werden Adrian Sutil und Jules Bianchi - für den sich Ferrari sehr einsetzt - zugesprochen, doch auch Bruno Senna und Luiz Razia könnten noch eine Rolle bei der Vergabe des zweiten Cockpits spielen.

Gerüchten über finanzielle Probleme des Team-Besitzers Vijay Mallya wird vehement widersprochen: "Da ist absolut nichts dran", wehrte sich Teamchef Bob Fernley Im Gespräch mit "Autosport".

Paul di Resta hofft auf einen guten Start in die neue Saison, nachdem das Team in den letzten beiden Jahren nur mühsam in die Gänge kam. Der Schotte fühlt sich - vor allem im Vergleich mit seinem Ex-Teamkollegen - unter Wert verkauft. "Nico hatte seine schwierige Zeit zu Saisonbeginn, ich hatte meine am Ende", so di Resta gegenüber "Autosport". "Leider war es nicht die richtige Zeit, damit sich die Leute an meine guten Rennen erinnern." Dennoch ist der 26-Jährige motivierter denn je. "Ich werde weiterhin alles für Force India geben, aber ich will Rennen gewinnen, ich möchte etwas erreichen", so der Schotte, für den es - wenn es nach ihm geht - das letzte Jahr beim indischen Rennstall werden soll.

Auf der Suche nach Konstanz: Maldonado

Williams: Licht und Schatten

Neben dem Venezolaner Pastor Maldonado hat es Rookie Valtteri Bottas ins Williams-Cockpit geschafft - für ihn musste Bruno Senna weichen.

Maldonado sorgte mit seinem Sieg beim großen Preis von Spanien für den ersten venezolanischen Sieg in der Formel 1 - nun traut man ihm teamintern sogar zu, zum permanenten Spitzenfahrer zu mutieren. Allerdings wurde Maldonado 2012 in der Endabrechnung nur WM-15, da er lediglich bei fünf Rennen die Punkteränge erreichte und mit zahlreichen Unfällen für Aufsehen sorgte.

Frischling Bottas wird seine erste Formel-1-Saison bei Williams bestreiten, immerhin absolvierte der Finne aber in der vergangenen Saison schon zahlreiche Freitagseinsätze sowie den Young-Driver-Test in Silverstone und verfügt somit über einen ersten Erfahrungsschatz in einem Formel-1-Boliden.

"Im kommenden Jahr geht es darum, zu lernen, so schnell wie möglich auf Tempo zu kommen, Fehler zu minimieren und so viele Punkte wie möglich nach Hause zu bringen", hat sich Bottas zunächst keine unerreichbaren Ziele gesetzt. Doch diese sollen sich schon bald ändern. "Ich will mich gut schlagen und eines Tages Weltmeister werden", so der 23-Jährige.

Im Technikstab gab es einige Veränderungen, unter anderem verließ Chefingenieur Mark Gillan den Traditionsrennstall und Renndirektor Toto Wolff hat das Team in Richtung Mercedes verlassen: "Ich verlasse Williams im Guten und werde das Team und meine Freunde dort vermissen", so der Österreicher. Seine Frau, Susie Wolff, bleibt hingegen Testfahrerin.

Ricciardo und Vergne dürfen bleiben

Toro Rosso: Geduld mit dem Nachwuchs

Red Bull scheint auf Konstanz zu setzen, denn auch beim zweiten Team des Getränkeherstellers verändern sich die Cockpits nicht. Daniel Ricciardo (WM-17.) und Jean-Eric Vergne (WM-16.) füllen weiterhin die Rolle der Stammpiloten aus.

Ricciardo obliegt das Privileg, die Jungernfahrt des neuen Boliden durchzuführen. Der 23-Jährige wird den STR8 am 5. Februar erstmals auf die Strecke bringen.

Die beiden Red-Bull-Teams weisen sehr große Leistungsunterschiede auf. Gewann Red Bull Racing die Konstrukteurswertung, belegte Toro Rosso mit gerade einmal 26 Punkten Platz neun und damit den letzten Platz jener Rennställe, die 2012 Punkte holten. Red-Bull-Chef Didi Mateschitz ist mit seinen Piloten dennoch zufrieden. "Toro Rosso ist unser Nachwuchsteam und natürlich hat es andere Ziele als das Red-Bull-Team", so der Österreicher im Gespräch mit "Auto".

