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Ricciardo: "Soweit ich weiß, waren alle dagegen"

Ricciardo:

Mehr Show, mehr Action. Aber wo ist der Sinn?

Die Formel 1 muss nach der Absegnung des Reglements für 2015 einmal mehr viel Kritik einstecken.

Besonders die Vereinbarung, ab dem kommenden Jahr stehende Re-Starts durchzuführen, stößt bei fast allen Beteiligten auf viel Unmut.

Generell soll das Prozedere gleich bleiben. Das Safety Car kommt bei Bedarf auf die Strecke und die überrundeten Autos überholen und reihen sich am Ende des Feldes ein.

Schwammige Formulierung

Sobald der Rennleiter das Safety Car an die Box ruft, wird noch eine Runde zurückgelegt ehe das Feld Aufstellung nimmt und das Rennen erneut beginnt.

Allerdings gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn das Safety Car innerhalb der ersten beiden Runden zum Einsatz kommt oder nur noch weniger als fünf Runden zu fahren sind.

Außerdem hat die Rennleitung das Recht, das Geschehen wie bisher fortzuführen, wenn "die Bedingungen für einen stehenden Restart ungeeignet sind".

Ricciardo äußert Bedenken

Frei nach Jean Paul Sartre könnte man jetzt meinen: In der Formel 1 verkompliziert sich alles durch die Umsetzung eines neues Reglements.

Wirklich verständlich wirkt die Regel nämlich nicht, noch dazu lässt sie jede Menge Interpretationsspielraum. Dienen soll es dafür der Spannung.

Viele Fahrer fühlen sich übergangen, immerhin hat der Regelgeber über ihren Kopf hinweg entschieden. "Soweit ich weiß, waren fast alle von uns dagegen", schildert Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo bei "Autosport". 

Davon abgesehen sieht der Kanada-Sieger einen massiven Nachteil für den führenden Piloten.

"Nehmen wir einmal an, man hat als Fahrer einen Vorsprung von 20 Sekunden herausgefahren. Wenn dann das Safety-Car herauskommt, verliert man diesen 20-Sekunden-Vorteil wieder. Was zuvor nach einem einfachen Sieg aussah, ist dann plötzlich fraglich. Das allein ist schon ein großer Nachteil für den Führenden. Wenn man ihm dann aber noch einen stehenden Start aufbürdet, kann alles passieren", führt Ricciardo aus.

Reifen Probleme vorprogrammiert?

Ziemlich unausgegoren findet auch Reifenhersteller Pirelli die neue Vorgehensweise. Immerhin würde man schon beim Rennstart viele Kühler und andere Hilfsmittel benötigen, um Auto und Pneus auf eine geeignete Temperatur zu bringen.

"Es geht nicht nur darum, dass die Reifen Temperatur verlieren, sondern auch darum, dass die Autos überhitzen könnten", prognostiziert Paul Hembery.

Jenson Button sieht ebenfalls die Reifen als entscheidenden Faktor. Besonders gegen Rennende seien die Gummis schon extrem abgenützt. "Und du musst Vollgas fahren, um die Temperatur in die Reifen zu bekommen. Also wirst du schwer zu kämpfen haben. Das könnte zu Chaos führen", so der Routinier.

Renndirektor Charlie Whiting versucht zu beschwichtigen: "Man sollte nicht vergessen, dass die Safety-Car-Prozedur bis zum stehenden Restart unverändert bleibt." Fahrer mit verschlissenen Reifen dürften also - wie bisher - die Boxen aufsuchen, um neue Pneus aufzuziehen. "Sie machen das jetzt und es gibt keinen Grund, warum sie es nicht auch unter den neuen Regeln machen sollten", so Whiting, der gleichzeitig den Show-Gedanken der Änderung unterstreicht: "Der Start ist in den Augen vieler das spektakulärste am Rennen und je mehr Starts es in einem Rennen gibt, desto besser."

Ex-Pilot Martin Brundle bringt andere Bedenken ins Spiel. "Es wird für die Fahrer unheimlich schwierig sein, ihren Startplatz zu finden. Du stehst wahrscheinlich an einer ganz anderen Stelle als am Start. Und es gibt keine Referenzpunkte wie die Grid-Girls. Wann da einer im Feld zu weit, zu wenig weit oder auf die falsche Seite fährt, ist das Chaos komplett", glaubt der 55-Jährige.

Kleine Spargedanken umgesetzt

Immerhin findet sich im abgesegneten Papier auch die eine oder andere Änderung, die Anklang findet. So sollen etwa die hässlichen Nasen im nächsten Jahr schon wieder der Vergangenheit angehören.

Auch Spargedanken werden umgesetzt. Die Zahl der Motoren pro Fahrer und Saison wird von fünf auf vier reduziert, gleiches gilt für die Zahl der Windkanalstunden. Bisher waren es 80, ab 2015 sollen es 65 pro Rennstall sein. 

Genauso wird die Verlegung aller drei (statt vier) Testtermine nach Europa den Teams billiger kommen. Unter der Saison wird zudem nur noch an zwei Mal zwei Tagen getestet.

Vielen Fans wird das aber eher egal sein. Der  Safety-Car-Regel-Schnellschuss hingegen könnte in punkto Spannung schnell nach hinten losgehen...

 

Andreas Terler