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Die Aufreger der Formel-1-Saison

Die Aufreger der Formel-1-Saison

Die Formel 1 2011 war langweilig? Sportlich gesehen, ja.

Zu dominant war Sebastian Vettel, zu wenig fehleranfällig der pfeilschnelle RB7 von Adrian Newey.

Dennoch gingen die Wogen auf und abseits der Strecke hoch. So bekamen sich etwa Lewis Hamilton und Felipe Massa in die Haare, Bernie Ecclestone spielte mit den künftigen Veranstaltern und Robert Kubica war nach einem schweren Unfall froh, überhaupt seine Hand behalten zu dürfen.

Das waren die Aufreger der F1-Saison 2011:

Perez und der Monaco-Schocker

2:26 Minuten zeigte die Uhr im Q3 zum GP von Monaco an, als Millionen Fans der Atem stockte. Sergio Perez knallte mit mehr als 250 km/h nach der Tunnelausfahrt seitlich in die Leitplanken und raste anschließend nahezu ungebremst seitlich in die Begrenzungsmauer. Erinnerungen an den Wendlinger-Unfall 1994 wurden wach, als dieser nach einem ähnlichen Crash wochenlang im Koma lag. Perez hatte deutlich mehr Glück. Nach einer Zwangspause von nur einem Rennen (Montreal) kehrte der Mexikaner in Valencia in alter Frische zurück.

Bahrain und die Rennabsage

Der "Arabische Frühling" sorgte für die erste politisch bedingte Rennabsage der F1-Geschichte. Die Unruhen in Bahrain machten den Trip ins Königreich zum Sicherheitsrisiko. Nach einigem Säbelrasseln durch Bernie Ecclestone sagten die Veranstalter das Rennen im Februar ab. Der Saisonauftakt fiel damit aus, eine spätere Austragung des GPs wurde von der FIA im Juni abgelehnt. Da es im Wüstenstaat immer noch brodelt, ist auch der nächstjährige GP (geplant für 22. April) in Gefahr.

Austin und die Bau-Probleme

Was für eine Farce! Vollmundig verkündeten Bernie Ecclestone und texanische Investoren schon im Vorjahr die Rückkehr der Formel 1 in die USA. Austin sollte der Ort des Comebacks sein. Bis Oktober lief alles nach Plan. Dann wurden Pläne bekannt, wonach Ecclestone ab 2013 mit einem anderen US-Veranstalter ein Rennen vor den Toren New Yorks installieren wird. Austins Investoren und texanische Politiker bekamen aus Angst um "ihren" GP kalte Füße und weigerten sich, diverse Verträge für Finanzspritzen zu unterschreiben. Aktuell stehen die Bagger in Texas still, das Rennen dürfte demnächst abgesagt werden - zumindest für 2012.

Nicole, Lewis und das Beziehungs-Aus

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht ... Ja, was denn nun? Lewis Hamilton und Nicole Scherzinger boten uns ein Liebes-Drama deluxe. Erst trennten sie sich, um frisch verliebt ein Liebes-Comeback zu feiern. Ende Oktober dann das offizielle Beziehungs-Aus inklusive "freundschaftlicher Trennung". Hamilton leidet wie ein Hund (McLaren-Teamchef Whitmarsch: "Er hat offensichtlich private Probleme."), glaubt aber an ein neuerliches Revival: "Ich liebe sie noch immer. Wer weiß, vielleicht kommen wir eines Tages wieder zusammen." Wir bleiben dran!

 

Vettel und die unglaubliche Dominanz

Wenn ein einziger Fahrer nach Belieben dominiert, wird die Formel 1 langweilig. Im dritten Jahr ihrer Symbiose sind Sebastian Vettel und Red Bull Racing zum perfekten F1-Killer herangewachsen. Vettel knackte einige Rekorde und krönte sich schon Anfang Oktober zum Weltmeister. Die Konkurrenz schäumte anfangs (Stichwort: Flexi-Flügel) und resignierte am Ende.

Sutil und die Disco-Affäre

Adrian Sutil ist nicht nur Rennfahrer, sondern auch begnadeter Pianist. Dass er auch zulangen kann, stellte er nach dem China-GP unter Beweis. In einem Streit in einer Shanghaier Disco soll der Deutsche Lotus-Renault-Mitbesitzer Eric Lux mit einerr Glasscherbe attackiert und ihn dabei am Hals verletzt haben. Eine Anzeige wegen schwerer Köprerverletzung ging im Juni bei der Staatsanwaltschaft München ein. Sutil beteuerte stets, es wäre ein Unfall gewesen.

Kubica und die drohende Amputation

Am 6. Februar kam die Eilmeldung über Robert Kubicas schweren Rallye-Unfall in Norditalien. Dem Polen, der sich kurzfristig sogar in Lebensgefahr befand, drohte aufgrund der Schwere seiner Verletzungen die Amputation einer Hand. In einer Notoperation konnten die behandelnden Ärzte diese retten. Seither warten die polnischen Fans sehnsüchtig auf seine Rückkehr. Ob und - wenn ja - wann der 26-Jährige sein Comeback feiern kann, steht in den Sternen.

Massa, Hamilton und der Dauerstress

Neutrale Beobachter sahen darin bereits einen Running Gag, den betroffenen Fahrern und Teams kam es wie ein schlechter Alptraum vor. Regelmäßig benahmen sich Felipe Massa und Lewis Hamilton wie zwei Ochsen und nahmen sich dabei gegenseitig auf die Hörner. Der Brasilianer gab sich höchst objektiv und sah die Schuld bei seinem britischen Widersacher. "Er versteht es einfach nicht. Er versucht immer, Superman zu spielen", tobte Massa. Angesichts seiner Katastrophen-Bilanz 2011 (kein Podestplatz) würde dem 30-Jährigen ein bisschen Selbstkritik nicht schaden.

Christoph Nister/Michael Höller