Dafür verlangt er Fortschritte in der Entwicklung: "Ich muss sagen, dass wir mit der Entwicklung des Autos nicht zufrieden sind. Es müssen signifikante Verbesserungen gefunden werden." Aufgrunddessen wurden einige personelle Neuerungen vorgenommen: James Key fungiert fortan als Chefdesigner, Steve Nielsen ist neuer Sportdirektor bei Toro Rosso. Nielsen hatte zuletzt für Caterham und davor bei Lotus (ehemals Renault) gearbeitet.

Franzose allein zu Hause

Caterham: Stabilität trotz Änderungen

Von Marussia ist der Franzose Charles Pic zu den Briten gewechselt, der 22-Jährige brachte rund acht Millionen Euro mit. Pic wehrt sich jedoch vehement gegen Vorwürfe, die besagen, dass er nur aufgrund von ausreichenden Sponsorgeldern im Cockpit sitze. Gegenüber "Le Monde" erklärte er: "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass ein Fahrer nur dank der Sponsoren ein Cockpit erhält - das passiert durch die Performance. Der größte Faktor ist die fahrerische Qualität, der Speed, die Fahrzeugkontrolle."

Der Platz neben Pic blieb lange vakant, wurde schließlich aber am Freitag besetzt. Voraussetzung für die Anstellung waren finanzkräftige Hintermänner, die Giedo van der Garde offensichtlich aufstellen konnte. Der Niederländer, im Vorjahr als Testfahrer und GP2-Pilot (Gesamt-Sechster) engagiert, wurde zum Stammpiloten befördert.

"Ich bin überaus glücklich, dass ich 2013 für Caterham in der Formel 1 fahren kann. Ich weiß, dass ich bereit bin für den nächsten Schritt", will der 27-Jährige seine Chance unbedingt nützen.

Der Druck auf das Fahrer-Duo ist groß. Neo-Teamchef Cyril Abiteboul erwartet sich von dieser Saison mehr als von der vorherigen: "Wir müssen Stabilität in das Team bringen, auch wenn erneut viele Änderungen getätigt wurden.“

Nach nur einem GP1-Jahr schon F1-Stammpilot

Marussia: Pilot mit Mitgift gesucht

Ein Jahr in der GP1 sowie eine reiche Mitgift haben dem bisherigen Test- und Ersatzfahrer Marussias, Max Chilton, gereicht, um zum Formel-1-Stammpiloten aufzusteigen.

"Die Bekanntgabe, dass ich im Jahr 2013 für das Formel-1-Team von Marussia fahren werde, bildet für mich den Schlusspunkt eines fantastischen Jahres, in dem ich – mit Pole Positions und Siegen in der GP2 und meinen Vorstellungen beim Young-Driver-Test und dem 1. freien Training in Abu Dhabi – viel gelernt habe. Diese Schritte haben jeden überzeugt, dass ich das Zeug habe, auf der höchsten Stufe des Motorsports anzutreten", erklärte der Brite Ende 2012 seinen Aufstieg.

In der letzten Saison fuhren Charles Pic und Timo Glock für den russischen Rennstall, allerdings holten beide Piloten keinen einzigen Zähler. Nachdem Glocks Vertrag im Jänner aufgrund von finanziellen Problemen überraschend "einvernehmlich" aufgelöst wurde, musste ein Nachfolger für den Deutschen gesucht werden.

Essenziell für den Neuankömmling: Er sollte monetär möglichst breit aufgestellt sein. Ein Umstand, der offenbar auf Luiz Razia zutrifft. Medienberichten zufolge hat sich Marussia auf den 23-Jährigen festgelegt.

Der Brasilianer stand bereits 2010 beim Marussia-Vorgänger Virgin als Testfahrer unter Vertrag und übte dieselbe Rolle im Jahr darauf bei Lotus aus. 2012 wurde er schließlich Gesamtzweiter in der GP2. Eine offizielle Bestätigung steht vorerst noch aus.

Glock sieht indes schwere Zeiten auf die kleineren Formel-1-Teams zukommen: "Solange dieses Modell in der Formel 1 so weitergeht, wird es für die kleineren Teams immer schwerer, im Rennen zu bleiben", so der Deutsche, der in der DTM Fuß fassen will, zur "FAZ". Er beklagte, "dass die Schere zwischen den großen und den kleinen Teams immer weiter aufgeht".

Henriette Werner

 

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